Der Tod des einfachen Helden – Serien Quickie – Der Brief für den König

Der Brief für den König

Worum geht es?

Die Dunkelheit bedroht die im Krieg liegenden Reiche. Doch eine Prophezeiung sagt einen Helden voraus, der alles Böse besiegen wird. (Im Buch gibt es das nicht).
Tiuri hat mit solchen Dingen wenig zu tun. Er ist vollauf damit beschäftigt seine Ritterprüfung zu bestehen. Doch das Hilfegesuch eines Sterbenden hält ihn davon ab, seine Nachtwache zu beenden. Mit einem wichtigen Brief für den König, macht er sich auf eine gefährliche und abenteuerliche Reise.

An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei all den Leuten bedanken, die Arbeit und Mühe in die Serie gesteckt haben. Unabhängig davon, wie ich die Serie persönlich bewerte, verdienen die künstlerischen Ambitionen Anerkennung. Dankeschön.

Wie ich die Serie fand?

So weit so gut. Die Handlungs-Basics Tiuri betreffend, stimmen mit der Geschichte im gleichnamigen Buch erst einmal überein, das ich als Jugendliche gelesen habe. Doch sehr schnell fiel mir auf, dass die Serie sich sehr vom Buch unterscheidet.

Der Cast der Serie ist wesentlich gemischter, als die weiße, männliche Besetzung des Buches. Lavinia war im Buch der einzige relevante Frauencharakter weit und breit, was mir als Jugendliche vor allem dadurch aufstieß, dass sie so inaktiv und nur unterstützend agierte. In der Serie haben die Macher versucht die Charaktere diverser zu gestalten. Neben Lavinia gibt es noch eine Königin mit Text und eine angehende Ritterin zwischen dem Jungenklüngel. Außerdem sind nicht alle Darsteller weiße Nordländer, was sich bei ausgedachten Fantasyländern gut machen lässt. Eine homosexuelle Romanze kommt auch vor.
Das Problem, was ich damit habe ist, dass die Serienmacher keine einzige dieser diversen Bereicherungen sinnvoll nutzen. Die PoC Charaktere sind entweder weiß gewaschen, wie Tiuri, gehören zu den Bösen, werden getötet oder sind das unterdrückte Volk. Die Frauencharaktere sollen mit ihrer Bedeutung überraschen, haben letztendlich aber keinen Erfolg oder stehen zum Schluss am Rand und jubeln den durchweg männlichen Helden zu. Und die homosexuelle Beziehung endet natürlich damit, dass einer der beiden Beteiligten vollkommen handlungsirrelevant stirbt.
Genau so geht Diversität nicht. Sie wird nicht Teil des üblichen Lebens, sondern präsentiert sich wie ein Störfaktor, der künstlich in die Geschichte eingefügt wurde. Wie schade, dabei wäre es problemlos machbar gewesen, den unterschiedlichen Figuren den Raum zu geben, den sie verdienen.

Die zweite große Veränderung der Geschichte ist die Magie. Soweit ich mich an das Buch erinnere, ging es um Ränkeschmiederei, Verrat und Politik. Im Vordergrund der Serie steht das Dunkle gegen das Licht. Schamanische Superkräfte bilden die Basis der Bemühungen. Wer hat sie? Wer bekommt sie? Und wem kann man sie abnehmen? An sich keine schlechte Idee, aber es ist so Klischeehaft gemacht, dass die ganzen Auseinandersetzungen auf Gut und Böse reduziert werden. Da hilft es auch nicht, dass sich der Böse eigentlich für den Guten hält. Platter geht es nicht mehr. Das Ganze wird dann mit vielen Actionszenen aufgepeppt, wie es bei modernen Interpretationen für das neue junge Publikum üblich ist.
Mir fehlte der einfache Junge, der ohne große Talente loszieht, weil es notwendig ist. Doch anscheinend sind die Helden ohne Cape und Maske heute nicht beliebt genug. Da müssen Extras her. Und auch wenn Tiuri letztendlich kein Powerschamane ist, fehlt seiner Figur der Charme aus dem Buch, der Junge von nebenan, der Leser selbst sein zu können.

Im direkten Vergleich mit dem Buch besteht die Serie nicht. Aber auch unabhängig vom Roman verderben mir die Klischees und das aufgeplusterte Drumherum die Geschichte.