Rezension – Der Kuss der Lüge

Der Kuss der Lüge von Mary E. Pearson.

Klappentext:
Lia ist die älteste Tochter im Königshaus Morrighan. Gerade mal 17 Jahre alt, soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat. Doch das Mädchen entscheidet sich, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Sie flieht und heuert weit entfernt von zu Hause in einer Taverne an. Dort lernt sie zwei Männer kennen, die sofort ihre Aufmerksamkeit erregen. Was sie nicht weiß: Die beiden sind auf der Suche nach ihr. Einer wurde ausgesandt, um die Königstochter zu töten. Und der andere ist ausgerechnet jener Prinz, den sie heiraten sollte. Schnell fühlt Lia sich zu beiden hingezogen …

Genre: Fantasy

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

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Das Cover ist schlicht genug, um nicht überladen zu wirken und mit so vielen Details versehen, dass man es genauer betrachtet. Besonders gut gefällt mir die Stimmung. Das Mädchen im Kornfeld strahlt Entschlossenheit aus und wirkt gleichzeitig geheimnisvoll. Man fragt sich wer sie ist. Der bedrohliche Himmel, der einen Sturm ankündigt, schafft eine düstere Spannung. Die kleinen Details im Hintergrund werfen weitere Fragen auf, die man lösen möchte.
Auch farblich ist das Cover gelungen. Die Farben sind eher gedeckt mit einem Hang zum Grün. Dieser Effekt verstärkt die Stimmung ohne aufdringlich oder langweilig zu wirken. Passende Akzente, wie der Blumenkranz sorgen für das nötige i-Tüpfelchen.
Sehr schön gelungen ist auch die Schrift. Zum einen hebt sie sich durch die Prägung ab, zum anderen durch die Gesamtgestaltung. Der strahlenförmige Rahmen wirkt wie eine Sonne, die einen schönen Gegenpol zum grauen Himmel bildet.
Auf dem Buchrücken wird die schöne Optik in einer schlichteren Form widergespiegelt.

Ohne viel Spoilern zu wollen, es ist eine Fantasy Geschichte, in einem mittelalterlichen Umfeld. Ein Mädchen spielt die Hauptrolle und ein großes Schicksal kommt auf sie zu. Auch wenn es nicht ständig düster und geheimnisvoll zugeht, passt das Cover sehr gut zum Inhalt.

Die Inhaltsangabe hätte schon sehr abschreckend sein müssen, um den guten ersten Eindruck des Covers zu ruinieren. Es regt meine Fantasie an und gerade die Stimmung macht mich neugierig.

Inhalt

Prinzessin Lia kennt nichts von der Welt, außer dem Palastleben. Längst darf sie nicht mehr einfach mit ihren Brüder ausreiten und spielen. Stattdessen wird sie zu der Königstochter aufgezogen, die das Land braucht. Sie ist das Pfand, um sich mit dem Nachbarkönigreich gegen feindliche Barbaren zu verbünden. Doch Lia möchte nicht an den unbekannten Prinzen verheiratet werden und macht sich mit ihrer Zofe kurz vor der Hochzeit aus dem Staub. Sie verstecken sich im Heimatdorf der Zofe und arbeiten als Schankmädchen bei einer mütterlichen Freundin.

Der junge, fesche Prinz, den sie für einen alten Mann gehalten hat, will sich die flüchtige Prinzessin näher ansehen und folgt ihr, genauso wie ein Attentäter der Barbarenhorden, die das Bündnis zwischen den Königreichen um jeden Preis verhindern wollen. Die unerfahrene Lia, die beide für einfache Burschen hält und sich nach Liebe und Küssen sehnt, bandelt mit ihnen an.

Was weiter mit Lia uns den beiden Jungs passiert, will ich nicht näher ausführen. Das müsst ihr schon selbst nachlesen.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm zu lesen, wenn auch die Formulierungen manchmal blauäugig wirken. Aber das ist nicht unpassend, wenn man das zarte Alter der Prinzessin bedenkt, die die Geschichte zum großen Teil aus ihrer Perspektive erzählt.

Ich hatte beim Inhalt schon den naiven Stil angesprochen. Dabei ging es mir vor allem um die Komposition der logischen Abläufe. Es passiert etwas dramatisches und die Mädels kichern, die Situation ist brenzlig und die beiden Freundinnen haben nichts besseres zu tun, als nach hübschen Kerlen Ausschau zu halten. Das waren Situationen in denen ich schon ab und an die Augen verdreht habe. Aber wie gesagt, die Prinzessin und ihre Hofdame sind relativ jung und in ihrem Alter dreht sich viel um die hormonellen Bedürfnisse.

Als die Prinzessin von ihren Freiheiten als junges Mädchen berichtete, dass sie mit ihren Brüdern Fährtenlesen geübt hat und beim Kartenspielen dabei war, wie ein Gossenmädchen, musste ich auch die Stirn runzeln. Das kam mir unwahrscheinlich vor, nachdem sie als erste Tochter einen besonderen Rang inne hat. Kein Wunder, dass sie abhaut, nachdem die Eltern die Zügel angezogen haben und sie an einen Unbekannten verheiraten wollen. Wie kann man von einem Mädchen erwarten, dass es die Traditionen und Pflichten ehrt, wenn es das halbe Leben lang unterwegs war wie ein Strolch?

Die zwei Mädels fliehen natürlich ausgerechnet in das Heimatdorf der Hofdame. Das wäre ja total abwegig sie dort als erstes zu suchen, oder?

Das Kellnern nimmt man Prinzessin Lia gerade noch ab, denn immerhin hat sie sich ja auch in Kindertagen schon ans Pokern mit den Freunden ihrer Brüder gewagt.

Dann kamen die zwei Herren daher und ich dachte, oh nein, keine Dreieckskiste, bitte. Das entpuppte sich jedoch als unbegründete Befürchtung, denn Lia entscheidet sich recht schnell. Was mich zum nächsten Ausruf brachte, oh nein, natürlich der Bad Boy. Welches Mädchen mag schon den netten, zuverlässigen Prinzen? Das war ein Punkt, an dem ich überlegte, das Buch einfach zu zuklappen. Zum Glück habe ich weiter gelesen, denn der Clue der Geschichte ist richtig toll.

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich auch Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als gewöhnlich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Eine Feder für das Cover. Die eingefangene Stimmung gefällt mir außergewöhnlich gut.

Optisch ist es wunderbar und das Cover passt hervorragend zum Inhalt. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die Handlung ist spannend, auch wenn die Charaktere ab und an seltsame Entscheidungen treffen. Die Liebesgeschichte wartet mit einer tollen Wendung auf, die alle Befürchtungen wieder in eine Dreiecksgeschichte oder ein Bad-Boy-Drama zu geraten zerstreut. Mir hat das Buch gut gefallen.

Weitere Meinungen zu „Der Kuss der Lüge“ findet ihr bei::

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