Den inneren Autoren rausholen

Das Leben als Autor birgt einige Herausforderungen. Pflichtprogramm der Autoren des 21. Jahrhunderts ist es, sich öffentlich zu präsentieren und das nicht nur bei ein paar Lesungen. Es geht um intensive Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehören auch Messen. Introvertierteren Menschen fällt das nicht leicht.

Ich persönlich muss vor Veranstaltungen meinen inneren Autoren davon überzeugen, herauszukommen. Es ist ein wenig, als würde ich mir ein Kostüm überstreifen. Dabei hilft es, dass ich tatsächlich Messekleidung angeschafft habe. Vor allem mein roter Hut, der mittlerweile mein Markenzeichen ist, hilft mir dabei. Nichtsdestotrotz habe ich den Anspruch, ich selbst zu bleiben. Der erste Auftritt dieser Art, fiel mir wirklich schwer. Was mir geholfen hat, waren meine Netzwerkkolleginnen aus dem Nornennetz.

Die Leipziger Buchmesse 2019 war die dritte Messe, auf der ich mich als Autorin präsentiert habe. Mit jeder Messeteilnahme habe ich mehr dazugelernt. Was die Standbetreuung angeht, werde ich hier nicht ins Detail gehen. Dazu schreibe ich eventuell einen eigenen Artikel, den ihr dann unter www.nornennetz.de lesen könnt. Hier möchte ich erstmal nur über meine Arbeit als unabhängige Autorin berichten.

Was ihr als Newbie vor einem Messebesuch als Autor überlegen solltet, ist eure Marke zu konzipieren. Ich bin von Beginn an mit meinem roten Hut losgezogen, damit man mich finden und erkennen kann. Ein individuelles Branding ist von unschätzbarem Wert bei der Menge an Menschen, denen man auf der Messe begegnet. Ich würde mir selbst auch gerne jeden Einzelnen merken, mit dem ich gesprochen habe, aber das ist ohne ins Auge stechende Merkmal oft nicht möglich. Vor allem, wenn man sich nur alle paar Monate mal sieht.

Mit der Marke ist es auch wichtig sich genau zu überlegen, was man an Merchandiseartikeln mitnimmt. Ich begrüße den Trend, der dieses Jahr aktiv kommuniziert wurde, dass nachhaltigere Artikel gewünscht werden. Tonnenweise Papier- und Plastikmüll ist wirklich nicht schön. Ich benutze für meine Merchartikel zum Beispiel Material, das ich recycle. Gemüsedosen können fabelhaft gewaschen und neu etikettiert werden. Die Boxen, die ich bastle, bestehen aus Verpackungsmaterial.

Ich muss zugeben, dass ich dieses Jahr kaum Merchartikel verteilt habe. Dafür habe ich viele nette Gespräche geführt. Eventuell habe ich beim ein oder anderen auch ohne Handouts einen Eindruck hinterlassen. Wenn nicht, dann versuche ich es auf der nächsten Veranstaltung noch einmal. Mir ist schließlich auch nicht jeder Name und jedes Gesicht im Gedächtnis geblieben.

Habe ich bei meinem ersten Messebesuch noch die Vorbereitungen unterschätzt, war ich dieses Jahr mit allen wichtigen Utensilien ausgestattet. Die Powerbank, Hustenbonbons, Taschentücher, Schmerztabletten, Wasserflasche und Fettstift. Es sind tatsächlich diese Kleinigkeiten, die den Grundkomfort auf der Messe aufrechterhalten. Und irgendjemand hat garantiert eines der Dinge vergessen und ist heilfroh, wenn ihr aushelfen könnt.

Mit diesen Grundvoraussetzungen hatte ich ein wunderbares Messeerlebnis auf der LBM19. Die meiste Zeit war ich in Halle 2 unterwegs. Mit der #MessefürDaheim, bin ich allerdings auch in den anderen Hallen herumgekommen. Es war dieses Jahr wirklich viel los, was eventuell daran lag, dass kein Schneechaos herrschte. Vor allem der Donnerstagmorgen war überraschend. Es war so voll, als wäre Samstag.
Mein größter allgemeiner Kritikpunkt: Durch die Ergänzung der zweiten Leseinsel, gab es im Bistrobereich in Halle 2 kaum Sitzplätze. Bei meinem Lieblingsimbiss hatten sie gerade mal drei Tische mit Stühlen. Das war sehr beklagenswert und sollte dringend überdacht werden. Vor den Wänden mit den Plakaten hätten durchaus Bänke platziert werden können. Die Leute sitzen dort ohnehin auf dem Boden. Einen ganzen Messetag lang stehen und gehen, hält niemand durch.
Mein Messehighlight war der Vortrag am Samstag auf der Leseinsel Phantastik 1 von Cressida Cowell. Sie hat darüber berichtet, wie sie auf die Ideen zu „Drachenzähmen leicht gemacht“ gekommen ist. Ela Bellcut und ich fanden den Vortrag ungemein unterhaltsam. Die Autorin steckt so voller Lebensfreude, Fantasy und Elan. Das war sehr beeindruckend. Ihr Konzept, um fantastische Geschichten zu schreiben, ist tatsächlich sehr einfach:

Und wie lügt man gut? Indem man so nah an der Wahrheit dran bleibt wie möglich. Deshalb ist Recherche so wichtig. Denn wenn man dir deine Lüge abkaufen soll, dann musst du sie mit vielen realen Details anreichern. So werden Drachen vom Fabelwesen zum Haustier.
Der Auftritt von Cressida Cowell hat mir aber auch gezeigt, dass es Zeit wird, ein paar neue Formate für Vorträge zu bedenken. Lesungen sind eine klassische, solide Art sein Buch zu präsentieren, aber das macht jeder. Außerdem ist Zuhören bei dem Lärm auf der Messe eine sehr anstrengende Sache.
Mit Nike Leonhard war ich am Samstag noch bei Pan und habe ein paar nette Gespräche geführt. Da wünscht man sich doch fast, man wäre Kaffeetrinker.
Sonntag war ich dann bei meine Distributor BoD, wobei ich gestehen muss, dass ich an meiner Selbstdarstellung noch ein wenig arbeiten muss. „Hallo, da bin ich. Ich veröffentliche meine Bücher übringens über euch.“, fällt mir noch schwer.
Grundsätzlich war die Messe wieder gut organisiert, das Personal war hin und wieder nicht ganz einig, was die Formalien anging, aber meist freundlich und nett. Die Stimmung war gut und es war eine Freude all die großartigen Menschen aus der Branche zu treffen. Besonders schön waren die Gespräche mit Kollegen und Lesern.

Für das nächste Mal, werde ich mir einen Plan machen. Ein paar Termine können definitiv nicht schaden und ich fühle mich aktuell mehr als bereit dazu. Vor allem bei BoD reinzuschneien will ich mir vornehmen, sollten meine Bücher bis zu dem Zeitpunkt noch bei ihnen veröffentlicht werden. Mehr sage ich erstmal nicht dazu. Dieses Jahr war es wunderbar, ganz planlos da zu sein. Hört auf euer Bauchgefühl und nutzt Veranstaltungen, wie es euch guttut. Wir sehen uns auf der nächsten Messe.