Ich bin ein Stern von Inge Auerbacher
Klappentext:
Inge Auerbacher wächst als Kind einer jüdischen Familie in einem schwäbischen Dorf auf. Sie ist sieben, als sie mit ihren Eltern in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wird. Sie erzählt aus der Sicht des Kindes, von ihren Freunden und ihrer Familie. Wie ihr Vater nach der Reichspogromnacht sein Geschäft aufgeben und sie den gelben Stern tragen muß. Von der schrecklichen Zeit im Lager, von der Verzweiflung und der ständigen Angst. Aber immer noch gibt es Spiele, die das Überleben erträglicher machen.
Genre: Kinder – und Jugendbücher, Drittes Reich
Cover
Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.
Ich mag die Gestaltung mit dem orangen Rahmen nicht, doch zu meiner Kindheit kamen die Gullivers Bücher in orangem Rahmen daher. Sie waren das Erkennungsmerkmal der Jugendbücher aus dem Verlag. Ich bin ein Stern war mein erstes Buch in orange. Gekauft hätte ich es mir dem Cover nach nicht.
Inhalt
Inge lebt zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie ist ein Kind und versteht nicht immer, was die Erwachsenen tun oder warum. Doch sie weiß, dass schlimme Dinge passieren. Wie Kinder so sind, lebt sie einen Tag nach dem anderen, auch als sie mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert wird.
Gedanken beim Lesen
Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.
Ich kannte den geschichtlichen Hintergrund zu dem Zeitpunkt nur rudimentär, aber besser als manche meiner Klassenkameraden. Kinder betrachten geschichtliche Hintergründe ja auch anders als Erwachsene. Mit neun Jahren wusste ich, dass der zweite Weltkrieg stattgefunden hatte, ohne ihn wirklich einordnen zu können. Ich wusste, dass schlimme Dinge geschehen waren, an die sich lieber niemand erinnern wollte und das grausame Menschen, eine für mich unvorstellbare Menge an anderen Menschen, gefangen und getötet hatten.
Woran ich mich sehr deutlich erinnern kann, ist unser nachfolgender Besuch im Konzentrationslager Sachsenhausen, der mir vor Augen geführt hat, was ich zuvor gelesen habe. Ich schilderte meine grausigen Eindrücke im Unterricht später so nachhaltig, dass eine Mutter eines Klassenkameraden in der Schule anrief, um sich zu beschweren, dass ihr Sohn davon Albträume bekommen hätte.
Die Ereignisse aus dem Buch spielten sich in Theresienstadt ab, nicht in Sachsenhausen, aber die Beschreibungen von Inge Auerbacher, sind so eingängig, dass ich sie wiedererkannte und nachempfand. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an die Gerüche und das Gefühl denke, die die Räume füllten, wie verzweifelte Geister.
Als Kind ist es unglaublich schwer die furchtbaren Ereignisse aus der Nazizeit zu begreifen, aber die Darstellung im Buch, die Erzählung aus der Sicht des Kindes, hat es mir ermöglicht den Schrecken zu verstehen, den das Mädchen erlebt hat. Es war keine abstrakte Information, sondern ein normales Kinderleben, mit all seinen Sorgen und Wünschen, genau wie meines.
Résumé
Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als üblich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.
Ich bin ein Stern hat meine ersten Eindrücke zum Holocaust nachhaltig geprägt, weil es das Unerklärliche für mich fühlbar gemacht hat. Das liegt zum einen an der Sprache, die beinahe wie die eines Kindes ist, ohne plump oder simpel zu sein und an den Gedankengängen und Beschreibungen, die in ihrer knappen Klarheit sehr gut nachvollzogen werden können.
Ich bin dankbar, dass Inge Auerbacher diesen Teil ihres Lebens geteilt hat, so dass ich ihn lesen konnte. Ich kann das Buch sehr empfehlen.