Die zwei Gesichter der Buch Berlin

Wenn ich ein Resümee zur Buchmesse in Berlin abgeben müsste, dann wäre es zwei geteilt. Zum einen war es wieder ein großartiges Erlebnis mit den Nornen, zum anderen war es eine etwas schräge Veranstaltung.

Die Messe mit den Nornen war ein Fest. Ich bin unglaublich stolz darauf, wie viel Mühe und Arbeit wir wieder in die standbegleitenden Projekte gesteckt haben. Und auch der Stand selbst sah wunderschön aus.  Es ist ein Erlebnis all die wunderbaren Buchmenschen zu treffen, sich auszutauschen und in der Realität Zeit miteinander zu verbringen. Mehr dazu findet ihr im Messebericht auf www.nornennetz.de.

Die Messe an sich hatte etwas Schräglage. Schon in der Planung kamen einige Ungereimtheiten zustande. Ich weiß nicht, wer auf die geniale Idee kam die Genres auseinanderzureißen. Wenn Messebesucher schlendern wollen, dann tun sie es, aber sie dazu zu zwingen, indem man einen Genrebereich in alle Winde verstreut, so dass sich der Besucher die Stände zusammensuchen muss, war kein Geniestreich. Jemand, der Krimis lesen will, der möchte Krimis auch an einem Ort finden und keine schlecht ausgeschilderte Schnitzeljagd veranstalten.

Die Ausschilderung war ja auch im Vorjahr verbesserungswürdig. Auch in diesem Jahr haperte es. Zwar gab es in den Hallen einige Schilder, doch keine Genrebereichskennzeichnungen (wie auch bei dem Kraut und Rübensalat?), noch Hinweise vor dem Hotel, noch in der Parkgarage. Die Devise war wieder „Such dir deinen Weg.“ Das hat zu einem Gefühl beigetragen, das von einigen zu Recht als Flohmarktflair beschrieben wurde.

Leider hat auch das Catering die Marktatmosphäre unterstützt und das obwohl die Messe in einem Hotel mit Restaurant veranstaltet wird. Als Messeausteller ist es ein unmöglicher Luxus irgendwo Essen gehen zu können. Das Catering vor Ort ist also meist die einzige Möglichkeit nicht fasten zu müssen. Dass Messepreise happich sind, ist nichts Ungewöhnliches. Doch für einen knackigen Preis kann Qualität erwartet werden. Bedauerlicherweise war nicht nur die Auswahl auf drei Alternativen beschränkt, sondern auch die Menge der Portionen winzig und die Lebensmittelqualität grenzwertig. Sechs Stück aufgeschwemmte Wurst in Tomatensauce, ein Handteller großes Stückchen Pizza oder ein kleines Sandwich. Für 0,99 € gibt es besseres Dosenfutter und auf einem Wochenmarkt wäre es definitiv frischer.

Die Grabbeltischinspiration wirkte sich auch auf die Einstellung einiger Besucher aus. Ich habe noch auf keiner Messe so oft die Frage gehört, was es umsonst gibt und so dreiste Bestrebungen sich Buchgewinne zu ergaunern.

So summierten sich einige Umstände zusammen, die das allgemeine Messeerlebnis verzerrt haben. Die Aufbauzeiten waren eine Herausforderung, die Tischqualität war dieses Jahr rustikal, die Leseräume waren ab vom Schuss als Suiten des Hotels. Das war etwas dubios.

Insgesamt frage ich mich, ob die Zusammenarbeit zwischen der Messeorganisation und dem Moa Hotel weiterhin sinnvoll ist. Es scheint nicht mehr die richtige Location zu sein, wenn es nicht machbar ist auch außerhalb der Hallen Werbung für die Messe zu machen, wenn Aufbauzeiten auf die Nacht verlegt werden müssen, weil kurzfristig andere Veranstaltungen zwischengeschoben werden, wenn es keinen geeigneten Platz für Lesungen gibt, wenn keine speziellen Preisangebote für Aussteller mehr vorgesehen sind, sondern unverschämte Frühstückskosten noch obendrauf kommen.

Für mich als Autorin gab es eine Vielzahl an tollen Begegnungen mit anderen Autoren, Bloggern und Lesern. Das waren, neben den Nornen, die Highlights der Buchmesse. Die Begeisterung der Postapokalyseliebhaber für meine Bücher ist wundervoll. Vielen lieben Dank für euren Support und euer anhaltendes Interesse.

Doch das hat wenig mit den Grundbedingungen zu tun, die von der Messe selbst kommen. Damit ich zukünftig noch Interesse daran hätte, die Buch Berlin zu besuchen, müsste einiges verbessert werden. Ich hoffe sehr, dass die Messeorganisation die Kurve kriegt. Berlin ist ein tolles Pflaster und hat eine gute Buchmesse verdient.