How To – Regelmäßig schreiben

Schreibratgeber und die Schreibphasen

Jede:r Autor:in ist anders. Um herauszufinden, ob du der Typ für Schreibratgeber bist oder nicht, empfehle ich zwei Überlegungen.

  1. Welche Arbeitsmethodik verwendest du?

Zu wissen, wie ich selbst arbeite, hilft mir zu erkennen, wieso ich manche Schreibratgeber nicht hilfreich finde. Dadurch kann ich mir die Zeit sparen, immer und immer wieder zu versuchen mit den Ratgebern klar zu kommen oder überhaupt erst mit ihnen Zeit zu verbringen, die für mich keinen Nutzen erwirtschaftet.
Bin ich ein planender Typ, der viel recherchiert oder bin ich der spontane Typ, der nach Gefühl arbeitet. Als Bauchmensch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass mich Technikratgeber frustrieren oder sogar blockieren. An dieser Stelle ist (vorausgesetzt du beherrschst als Autor:in die Basistechniken des Schreibens) der Austausch mit Lektor:innen sinnvoller, als der Konsum von zehn Schreibtechnikratgebern.

  • Welches Thema behandelt der Ratgeber und wie ist er verfasst?

Zwischen Menschen funkt es auch nicht immer. So ist es auch bei Büchern. Wenn es nicht passt, dann fruchten die Tipps aus dem Ratgeber nicht. Das ist verschwendete Zeit. Schau dir an, ob es bestimmte Stile gibt, die dich beim Lernprozess blockieren und such dir die Ratgeber raus, die dich ansprechen. Es lohnt sich auch bei Ratgebern Rezensionen zu lesen, um herauszufinden, ob der Ratgeber dem entspricht, was du suchst.
Und wenn es dich nicht gerade nach einer entspannenden Sachlektüre dürstet, suche Ratgeber heraus, die zur Thematik passen, die du verbessern willst. Ein umfangreicher Ratgeber wird nie so sehr in die Tiefe gehen, wie ein themenspezifischer.

Hast du dich und den Ratgeber miteinander verglichen, wirst du etwas finden, dass zu dir passt. Dadurch erreichst du bei effizienter Zeitnutzung das bestmögliche Fortschrittsergebnis und blockierst dich nicht durch unpassende Tipps.

Vergiss darüber hinaus aber nicht auch ab und an über den Tellerrand zu schauen. Es kann ungeahnte kreative Einflüsse hervorbringen, wenn du ab und an einen Ratgeber liest, der mit deinem Genre nichts zu tun hat. Lies einen Ratgeber für Drehbücher oder Spielestorys und lerne Neues. Allerdings nur, wenn es dich auch weiterbringt. Wenn du merkst, dass es dich hemmt, weg damit.

Achte vor allem bei Buchratgebern auf Aktualität. Rechtsfragen ändern sich ständig.

Mein persönlicher Disput mit Ratgebern

Ich selbst habe so meine Probleme mit Ratgebern. Zum einen entscheide ich viel aus dem Bauch heraus und dadurch fällt es mir schwer technische Tipps zu verwerten. Ich lerne mehr durch probieren. Es gibt aber auch noch einige Knackpunkte, die mich aus politischer Sicht an manchen Ratgebern stören.

Ratgeber können eine Bremse für Neues sein. Die meisten empfehlen die gängigen Praktiken und die angesagten Themen. Das unterstützt die Reproduktion von problematischen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Dazu gehören unter anderem Ansichten wie:
– Selfpublishing als Veröffentlichungsart zweiter Klasse.
– Fachbücher sollten von Männern geschrieben werden (oder unter männlichem Pseudonym) und Romanzen von Frauen (oder unter weiblichem Pseudonym).
– Diversität verkauft sich nicht.
Das sind nur schnelle Beispiele aus einem umfangreichen Themengebiet. Es gibt noch viele weitere Punkte.

Gerade Ratgeber für Anfänger sind oft eine Sammelstelle für Schwarz-Weiß-Denken. Um es Neulingen so einfach wie möglich zu machen, werden Inhalte auf das simpelste runtergebrochen, um nicht zu überfordern. Diese simplen Basisdenkstrukturen setzen sich fest. Erweitern ist wesentlich schwerer, als schon breit gefächert zu beginnen. Ein:e reflektierte:r Autor:in wird so ein Buch gut lesen können, da bereits mehr Querwissen vorhanden ist. Allerdings wird so eine Person zu keinem Anfängerratgeber greifen.

