Rezension – Das Geheimnis der Sternentränen

Das Geheimnis der Sternentränen von Anke Höhl-Kayser.

Klappentext:
Im Jahr 2162 ist die Erde hoffnungslos verseucht. Um die Umweltbedingungen vergangener Tage erforschen zu können, richtet die Wissenschaftlerin Jade einen Zeitkorridor ein. Da steht plötzlich Ranon vor ihr – der junge Mann, der vom mittelalterlichen Planeten Ägeon stammt, ist über den Korridor auf die Erde gelangt! Das Potenzial des Portals zwischen den Welten bleibt nicht unbemerkt: Die beiden Despoten, die über die Erde und Ägeon herrschen, wollen es jeweils für sich nutzen, um den anderen Planeten zu erobern …

Als Jade und Ranon entdecken, dass ihnen dabei eine ganz besondere Rolle zugedacht ist, fliehen sie gemeinsam vor den Häschern der Regenten. Zusammen mit Keiare, einem humanoiden Echsenwesen, versuchen sie, die Pläne der Herrscher zu durchkreuzen und stoßen dabei auf eine geheimnisvolle Legende um die Tränen der Königin Risa. Ist sie der Schlüssel, der es Jade und Ranon erlaubt, das Schicksal ihrer Welten noch zu wenden?

Genre: Science Fiction

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Das Cover ist ein Blick aus dem All auf zwei Planeten. Der Betrachter steht hinter einer Person in futuristischem Anzug auf einem Steg. Ein Raumschiff fliegt von den Planeten weg.
Ich mag die blaue Farbe. Sie ist kühl und ruhig und passt Ideal zu dem Gefühl, dass ich habe, wenn ich an den Weltraum denke. Die gradlinige Schrift fügt sich wunderbar in die futuristische Optik ein. Was mir fehlt ist ein persönlicher Bezug. Meine Gefühle bleiben bei der Betrachtung oberflächlich, da keines der Elemente mir einen Hinweis darauf gibt, welche Stimmung sich hinter der Geschichte verbergen könnte, die über ein Weltraumabenteuer oder ein futuristisches Szenario hinaus geht. Auch die Person ist Identitätslos.
Insgesamt finde ich das Cover schön und durchaus ansprechend.

Inhalt

Die Wissenschaftlerin Jade lebt auf der Erde der Zukunft. Der Planet ist nach einem Atomkrieg zwischen den Großmächten China und den USA verseucht. Nur ein paar geschützte Bereiche werden von den letzten Menschen bewohnt.
Jade fällt es schwer sich in die strenge Gesellschaft einzugliedern, die wie ein Bienenvolk funktioniert und nichts als Arbeit kennt. Spaß und Individualität sind unerwünscht. Trotz ihrer Probleme wird sie mit einem wichtigen Projekt betraut. Sie soll ein Wurmloch in die Vergangenheit öffnen und so ihre sterbende Rasse retten. Doch anstatt eine Passage ins Mittelalter der Erde zu erschaffen, generiert sie einen Durchgang auf einen anderen Planeten.

Ägeon ist Ranons Welt, einem jungen Findelkind, das von seinen Zieheltern schlecht behandelt wird. Er lebt und arbeitet beim Schmied seines mittelalterlichen Dorfes. Dort herrschen schlimme Zustände, denn der nahe gelegene Vulkan vergiftet die Atmosphäre. Die ungebildeten Menschen machen die Drachen dafür verantwortlich, die im Berg hausen und befindet sich mit ihnen immer wieder im Krieg.

Als Ranon durch das Wurmloch in Jades Welt kommt, zeigt sich, dass sowohl ihre Anführer, als auch die Oberhäupter von Ranons Welt, ihre Pläne mit den beiden haben. Sie wollen das Portal nutzen, um die jeweils andere Welt zu erobern. Jade und Ranon fliehen. Doch sie werden verfolgt und es bleibt ihnen nichts anderes übrig als sich gegen die Machthaber aufzulehnen und ihre finsteren Machenschaften zu durchkreuzen.

Ob ihnen das gelingt und welche Details sich in der Gesichte noch verbergen müsst ihr selber lesen.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Das in der Geschichte zwei Welten vorkommen, eine futuristische und eine mittelalterliche, ist kein Geheimnis. Ebenso wenig, dass sie durch ein Portal miteinander verbunden werden. Die Heldin auf der futuristischen Erde ist Wissenschaftlerin. Umso verwunderlicher ist ihr intuitiver Umgang mit der Forschung am Portal. Sie hat keine fundierten Kenntnisse über die Funktionsweise, ihre Ratten kommen als Aschehäufchen wieder raus, aber was soll’s, wir hüpfen da jetzt trotzdem mal rein, weil sie das Gefühl hat, sie kann das irgendwie steuern. Ihr ist so, als könnte sie sich sogar ganz woanders hinschicken, indem sie einfach daran denkt. Diese Erläuterungen fühlen sich wie Abkürzungen an. Hier wäre es mir lieber gewesen, wenn Jade gründlicher überlegt und wissenschaftlich untersucht hätte.

