Rezension – Warten auf Gonzo

Dies ist eine Rezension gemeinsam mit meinem zwölfjährigen Sohn. Unsere Ansichten zum Buch schildern wir teils in Dialogen.

Warten auf Gonzo von Dave Cousins

Klappentext: Oz ist immer für einen Lacher zu haben. Es ist wirklich nicht seine Schuld, dass manche Leute so humorlos sind. Doch bei einem seiner Scherze geht der Schuss nach hinten los, und er setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die in ein einziges Durcheinander münden. Man muss es tatsächlich erlebt haben, wie Oz versucht, den Schaden zu begrenzen – auf seine eigene, einzigartige Weise. Oder anders ausgedrückt: Jeder kann einen Fehler machen, aber um alles zu versauen, muss man ein Genie sein. Auch seine größere Schwester Meg zieht Oz nicht aus dem Schlamassel – doch dann bekommt sie selbst ein Problem. Eines, das von Tag zu Tag größer wird … Oz schreibt seine Geschichte rückblickend in Form eines Briefes an Gonzo. Aber wer ist diese rätselhafte Gestalt? Erst allmählich nimmt sie Formen an.

Genre: Jugendbuch

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Vincent: Das Cover gefällt mir nicht so gut. Was sollen die Stiefel? Ich finde das passt nicht.

Elenor: Im Allgemeinen vermittelt das Motiv durchaus, dass es sich bei dem Buch um eine Geschichte für Jugendliche handelt und dass es um Alltagsgeschehen geht. Aber die bestiefelten Beine haben nicht wirklich etwas mit der Handlung zu tun.

Vincent: Die Farben hätten mein Interesse geweckt, aber mit den Stiefeln kann ich nichts anfangen. Ich hätte das Buch vielleicht deshalb zurückgestellt.

Elenor: Für ein Jugendbuch, dass sich um Familienprobleme dreht, finde ich das Cover okay. Vor allem die Schrift hätte meinen Blick gefangen.

Inhalt

Es geht um Oz, einen Jugendlichen, der mit seiner Familie aufs Land zieht. Er fühlt sich dort nicht wohl und will zurück zu seinen Freunden. In der neuen Schule bekommt er gleich am ersten Tag einen gehässigen Spitznamen und macht sich auch sonst keine Freunde. Zum Chaos, das er selbst verbreitet, kommt noch das seiner Schwester dazu. Nicht nur der neue Wohnort verändert das Leben der Familie, sondern auch die Leute dort und die Probleme, die Oz und Co. mitgebracht haben.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit unserem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Elenor: Ich hatte Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden, weil mir der Hauptcharakter unsympathisch war. Ich finde seine Scherze daneben und die Abneigung gegen sein Handeln hat sich bei mir im Laufe der Geschichte noch verstärkt. Oz ist teilweise wirklich gemein und voreingenommen.

Vincent: Mir hat das auch nicht gefallen, dass er sich zum Beispiel über Ryan lustig macht, obwohl der voll nett zu ihm ist. Und das war nicht die einzige Situation, in der er sich eklig verhalten hat.

Elenor: Was mir auch sauer aufstößt, ist die Darstellung von Gewalt. Wieso sollte ein friedliebender Nerd, der noch nie jemanden geschlagen hat, jemanden mit der Faust ins Gesicht hauen? Da ist nicht nur eine Hemmschwelle vorhanden, die gebrochen werden muss. Außerdem gibt es mehrere Stellen in der Geschichte, wo sich die Protagonisten zu schädlichem Verhalten entschließen und hinterher wird es als akzeptabel und plausibel beschrieben, dass sie einfach nichts dagegen machen konnten, weil es eine Art Reflex gewesen wäre. Die Handhabung stört mich.

Vincent: Warum Ryan Oz schlägt, das wird erklärt und ich finde es logisch. Die Ausrede, dass er ihm aus Versehen im Gegenzug die Nase gebrochen hat, weil es ein Reflex war, gefällt mir auch nicht.

Was ich nicht verstanden habe, warum war der Kontakt zu Oz Freund Jack so abrupt weg?

Elenor: Ich denke, an der Stelle merkt man, dass ein Erwachsener die Geschichte geschrieben hat. Das ist ein Erfahrungswert.

Vincent: Was mir gefallen hat, war, dass die Isobell die Muskeln hatte. Normalerweise sind ja immer die Jungs die starken und die Mädchen die zarten.

Elenor: Wobei ich es übertrieben fand, wie sie Oz einfach mal hochgehoben und am Gürtel aufgehängt hat. Das erfordert ziemlich viel Kraft. Und einige Klischees wurden durchaus bedient. Die Jungs prügeln durch die Gegend und die Familienkonflikte waren für mich vorhersehbar.

Vincent: Manche Sachen habe ich auch vorausgeahnt, aber die meisten nicht. Ich fand es nicht so gut, dass sich der Charakter der Mutter geändert hat, als das Problem der Schwester bekannt wurde.

Elenor: Ja, an dem Punkt bekam ich auch Sympathieprobleme mit dem Charakter der Mutter. Ich habe mich gar nicht gewundert, dass die Schwester die Biege machen wollte. Doch statt der logischen Konsequenz wurde dann Action konstruiert, die meiner Meinung nach nicht gepasst hat. Mich stört die Verharmlosung von sehr riskantem Verhalten und dass daraus ein Spaß gemacht wird.

Stilistisch bin ich über das Achselzucken gestolpert. Wie zuckt man denn mit Achseln? ich zucke mit den Schultern.

Vincent: Und das haben sie wirklich oft gemacht.

Résumé

Abgesehen von unserem Fazit, werden wir Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als üblich. Bei uns gibt es nämlich keine Sterne. Wir vergeben an unsere Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die einem von uns besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die wir nicht hinwegsehen können, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Es war bemerkenswert, wie Oz sich für Gonzo einsetzt. Für die teils subtile Darstellung seiner Einflussnahme gibt es von Elenor eine Feder.

Für Oz‘ Bereitschaft sich mit Ryans Hobbys zu befassen, gibt es von Vincent eine Feder. Die Entwicklung vom Lästerer zum Unterstützer des Nerds ist gut.

Ein Klecks von Elenor und Vincent für die unsympathische Darstellung der meisten Charaktere.

Von Elenor gibt einen weiteren Klecks für die teilweise Reduzierung der Konflikte auf Gewaltlösungen, obwohl das für den Plot nicht zwingend nötig war.

Noch ein Klecks für die Auflösung der gefährlichen und teils kriminellen Handlungen in Wohlgefallen. Das erweckt den Anschein, dass es schon okay ist, solche Dinge zu tun (hässliche Gerüchte verbreiten, sich besaufen, Diebstahl/Raub), weil es meistens keine Konsequenzen hat. Es mangelt an der deutlichen Botschaft, dass es falsch ist.

Unser Fazit:

Vincent: Am Anfang war es langweilig. Der einzige Charakter, den ich wirklich mochte, war eine Nebenfigur. Aber sobald die Haupthandlung losgeht, ist es gut. Die Geschichte um Gonzo ist spannend.

Elenor: Warten auf Gonzo war für mich eine Geschichte, die teils lustig und unterhaltsam war, teils grenzwertig in der Vermittlung von akzeptablem Verhalten. Die Probleme mich mit den Hauptcharakteren anzufreunden, haben mir das Lesen phasenweise erschwert. Der Dreh und Angelpunkt um Gonzo war gut gemacht. Alles in Allem halte ich das Buch für lesenswert.

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