Buchrezension – Stolz und Vorurteil

Stolz und Vorurteil von Jane Austen

Klappentext: Im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts steht die junge und schöne Elisabeth Bennet vor einer großen Lebensentscheidung: der Wahl eines geeigneten Heiratskandidaten. Ihr allzu stolzes Wesen jedoch vernebelt ihr ein ums andere Mal den Blick, bis sie nach vielen Verwicklungen schließlich doch die Liebe ihres Lebens findet.

Genre: Liebesroman

An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei all den Leuten bedanken, die Arbeit und Mühe in das Buch gesteckt haben. Unabhängig davon, wie ich das Buch persönlich bewerte, verdienen die künstlerischen Ambitionen Anerkennung. Dankeschön.

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Ich finde die Verschmelzung von Buch und klassischer Malerei großartig. Das fängt des Geist der Zeit ein. Ob es mich allerdings zum Kauf verleitet hätte, wenn mir der Inhalt nicht zuvor bekannt gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln.

Inhalt

Die fünf Töchter der Familie Bennet sind lebensfrohe Mädchen, doch ihre Aussichten sich vielversprechend zu verheiraten sind gering, ein Problem zu einer Zeit, in der Frauen ihr Auskommen nur über den Mann beziehen. Plötzlich erscheinen gleich mehrere Kandidaten auf der Bildfläche, doch gesellschaftliche Zwänge, Standesunterschiede und die individuellen Charaktere aller Beteiligten bringen das Happy End in Gefahr.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Gleich zu Beginn fällt auf, wie plastisch die Charaktere rüberkommen. Jede einzelne Person hat ihren eigenen Charme und eine einzigartige Persönlichkeit. So gelungen wie bei Jane Austen habe ich selten Figuren erlebt.

Die oberflächliche Betrachtung von Menschn anhand einer geringen Menge an Informationen ist herrlich beschrieben. Vor allem die Gewichtung, was jemanden attraktiv macht und was nicht.

Mit welch schmerzhafter Offenheit im intimen Kreis über andere geurteilt wird, ist so grausig wie realistisch. Lästern ist zu allen Zeiten Teil der Gesellschaft.

Elisabeth spitze Bemerkungen sind grandios. Wahrscheinlich ist es nicht für jede:n Leser:in leicht den Sarkasmus herauszulesen, aber die teils versteckte und teils auch sehr offene Kritik an den Standesunterschieden und dem Geschlechtergefälle, macht das Werk auch in diesem Jahrhundert zu einer gut lesbaren Geschichte.

Charlottes aromantische Art die Zwänge der Zeit für ihr Geschlecht für sich zu lösen, finde ich erfrischend. Die Frage, ob Liebe für die Ehe nötig ist, wird – vermutlich unbewusst – von Austen sehr modern beantwortet. Die Frage ob die Ehe an sich eine Grundvoraussetzung ist, wird allerdings mit einem klaren Ja beantwortet, was den Gegebenheiten der herrschenden Gesellschaft geschuldet ist. Zur damaligen Zeit scheint es undenkbar, dass Ehe an Relevanz verliert. Die Macht des Familienpatriarchen zu brechen, dauert ja noch heute an, wenn auch viel subtiler.

Ich weiß zu Beginn nicht, wieso Mr. Darcy den Wunsch verspürt Elisabeth näher kennen zu lernen. Viel miteinander gesprochen haben sie zu dem Zeitpunkt ja noch nicht. Später kann ich es gut verstehen, nachdem die beiden einigen Umgang miteinander hatten und er ihren Charakter besser kennt.

Die gesellschaftlichen Ereignisse wirken aus der heutigen Sicht nicht so spektakulär, wie sie von den Charakteren geschildert werden. Wir sind Unterhaltung aus verschiedenen Quellen gewöhnt. Ein Ball oder die Aufwartung von Nachbarn ist für uns eine normale Gegebenheit, damals war es die Quelle von Informationen und natürlich spektakulärer Gerüchte.

Die Bereitwilligkeit von Elisabeth Gerüchte zu glauben, zeigt deutlich ihr junges Alter, auch wenn sie oft sehr reflektiert und gesetzt wirkt. Die anfänglichen Ideen über Leute im Wandel zu sehen, neue Aspekte an ihnen zu entdeckten, ist so authentisch und gerade deshalb ein Genuss.

Besonders schön an der Geschichte finde ich die Ruhe mit der die Entwicklung fließt ohne Spannung einzubüßen.

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als üblich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Die Ironie der Autorin und der Charaktere finde ich genial.

Die entspannte Art der Erzählung, ohne Hektik und dennoch packend, ist meisterhaft.

Fazit: Stolz und Vorurteil ist eine zeitlose, romantische Liebesgeschichte mit Happy End. Für Fans von Romantik ist dieses Buch absolut empfehlenswert. Ich kann die Geschichte immer wieder hören, lesen, sehen.

Wer es noch nicht herauslesen konnte, ich bin ein großer Jane Austen Fan.

Weitere Meinungen zu „Titel“ findet ihr bei:
Endlose Seiten
Pink Anemone

Stolz und Vorurteil las ich (unter anderem) im Zusammenhang mit der Nornennetzchallenge zum Schuber #HiddenPowers. Hier der Link zu den Kurzmeinungen einiger Nornen.

Die nächste Rezension zu bedeutender Literatur von Autorinnen ist zu „Orlando“ von Virginia Woolf.