How To – Triggerwarnungen einbauen

Was sind Trigger?

In der heutigen Zeit ist es gar nicht mehr so leicht zu definieren was ein Trigger ist, da sich die Begrifflichkeiten aus verschiedenen Arbeitsbereichen mischen. Zusätzlich dazu wird der Begriff als Internetmeme verwendet, als wäre er ein Synonym für einen Reiz jedweder Art.
Wenn also der Begriff Trigger fällt, ist es notwendig ersteinmal zu analysieren, wie er definiert wird und ob an allen Sender- und Empfängerstellen das Gleiche gemeint ist.

Die Trigger, die ich für meine Bücher beachte, haben mit dem Triggermeme nichts zu tun. Es geht dabei um die Trigger aus der Psychologie, Schlüsselreize, die ein Trauma wiederaufleben lassen.
Im weiteren Verlauf dieses Artikels beziehe ich mich bei der Nutzung des Wortes auch ausschließlich auf Traumatrigger.

Nutzen von Triggerwarnungen

Triggerwarnungen helfen dabei Menschen darüber zu informieren, dass ein Medium eine Darstellung beinhaltet, die Trauma reizt. Dazu zählen kurze, einmalige Traumata genauso wie lange, wiederholte. Die betreffende Person soll nicht unvorbereitet davon erwischt werden, sondern eine Chance haben der erneuten Traumatisierung aus dem Weg zu gehen.

Ein bekanntes System um auf Trigger hinzuweisen

Wir kennen schon lange Systeme, die vor allem Kinder vor ungeeigneten Inhalten schützen. Bei Spielen und Filmen gibt es Altersempfehlungen. Mir persönlich liegt das System von PEGI mehr, als die FSK (freiwillige Selbstkontrolle), weil sie gerade bei jungen Kindern noch eine zusätzliche Altersstufe kennt. Außerdem listet PEGI die spezifischen Inhalte auf, die zur Beschränkung geführt haben. Das ist für traumatisierte Menschen sehr hilfreich. Wieso also nicht auch nach dem Vorbild der Altersfreigabe für Spiel und Film ein System für Bücher nutzen?

Welche Warnungen verwende ich und wie?

Bei meiner Wahl, welche Hinweise ich platziere beachte ich zwei Leitlinien:

  1. Ist es eine übliche Lebenssituation wie zum Beispiel Essen oder Menstruation, oder ist es eine außergewöhnliche Situation, mit der nicht gerechnet werden kann?
    Übliche Lebenssituationen kommen nicht in meine Hinweisliste. Nur die Situationen, die einen Leser unvorbereitet treffen würden, nehme ich auf.
  2. Geben Cover und oder Klappentext den Inhalt schon wieder?
    Wenn ja, dann finden die Situationen auch keinen Platz in meiner Liste. Nur Geschehnisse und Beschreibungen, die vorher nicht ersichtlich sind, werden Teil der Inhaltswarnungen. Genrespezifik zählt für mich nicht zu absehbaren Inhalten, da nicht zwangsweise davon auszugehen ist, dass Leser Spezifika kennen.

Damit ich es leicht habe, schnell und konkret Warnungen in meine Bücher zu übernehmen, habe ich mir einen kleinen Katalog an Kategorien von außergewöhnlichen Situationen erstellt:

  • Terror (Krieg, Aufstände, Vertreibung, Flucht, Anschläge)
  • Selbsttötung/ungewöhnlicher oder gewaltvoller Tod (Unfälle, Naturkatastrophen, schwere Erkrankung)
  • extreme körperliche oder psychische Gewalt (Überfälle, Folter, Selbstverstümmelung, Drogenkonsum, Depressionen)
  • sexuelle Gewalt

Was ist in einer Geschichte wirklich nötig?

