Post Buch Wien

Eine Woche ist es her, dass ich aus Wien zurück gekommen bin. Und es war eine wunderbare Zeit. Zum einen war ich gar nicht so viel auf der Messe unterwegs wie gedacht, zum anderen war ich viel mehr auf dem Messegelände unterwegs als geplant. Ein Paradox? Ja und nein, aber fangen wir am Anfang an.

Ich war bei Romane made in Austria dabei und kam deshalb schon zum Aufbau unseres Standes zur Messe. Die Stimmung in den Hallen ist etwas ganz besonders, wenn die Ausstellenden und das Messeteam den Platz noch für sich haben. Alle Möglichkeiten sind offen und Vorfreude auf das, was sein könnte, erfüllt die Luft.

Da ich fast niemanden vom Verein vorher kannte, war es eine Herausforderung für mich als Introvertierte, so viele Leute, die sich teils untereinander schon lange kennen, zu treffen. Es kostet viel mehr Energie, mit Menschen zu interagieren, deren Dos ans Don’ts ich nicht kenne. Aber mit einer Aufgabe geht alles leichter. Ich habe Kisten ausgepackt, Stapel zum Einsortieren in die Regale vorbereitet, Titel für die Kontrollliste angesagt, Sticker geklebt und einige unserer Pakete auf dem Gelände gesucht, die nicht bei uns angekommen sind. Skrupellos die Kartons an anderen Ständen durchforsten, kann ich gut. Und als wir fertig waren, hatte ich meine erste positive Erkenntnis. Ohne mir dessen bewusst zu sein, habe ich schon viel Messeerfahrung gesammelt, vor allem mit der Organisation von Gruppenständen und den Dingen, die nicht ganz geplant verlaufen. Ich habe Skills.

Anschließend hatte ich noch Zeit Wien zu erkunden und einige Orte wiederzusehen, die ich länger nicht besucht habe. Und Wien ist, genau wie Berlin, für mich ein Stück Zuhause. Denn auch wenn ich Jahre nicht mehr dort war, verbinde ich so viele Erinnerungen mit den Städten, in denen ich aufgewachsen bin.

Ab Donnerstag ging es dann los mit den Messetagen. Davor habe ich mich tatsächlich gefürchtet, denn meine letzte Messe ging nicht gut aus und ich bin nach zwei Tagen psychisch kollabiert. Deswegen bin ich mit Vorsicht ran gegangen.

Meine Tipps für Introvertierte Menschen mit schnell erschöpften sozialen Kapazitäten:

  • Kleine Quests
    Ich habe mir vorgenommen Leute aus der österreichischen Literaturbubble zu treffen oder kennen zu lernen und bei Gelegenheit Fotos für Social Media zu machen.
    Außerdem wollte ich jeden Tag etwas zur Messe posten.
  • Lange an Orten sitzen, wo es ein wenig Ruhe gibt
    Auf der Buch Wien ist es nicht so voll, wie zum Beispiel in Leipzig. Außerdem haben sie strategisch günstig Sitzecken, die teils auch in der Nähe der Bühnen stehen, so dass ich das Programm nebenbei erleben konnte und mich nicht verprflichtet fühlte, Gesellschaft zu suchen.
  • Mit wenigen Menschen in aller Ruhe Gespräche führen (wenn das Gegenüber dafür keine Zeit hat, es gibt ein nächstes Mal)
    Für mich war es wertvoll, nicht zu versuchen, alle Menschen zu treffen, die möglich waren, sondern nur ein bis zwei Personen pro Tag in meinen Plan mit aufzunehmen und ansonsten entspannt an einem ruhigeren Platz zu bleiben.
  • Gemütlicher Rückzugsort mit einer Person deines Vertrauens
    Alleine in ein Hotelzimmer zurückkehren zu müssen oder kein gemütliches Plätzchen zu haben, an dem ich mich zum Tagesende verkriechen kann, ist für mich ein No-Go. Auch wenn ich nicht unbedingt noch gepflegte Gespräche führen möchte, ist es für mich wichtig, jemanden in der Nähe zu haben, an den ich mich wenden kann, auch wenn wir vielleicht nur noch einträchtig schweigen.

Und wie war jetzt die Messe selbst? Auf der Buch Wien geht es eher zugeknöpft zu, eine Messe, die dermaßen politisch ist, wie ich es eher nicht kenne. Ich nenne sie liebevoll, die Snobmesse, weil es schon so wirkt, als trügen einige Literaten ihre Nase etwas höher als andere. Fantastik scheint eine Randerscheinung zwischen all der Literatur, die sich für bedeutend hällt. Die Bühnenauftritte sind für mich persönlich sehr spannend, weil ich Politik durchaus mag und wichtig finde, aber es bekommen auch Leute Raum, die keine demokratischen Grundwerte vertreten, was ich für problematisch halte.
Eine schöne Überraschung war der spontan geplante BoD stand, meine Homebase, zu der ich am Samstag auch zum Frühstück geschwebt bin und unerwartet ein Achievment freigeschaltet habe, indem ich mich mit einer lieben Autorin unterhielt, die ich gar nicht kannte.

Aber schon ab Freitag wurde es unerwartet aufregend, weil ich meiner Kollegin auf der Vienna Comic Con beim Standaufbau geholfen habe und dadurch zu einem Ausstellerausweis gekommen bin. Deshalb pendelte ich plötzlich zwischen zwei Messen hin und her und das fand ich überraschend klasse. Ich hatte kleine Aufgaben, Bewegung, konnte mich umgucken und hatte einen Ort zum Ausruhen, von dem aus ich Cosplayer anschauen konnte.

Vollkommen absurd waren allerdings die Bemühungen, beide Messen strikt voneinander getrennt zu halten. Es gab weder ein kobiniertes Ticket, was aus finanzieller Sicht zumindest nachvollziehbar war, noch einen direkten Zugang. Und das obwohl beide Messen im gleichen Messegebäude stattfanden und es sogar einen verglasten Gang gibt, der die jeweiligen Hallen miteinander verbindet. Der wurde allerdings mit Glasstellwänden unpassierbar gemacht, so dass alle Besuchenden, die Tickets für beide Veranstaltungen hatten, gezwungen waren durch die eisige Kälte außen herum zu gehen und entweder die Garderobe zu wechseln oder den Mantel anzubehalten. Wer zahlt schon zwei Mal Gebühren für das selbe Gebäude.

Mein Fazit als Autorin aus der Fantastik ist, dass die Con fast interessanter für das Genre ist, als sie Buchmesse. Pan war zum Beispiel auf der VIECC zu finden. Und diese Erkenntnis führt mich zu meinen Plänen für kommendes Jahr, in denen ich es durchaus für möglich halte, dass ich einen eigenen Stand auf der VIECC buchen möchte. Zum einen hat mich die Con sehr inspiriert, zum anderen, wer mich kennt, weiß, wie viel ich rund um meine Bücher bastle und ich habe einiges an Kunsthandwerk zu bieten, was auf Cons perfekt zum Konzept passt.

So viel zu Wien. Ich habe die Zeit sehr genossen.

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