Rezension – Xerubian – barb ylon

Barb Ylon von Andreas Hagemann.

Es handelt sich um den zweiten Teil der Xerubian-Reihe. Den ersten Teil habe ich schon gelesen und mochte ihn gerne. Wenn ihr nähere Informationen wolt, schaut in den #Booktalk rein.

Klappentext:
Ein heftiges Beben erschüttert die friedliche Welt von Xerubian. Kurz darauf erscheinen riesige Gewitter, in denen ganze Ortschaften verschwinden. Inspektor Dalon, dessen bequemer Dienstdrache Nerol und ihre beiden Begleiter untersuchen die Geschehnisse. Als ihre Nachforschungen gerade beginnen, überrascht sie eines der Gewitter und transportiert sie in eine andere Welt. Eine Welt aus Dunkelheit und Tod. Sie ahnen nicht, dass diese nur noch wenige Tage existiert.

Genre: Humorvolle Fantasy

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Optisch ist das Cover wirklich schön. Die Farbgestaltung ist harmonisch und ich liebe Schriftzüge in Goldoptik. Das strukturierte Rot mit der angedeuteten Schrift im Hintergrund ist angenehm. Es ist ein Cover, das meine Blicke im Geschäft auf sich ziehen würde, schlicht aber stilvoll. Die schnörkelige Schriftart gibt einen Hinweis darauf, dass es ein Fantasy Roman ist. Einziges Manko ist, dass die Bildelemente sonst keine aussagekräftigen Hinweise auf den Inhalt der Geschichte geben. Das Emblem in der Mitte wird dem potentiellen Käufer nicht viel sagen. Mich persönlich stört das aber nicht, da ich das Cover farblich so ansprechend finde, dass es mich dazu verleitet den Klappentext zu lesen, der mir letztendlich verrät worum es im Buch geht.

Inhalt

Gott spielt Billard  und die Kugeln auf dem Tisch sind Welten. Er möchte seinen Fehler vom letzten Spiel ausbügeln, in dem zwei Kugeln so unglücklich aufeinander getroffen sind, dass es eine Welten-Mischung gegeben hat. Doch auch dieses Mal verpatzt Gott es wieder. Anstatt es zu richten und die eine Welt, die jetzt ganz ohne Sonne auskommen muss, zu retten, lässt er sich beim Stoß ablenken und verursacht so noch mehr Chaos. Die Helden der Geschichte, der beleibte Inspektor Dalon, sein geschwätziger Drache Nerol und ihre Freunde Martandi und sein Drache Dragon, werden aus ihrer Welt in die Lichtlose Welt katapultiert. Dort hat das Verschwinden der Sonne verheerende Folgen gehabt.

Ob und wie sie dem nahenden Untergang durch die Finsternis entgehen, werde ich nicht verraten. Das müsst ihr selber lesen.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Der Schreibstil ist gewohnt schnörkelig mit vielen Partizipien. Er hat mir im ersten Band schon sehr gut gefallen, weil er zur mittelalterlich anmutenden Geschichte passt. Allerdings kann das beim Lesen auch manchmal ein wenig anstrengend werden. Herzstück ist der Humor, der sich nicht nur in Wortwitzen findet. Der Stil ist individuell und dadurch erfrischend anders.

Gott spielt mit den Welten Billard. Ich liebe diese Rahmengeschichte. Seine Frau liebe ich allerdings nicht, denn sie wirkt wie ein kochlöffelschwingender Dragoner, der aus dem Off Kommandos keift. Aber ein Klischeecharakter, der vollkommen überspitzt ist, kann einer Geschichte durchaus auch Charme verleihen. Zumindest dann, wenn sich dieses Klischee nicht auf alle weiblichen Charaktere ausdehnt. Die Frau des Inspektors ist allerdings das kochlöffelschwingende Abziehbild von Gottes Weib. Der einzige andere weibliche Charakter, der sonst noch in Erscheinung tritt und ansatzweise sympathisch wirkt, ist die Frau von Olaf, dem Aath Lan’Tianer. Allerdings ist auch sie kein starker Charakter, da sie als Frau in Aath Lan’Tis nichts zu sagen hat und sie mit dieser Begründung auch schnell wieder aus der Handlung verschwindet. Danach reihen sich männliche Charaktere an männliche Charaktere an männliche Charaktere. Jedes Mal, wenn es Text gibt, tritt ein greiser Mann, ein junger Mann oder ein Jüngling vor und spricht ihn. Frauen muss sich der Leser selbst vorstellen, wenn von Menschengruppen gesprochen wird. Zugegeben, die männlichen Charaktere sind klasse und bei der Art, wie Frauen beschrieben werden, ist man als Leser ganz froh nicht mehr von ihnen zu hören, aber das vollkommene fehlen eines weiblichen Charakters mit Tiefe stört mich. Eine Welt besteht nun mal nicht nur aus Männern.