Fast alle Ratgeber, die empfohlen werden und auf den angesagten Empfehlungslisten stehen, sind von Männern verfasst. Als gäbe es keine vernünftigen Ratgeber von Autorinnen+. Ich kann nicht sagen, ob es daran liegt, dass Vorworte in Schreibratgebern entmutigend sind. Auffällig ist es allerding durchaus. Ich empfehle grundlegend Vorworte bei Kunstratgebern zu überspringen. Eine Person, die etwas dazulernen will, sollte sich nicht zu Beginn erst einmal erklären lassen müssen, dass sie wahrscheinlich eh kein Genie ist. Erstens haben sich das viele Leute anhören müssen, die mittlerweile als Virtuosen gelten und zweitens stehen solche Frasen in Lehrbüchern für Ärzte oder Architekten auch nicht drin. Es wäre begrüßenswert, wenn dieser glorreiche Satz, der so gerne in Schreibratgebern vorneweg kopiert und kopiert wird, endlich verschwindet. Er hat keinen Nutzen.

Es gibt mehr als nur den Buchratgeber

Wir leben im Internetzeitalter. Das Buch ist längst nicht mehr das einzige Medium, durch das wir Informationen beziehen können. Eine geniale Sache, da eben nicht alle Menschen am effektivsten lernen, indem sie Theorien lesen.

Was kann dir noch bei deiner Weiterentwicklung helfen?

Der Austausch in Netzwerken ist ein sehr wertvolles Instrument, finde ich. Zudem ist der Lernvorgang interaktiv und vielfältig. Ich persönlich habe durch die Kooperation mit anderen Leuten aus der Buchbranche sehr viel mehr gelernt, als sonst irgendwie.

Mein Lieblingsratgeber

Obwohl ich kein Fan von Schreibratgebern bin, habe auch ich einen gefunden, der mich tatsächlich weitergebracht hat. Es ist „Schriftsteller werden“ von Dorothea Brande. Der Ratgeber passt zu mir, weil er motivierend ist und er hat mir Inhaltlich dabei geholfen meine Problemsituationen zu erkennen, die mich beim Schreiben hemmen; die konsequente Trennung der einzelnen Phasen.

Tipps für den Schreibprozess

Ich trenne meine Autor:innenarbeit in konkrete Arbeitsschritte.

1.Schaffensphase

Hierbei hat mir der Ratgeber sehr geholfen. Zum einen konnte ich durch eine strikte Trennung der Schreib- und der Überarbeitungsphase eine Blockade lösen, zum anderen profitiere ich von der Einstellung, dass jeden Tag zumindest zehn Minuten Schreibzeit drin sind, um mich zu trainieren.

a. Inspirationsphase

Wann wird dein Gehirn aktiv und erschafft? Rufe diese Momente gezielt hervor und wenn du dafür mehrfach den Boden schrubbst oder spazieren gehst.

b. Schreibphase

Schau wie viele Minuten für dich täglich machbar sind, nimm zumindest die mit, auch wenn es nur fünf sind. Du wirst sehen, es motiviert dich.

Lass dich nicht zum Überarbeiten verleiten, wenn es nicht zwingend nötig ist. Das hält dich nur auf.

c. Überarbeitungsphase

Die Geduld hat sich gelohnt. Jetzt kannst du an den Feinschliff gehen.

2. Profiphase

Testleser:innen, Lektor:innen, Korrektor:innen sind unersetztliche Teilnehmer an deinem Arbeitsprozess. Sie geben dir wertvollen Input.

3. Verpackungsphase

Dazu gehören das Cover, der Merch, die Werbung für dein Werk.

Natürlich kann es sein, dass dir die Ratschläge, die mich weiterbringen nicht unterstützen. Deswegen ist es so wichtig sich über die eigenen Stärken und Schwächen im Klaren zu sein und nach den passenden Tipps für die eigene Arbeitsmethode Ausschau zu halten.

Zu diesem Thema gibt es auch ein Video auf meinen YouTube Kanal.