Im November war ich mit meinen Kollegen Jana Tomy, Julia von Rein-Hrubesch und Marco Anders für eine gemeinsame Lesung im AGORA in Darmstadt. Vorweg, es war ein gelungener Abend und ein unvergessliches Erlebnis.
Eine Lesung ist eine spannende Sache, sowohl für den Lesenden, als auch für den Zuhörer. Die Vorbereitung zu einer Lesung fällt bei jedem anders aus. Aber es lohnt sich in jedem Fall, sich über drei Dinge Gedanken zu machen.
- Die Qual der Wahl
Ich verwende viel Zeit darauf, mir zu überlegen, welche Szenen geeignet sind. Da nur Ausschnitte vorgelesen werden, eignen sich nicht alle Passagen und es ist durchaus nicht unüblich sogar einzelne Sätze anzupassen, damit der Zuhörer möglichst viel vom Gesamtpaket erfährt ohne, dass ganze Kapitel am Stück vorgetragen werden. Die Auswahl und eine entsprechende Anpassung halte ich für die Basis einer guten Lesung. - Stichpunkte im Text notieren
Ein wertvoller Tipp ist die Inklusion der Rahmeninformationen, die weitergegeben werden sollen. Vor lauter Aufregung ist die freundliche Begrüßung schnell vergessen oder das Danke, das die Lesung abrunden sollte. Deshalb bietet es sich an – egal ob man aus einem Buch oder von ausgedruckten Seiten vorliest – Anmerkungen und Stichpunkt, was frei gesagt werden soll, zu Beginn und am Schluss des Textes per Hand zu notieren, damit sie nicht vergessen werden. - Die Selbstprüfung
Es hat seinen Charme einfach draufloszulesen. Aber gerade wenn es eine Zeitbegrenzung gibt, Anpassungen im Text vorgenommen wurden oder geblättert werden muss, lohnt es sich die Lesung mehrfach zu üben. Es kann auch von Vorteil sein, sich selbst aufzunehmen und die Lesung dann aus dem Blickwinkel des Zuhörers anzusehen. Auch Testhörer sind eine gute Möglichkeit für Vorabfeedback.
Eine gemischte Lesung mit anderen Autoren ist anders als eine Einzellesung. Es bietet für den Zuhörer mehr Abwechslung, da aus unterschiedlichen Büchern gelesen wird. Das verkürzt allerdings auch die Einblicke in die einzelnen Geschichten. Kleinere Pausen ergeben sich durch den Leserwechsel automatisch. Für die Autoren hat es den Vorteil, dass sie nicht alleine im Rampenlicht stehen und sich absprechen und Aufgaben aufteilen können. Das kann entlasten und den Rücken stärken. Außerdem ist es lustig, wenn man mit tollen Leuten zusammenarbeiten kann und ja, damit beziehe ich mich direkt auf Jana, Julia und Marco, die wirklich liebe, fröhliche und unkomplizierte Menschen sind. Ich empfand unsere Konstellation und die Veranstaltung als sehr angenehm und kann Gemeinschaftslesungen nur empfehlen.
Eine Einführung und Vorstellung der Autoren halte ich bei beiden Lesungstypen für sinnvoll, egal ob einer für alle spricht oder ein Dritter den Einzelautor vorstellt. Bei uns hat Marco die Rahmenvorstellung übernommen, da er das Event geplant und organisiert hat. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal für alles. Anschließend las jeder von uns zwanzig Minuten aus den eigenen Werken vor. Es war eine bunte Mischung aus Entwicklungsroman, Thriller, Fantasy und Humor. Wir waren also sowohl Lesende als auch Zuhörer, eine Mischung, die ich als sehr apart empfand. Nichtzuletzt, weil meine Kollegen sehr gut schreiben und lesen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, sowohl auf der Bühne zu stehen, als auch ihren Texten zu lauschen.
Was es an Vorarbeit abgesehen von der Lesungsplanung noch braucht, ist eine gute Lokalität und Werbung. Lesungen, die sich um Messen und andere Buchevents herum bewegen, haben es von sich aus leichter, weil ohnehin schon Menschen mit dem gleichen Interesse an einem Ort versammelt sind. Dabei ist es am sinnvolsten die Lesung gut sichtbar mit der größeren Veranstaltung zu verknüpfen, so dass viele Interessenten sie schon in ihre Terminplanung mit aufnehmen können. Veranstaltungen die von solchen Großevents unabhängig sind, müssen für sich alleine werben. Ein Werbeplan sollte langfristig mit eingebunden werden.
Die Lokalität, die wir in Darmstadt nutzen durften, ist wirklich wunderbar. Ich kann das AGORA als Veranstaltungsort nur empfehlen. Die Eigentümer sind herzlich und die Räumlichkeiten professionell. Neben den Seminarräumen gibt es ebenerdig ein Lokal. Für Ortsfremde ist es – unter Anderem wegen der Baustellen – allerdings nicht leicht zu finden.
Wir hatten in jedem Fall einen großartigen Abend, hatten mit unseren Zuhörern Gänsehaut und haben mit Gelächter die Lesung beschlossen. Ich freue mich auf ein nächstes Mal.