Serien Quickie – Silo Staffel 2

Altersfreigabe:

Worum geht es?

Nachdem Juliette aus dem Silo, in dem die letzten Menschen in einer unwirtlichen Welt überleben, hinaus geschickt wurde und nicht, wie alle anderen zuvor die Kameralinse geputzt hat und tot umgefallen ist, entstehen Unruhen im Silo und Juliette entdeckt, dass es noch viel mehr Bunkeranlagen hinter dem Hügel gibt.

Achtung, sensibler Inhalt! Depressionen, extreme Gewalt, Nötigung, Selbstmord

Welches Genre?

An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei all den Leuten bedanken, die Arbeit und Mühe in die Serie gesteckt haben. Unabhängig davon, wie ich die Serie persönlich bewerte, verdienen die künstlerischen Ambitionen Anerkennung. Dankeschön.

Wie ich die Serie finde?

Staffel 2 geht nahtlos weiter, wo die erste aufgehört hat. Da ich das Buch kenne, war es für mich keine Überraschung, dass Juliette Leichen und ein anderes Silo hinter dem Hügel entdeckt. Die Inszenierung hat mir sehr gut gefallen und auch die zweite Staffel besticht durch das gute Szenenbild.

In Juliettes Heimatsilo Nummer 18 geht es mit der Ränkeschmiederei noch heftiger weiter, als in der ersten Staffel, was mir immer noch nicht sehr zusagt, weil ich es großteils für unnötig halte. Mir gefallen die Szenen im verlorenen Silo zu Beginn besser, vor allem weil sie richtig schön dystopisch und postapokalyptisch sind und ich hätte lieber mehr davon, als von den Intrigen von Bernhard und Co. gesehen. Leider geht es mit Zoff und Augenauspickerei auch bei Juliette los

und lässt eine weitere Frauenfigur in keinem guten Licht dastehen.

Das ist ein um sich greifendes Phänomen. Leider kommt im Laufe der Staffel das Gefühl von Kill your Females auf, denn auch wenn die Serie durch einen diverseren Cast besticht, werden nach und nach alle Frauenrollen beseitigt oder zerlegt. So wirkt die Richterin wie ein Lückenfüller und Walkers

setzt die Figur in ein schlechtes Licht. Von der Chefin der Versorgung sehen wir so gut wie nichts mehr.

Das Finale wird etwas rasch über die Bühne gebracht. Zugegeben, die Auflösung ist pfiffig, aber der Weg dorthin leider nicht. Und das Ende ist ein Cliffhanger.

Fazit

Die Staffel gefällt mir, aber nicht so gut, wie die erste, denn das dystopische Setting kommt etwas kurz und ist nicht so sehr Ausgleich für die ganze Politik und Pläneschmiederei der verschiedenen Gruppen.

Silo 2024

Vergleich mit dem Buch:
Rezension zum Buch
In der zweiten Staffel driften Buch und Serie in vielen grundlegenden Details auseinander

Staffel 2 ist Teil der Handlung des ersten Buchs. Allerdings entscheidet Juliette im Buch nicht so rasch, in Silo 18 zurückkehren zu wollen. Sie ist großteils mit dem allgemeinen Überleben beschäftigt und wie sie den neu entdeckten Silo wieder in Betrieb nehmen könnte. Solo, der vermeindlich letzte Überlebende dort, ist keine Quallestrippe und wir erleben seine Vergangenheit aus seinen Augen.
In der Serie ist die Rückkehr Julietts vorrangiges Ziel, das sie auch über Leichen durchzusetzen versucht, was sie manchmal unsympatisch werden lässt. Sie ist sehr viel unzugänglicher, weniger lösungsorientiert und smart dargestellt als im Buch.

Die Geschehnisse in Silo 18 nehmen im Buch weniger Raum in Anspruch. Das liegt zum einen daran, dass es im Buch wesentlich weniger Charaktere gibt und zum anderen daran, dass die ganzen Verschwörungen untereinander fehlen. Es heißt untere Etagen gegen die Mitte und wir befinden uns viel schneller und länger im Aufstand, als in der Serie. In der Verfilmung kommen wir gefühlt nicht einmal wirklich zu einer Revolte.

Durch die eingeführten Figuren in der Serie, wie zum Beispiel die Richterin, können wir einen sehr guten Blick auf Bernhards Innenleben werfen und er wird dadurch vielschichtiger als im Buch, auch wenn er der gleiche kleinkarrierte Bürokrat bleibt. Allerdings verschieben die Buchfremden Rollen die Dynamik, denn Lukas wird in der Serie nicht gleich zu Bernhards Schatten und erst einmal in die Mienen verbannt.

Auch die Funkverbindung zu Silo 1 scheint in der Serie nicht zu existieren. Stattdessen gibt es wohl so etwas wie eine KI. Das wird allerdings nicht näher aufgeklärt. Im Buch kontaktieren Silos in Schwierigkeiten Silo 1 und bekommen Instruktionen von Menschen. Da sich das komplette zweite Buch darum dreht, wer eigentlich in Silo 1 lebt, bin ich sehr gespannt, ob und wie das in der Serie überhaupt aufgegriffen wird.

Ein wenig schade finde ich, wie sehr der Subtext in der Serie leidet, denn zahlreiche kleine Änderungen zu Gunsten von Action und Intrige lassen die Lebensbedingungen und die Bedeutung im Kontext in den Hintergrund treten. Der Silo wirkt viel kleiner in der Serie, da zwischen den Figuren der verschiedenen Bereiche mehr direkter Austausch stattfindet, als wäre der Weg zu ihnen nicht weit.

Dass die Kinder aus dem verfallenen Silo älter sind als im Buch, finde ich schade, weil es die gesamte Bedeutung von der Verhütungskultur beiseite schiebt, vor allem die kleinen Konsequenzen, die ein Umsturz im täglichen Leben haben kann, an die keiner denkt. Kinder, die Kinder bekommen war den Produzenten wohl ein zu schweres Thema. Im Buch sind sie eine kleine eingeschüchterte Gruppe, die sich vor Erwachsenen fürchtet, weil die gefährlich sind. Das hat eine viel tiefere Bedeutung als die jungen Erwachsenen, die sich in der Serie gegenseitig angehen, wie alle anderen auch.

Das erste Buch endet mit Julietts Rückkehr und dem Niedergang von Bernhard, was den Leuten im Silo wie ein Sieg vorkommt. In der Serie bleiben wir in der Luft hängen, was mit Juliette geschieht, nachdem die Flammenwerfer in der Eingangsschleuse angehen und was mit dem Mob ist, der hinaus zu drängen versucht. Bernhards Ende unterscheidet sich auch gravierend, denn im Buch wird er von den Leuten hinaus geworfen, in der Serie gibt er auf und es bleibt nur zu rätseln, was es mit der KI auf sich hat und wieso sie ihn dazu bewegt, von sich aus hinaus gehen zu wollen.

Rezension Staffel 1
Rezension Staffel 3 (falls umgesetzt)

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