Als Autor sollten wir uns nicht nur Gedanken darüber machen, ob und wie wir Warnungen in unsere Bücher einbauen, sondern ob Trigger wirklich nötig sind. Dabei geht es darum, ob Trigger handlungsrelevant sind oder als bloßes Stilmittel eingesetzt werden. Als Stilmittel sollten Triggersituationen meiner Meinung nach nicht herhalten. Ja, es ist schnell und einfach auf diese Weise heftige Reaktionen beim Leser auszulösen, aber wenn es für die Handlung keine Relevanz hat, dann macht die Triggersituation das Buch nicht besser. Nicht alles was machbar ist, ist auch gut.
Um zu überprüfen, ob ein Trigger Relevant für die Handlung ist, kannst du folgende Kriterien prüfen:

  • Effekt-Ereignis (Das erste Ereignis hat einen Effekt, verändert etwas)
  • Dominobogen (Zusammenhänge bei einzelnen Ereignissen)
  • Relevanz (fällt ohne die Handlung der Sinn einer Situation weg)
  • Höhepunkt (entscheidende Veränderung in der Mitte der Handlung)
  • Überraschung (unerwartete Wendungen)
  • Logischer Schluss (Bezug zu den vorhergehenden Ereignissen)

Passt keines der Kriterien zur geprüften Handlungssituation, solltest du überlegen, ob du in die Stilmittelfalle getappt bist.

Ein weiterer Punkt, der nicht direkt mit echten Triggern zu tun hat, worauf ich in dem Zusammenhang allerdings achte, ist die Darstellung von Sex und Partnerschaft. Teilweise spielt diese Thematik in sexuelle Gewaltakte und Nötigungen hinein, weshalb eine Sensibilisierung Sinn macht. Besonders im Auge zu behalten ist dabei die realistische Darstellung der Möglichkeiten und Variationen (Diversität), Toxizität nicht mit Liebe zu verwechseln oder gleichzusetzen und Verhütung nicht zu vergessen. Dein Buch nimmt Einfluss auf deine Leser und deshalb solltest du dir sehr bewusst sein, was du als akzeptabel und als Regel hinstellst.

Unter den Punkt der verantwortungsvollen Darstellung fallen für mich auch das Rauchen und der Verzehr von Alkohol. Es sind Drogen, die süchtig machen, krank und zum Tod führen können. Oft schädigen die Nutzer nicht nur sich selbst, sondern auch die Mitmenschen. Da der „Genuss“ einiger Rauschmittel lange als akzeptabel galt, finden diese Darstellungen immer wieder Einzug in Geschichten, auch wenn das gar nicht nötig wäre.

Einbau der Triggerwarnungen im Buch

Es gibt unterschiedliche Wege Triggerwarnungen im Buch unterzubringen. Ich persönlich schreibe sie gerne in die Titelei. Wenn ich ein Hörbuch höre oder einen Film sehe, dann ist es mir angenehm vorher informiert zu werden, was mich erwartet. Und wer guckt wirklich zu Beginn des Lesevergnügens auf die letzten Seiten?

Alternativ ist es auch möglich einen Hinweis auf die Warnungen im Anhang in der Titelei zu positionieren.

Ich persönlich bevorzuge knappe und sachliche Hinweise wie „Dieses Buch enthält Darstellungen von (Wörter aus der Liste einsetzen)“. Dadurch vermeide ich bestmöglich durch die Warnung selbst schon zu triggern. Was bei den Vermerken unbedingt beachtet werden sollte, sie müssen ernst gemeint sein, sonst laufen sie ins Leere oder schaden sogar. Denk daran, du baust die Warnungen ein, um Menschen vor schweren psychologischen und körperlichen Schäden zu bewahren. Für dich selber würdest du diese Fürsorge gewiss auch begrüßen.

Ich hoffe die Informationen in meinem Artikel helfen dabei sinnvolle Triggerwarnungen für Bücher zu vermehren und erleichtern den Zugang zur Thematik. Wenn du hilfreiche Tipps aus dem Text filtern konntest, hat er seinen Zweck erfüllt. Danke fürs Lesen.

Zu diesem Thema gibt es auch ein Video auf meinen YouTube Kanal.