Wie schon im ersten Band der Xerubian Reihe bringen mich die Faxen der Drachen zum Schmunzeln. Es macht einfach Spaß ihnen bei ihrem Geplänkel zuzuhören. Vor allem Nerol mit seinem Dialekt und der Plauze ist mir ans Herz gewachsen. Auch wenn es nicht immer einfach ist seine Textpassagen zu lesen. Das Setting in Barb Ylon ist düsterer als im ersten Band der Xerubian Reihe, was mir aber sehr gut gefällt. Cool finde ich, dass das komödiantische Verhalten der Drachen dem angepasst ist. Sie Scherzen nicht zu sehr, wenn die Situation gerade bedrückend wird. Das finde ich emotional passend gelöst.

Bei der Beschreibung der Energiesteine der Aath Lan’Tianer muss ich immer an die Disney Verfilmung von Atlantis denken. Ja, ich weiß, deren Kristalle sind blau, die im Buch sind grün, aber gerade in der Kombination mit dem weißen Haar der Aath Lan’Tianer schwirren mir automatisch Bilder des Disneyfilms im Kopf herum, wenn von den Kristallen die Rede ist, die die Leute um den Hals tragen und die irgendwie mit ihrer Lebensenergie verbunden sind.

Die Bestrebungen einiger Nebencharaktere verwirren mich. Was die Hauptfiguren, also unser Inspektor, sein Freund Martandi und die beiden Drachen wollen und tun ist klar, aber die Motive und Schritte der anderen Personen sind mir nicht immer verständlich. Das liegt mitunter an der komplizierten Art der Beschreibung. Der Schreibstil passt gut zum Genre und gefällt mir grundlegend gut, aber manchmal sind die Sätze so verschachtelt und verdreht, dass ich nur eines denke: Hä?

Jetzt aber genug gemeckert, denn ich will das Buch fertig lesen. Die düstere Untergangsstimmung gefällt mir. Ich will wissen was die Leute im Schilde führen. Die Geschichte ist spannend und ich liebe Dalon, Martandi, Dragon und Nerol.

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als gewöhnlich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Eine Feder für die wunderbare Rahmengeschichte. Die Idee mit Gott und dem Billardspiel finde ich richtig gut.

Eine weitere Feder hat sich die Geschichte mit ihren vier wunderbaren Hauptcharakteren verdient. Sie sind herrlich eigenwillig und facettenreich.

Einen Klecks gibt es von mir für die langweilige Darstellung von weiblichen Figuren. Wenn mal eine Frau in Erscheinung tritt, ist sie grauenvoll oder hat nichts zu sagen. Ansonsten scheinen gleich zwei Planeten überraschend arm an weiblichen Wesen zu sein.

Barb Ylon von Andreas Hagemann ist eine witzige Fantasygeschichte mit grandiosen Hauptfiguren. Der Schreibstil ist individuell und passt zum skurrilen Humor der Charaktere. Es dauert ein bisschen, bis die Geschichte richtig in Fahrt kommt und an manchen Stellen kam mir die Handlung nicht ganz schlüssig vor. Doch trotz kleiner Schwächen war das Buch sehr spannend und ich konnte wieder viel schmunzeln und mich auch ein wenig gruseln. Die Atmosphäre ist düsterer als im ersten Teil von Xerubian. Doch der Sarkasmus und Witz wurde der Stimmung sehr gut angepasst. Ich fühlte mich beim Lesen prächtig unterhalten.

Weitere Meinungen zu „Barb Ylon“ findet ihr bei:
Renies Lesetagebuch