Auch die Begegnung von Jade und Ranon und die Entwicklung ihrer Beziehung zueinander ist komprimiert. Gesehen, verliebt. Ich kenne dich nicht, aber ich werde dich vermissen. Wieso?

Im Sci-Fi Teil der Geschichte befinden wir uns in einer Nachkriegsgesellschaft, die von Frauen geführt wird. Männer sind zu Handlangern degradiert. Die Gesellschaftsform und ihre Wandlung zu früher finde ich interessant. Dazu hätte ich mir eine ausführlichere Beleuchtung des Hintergrundes gewünscht. Weil sie es mit ihrem Atomkrieg versiebt haben, reicht mir als Erklärung dahinter nicht.

Die letzte Präsidentin der Welt hieß Jolie-Pitt. An der Stelle musste ich schon ein wenig lachen. Zumal das für mich das Konstrukt der Unterordnung von Männern noch verwirrender machte. Immerhin war eine Frau an der Herrschaftsspitze, als alles den Bach runterging.

Die neue Welt der Zukunft besteht aus der Erdrepublik United States of China and Amerika (USCA). Das waren die beiden Großmächte, die trotz einer vereinten Welt, einen Atomkrieg miteinander geführt haben. Ich weiß nur nicht so recht, wieso sie dann als Sieger hervorgehen und der Zusammenschluss erscheint mir geografisch auch irgendwie schwierig.

Zentral im neuen System sind sogenannte Türme. Die wurden schon vor dem Krieg gebaut. Warum sie allerdings so wichtig sind, wird nicht wirklich ausgeführt. An der Stelle hätte ich mir auch eine ausschweifendere Erklärung gewünscht.

Die Welt der Erde gefällt mir sehr gut. Die Frauen nehmen ständig irgendwelche Substanzen, um zu funktionieren und sie werden zweckorientiert gezüchtet. Das finde ich wirklich gut dargestellt und die moralischen Fragen, die aufgeworfen werden gefallen mir.

Als die Soldaten der frauendominierten Erde auftauchen und es alles Männer sind, musste ich schmunzeln. Sie vergleichen ihren Staat mit einem Bienenvolk, Königin, Kriegerinnen, Arbeiter, aber die Krieger sind Kerle?

Gerade der Anführer der sogenannten Zhànshì, ist besonders kontrovers. Er hält Jade eine Waffe an den Kopf und sie denkt darüber nach wie anziehend er ist. Sie hechelt mir insgesamt etwas zu viel. Auch wenn sie kaum mit Männern in Kontakt gekommen ist, müsste ihre Konditionierung doch nicht bei jedem männlichen Wesen gleich aussetzen. Das macht ihr Interesse an Ranon auch irgendwie so bedeutungslos. Sie fliegt ja auf alle Kerle.

Der Hintergrund mit den Drachen auf der mittelalterliche Welt, gefällt mir wirklich sehr gut. Was mich irritiert sind die ganzen technischen Geräte, die im Laufe der Geschichte als Elemente der mittelalterlichen Welt auftauchen, wie zum Beispiel eine Art Laptop. Eine striktere Trennung – Technik in der futuristischen Welt, Magie in der mittelalterlichen – wäre mir lieber gewesen.

Ranon hat Fähigkeiten. Er benutzt sie, hat dadurch Schmerzen und sagt im nächsten Moment, es mache Spaß. Ein Masochist, wie es scheint.

Grundlegend habe ich immer wieder gedacht: Wieso so kurz? Dazu will ich mehr wissen!

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als gewöhnlich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Für die Idee eine mittelalterliche und eine futuristische Geschichte zu verschmelzen, vergebe ich eine Feder.

Die tollen Ideen zu den Völkern, wie die Schwarzfeuer, die schwarzen Stürme, den Umgang der gezüchteten Frauen auf der Erde mit regulierenden Substanzen, die Darstellung der eingeschränkten Entscheidungs- und Bewegungsfreiheit, ist mir auch eine Feder wert.

Für die Umsetzung muss ich leider einen Klecks vergeben. Die Zusammenhänge werden oft so abgekürzt dargestellt, dass es teilweise schon plump wirkt und das macht es manchmal schwer die Beweggründe der Charaktere nachvollziehen zu können. Gerade die Beziehungen zueinander werden oft einfach als plötzlich gegeben dargestellt. Er kam, sah und war verliebt.

Das Geheimnis der Sternentränen ist eine Mischung aus klassischer Fantasy und Sci-Fi. Die Geschichte lebt von vielen tollen Ideen und den gut durchdachten Völkern auf den zwei Planeten. Es gibt so viele wundere Details. Das hat mich begeistert. Die tolle Idee hinter der Geschichte und auch die Figuren selbst und die Gesellschaft in der sie leben, machen das Buch trotz aller Abkürzungen lesenswert. Mir hat es sehr gut gefallen und ich hätte mich darüber gefreut, wenn es ein Mehrteiler geworden wäre, in dem genug Platz gewesen wäre, um all die Lücken mit Leben zu füllen.

Weitere Meinungen zu „Das Geheimnis der Sternentränen“ findet ihr bei:
Jenetts Meinung
Kitsune Books