Serien Quickie – The Rain Staffel 1-3

Altersfreigabe:

Worum geht es?

Durch verseuchten Regen sterben Menschen. Simone und ihr jüngerer Bruder Rasmus werden von ihrem Vater in einem Bunker versteckt. Als er nach sechs Jahren immer noch nicht wieder auftaucht, den Geschwistern die Vorräte ausgehen, müssen die nach draußen. Dort treffen sie auf die Seuche, die nicht nur Menschen tötet und verhungernde Überlebende, die zu allem bereit sind.

Achtung, sensibler Inhalt! Gewaltvoller Tod, Isolation.

Welches Genre?

An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei all den Leuten bedanken, die Arbeit und Mühe in die Serie gesteckt haben. Unabhängig davon, wie ich die Serie persönlich bewerte, verdienen die künstlerischen Ambitionen Anerkennung. Dankeschön.

Wie ich die Serie finde?

Staffel 1 2018

Der Beginn der Serie gefällt mir sehr gut. Wir wissen als Zuschauer nicht, was los ist und können so möglichst realistisch erleben, wie sich die Kinder fühlen müssen, die von ihren Eltern hektisch in einen Bunker gebracht werden. Der Regen soll plötzlich schädlich sein. Nachdem der Vater geht, um bei seiner Firma Apollon zu helfen, wird die Mutter dem Regen ausgesetzt, als die Kinder einem Hilfesuchenden die Tür öffnen. Sie sehen zum ersten Mal, wie der Regen in Sekunden tötet. Ab da sind die beiden alleine. Sechs Jahre lang warten sie darauf, dass ihr Vater zurückkehrt. Ich habe keine Ahnung, wie die zwei die Isolation ertragen, aber die Darstellung ist gut. Irgendwann sind alle Wände bemalt, alle Dinge getestet, alle Vorräte verbraucht.
Schon in der zweiten Folge werden wir mit der Außenwelt konfrontiert. Auch wenn die erste Folge interessant und spannend war, ist es gut, dass wir so schnell den Bunker verlassen und sehen, was draußen passiert. Fragen werden allerdings nur wenige beantwortet, was auch gut ist, da es die Spannung hält und noch viel zu entdecken bleibt.
Simone kann eine Gruppe Überlebender überreden mit ihr und ihrem Bruder zum Apollon Hauptquartier zu gehen, der Firma, in deren Bunker sie saßen und für die ihr Vater wohl arbeitet. Unterwegs erleben wir das volle dystopische Paket an alternativen Methoden in der neuen Welt klar zu kommen. Außerdem erfahren wir einige Details über die Gruppenmitglieder, was sie selbst getan haben, um an diesen Punkt in ihrem Überleben zu kommen. Die Szenen sind überraschend und teils genial tükisch.
Natürlich gibt es dann doch ein paar Informationen.

Den Vater der Kinder kann ich nicht ganz verstehen. Erst versteckt er Rasmus und als sie dann bei ihm aufschlagen, ist er wie ein Roboter zu ihnen.

Staffel 1 ist geheimnisvoll und dystopisch, so wie ich es mag, auch wenn sie am Ende etwas schwächelt.

Staffel 2 2019

Enthällt Spoiler zur vorhergehenden Staffel. Lies nicht weiter, wenn du Staffel 1 noch nicht gesehen hast und nicht gespoilert werden möchtest.

Nachdem die Gruppe den Fängen von Apollon entkommen ist, suchen sie die Rebellen auf – teils abtrünnige Apollonwissenschaftler, die mit den Methoden der Firma nicht einverstanden sind.
Apollon will um jeden Preis seinen wertvollsten Aktivposten zurück, den immunen Rasmus. Die Rebellen haben eigene Interessen, die Heilung aus Rasmus schöpfen zu können.
Die wichtigste Frage, ob Rasmus geheilt werden sollte oder die Kontrolle über das Ding in sich gewinnen sollte/kann, drängt sich in den Vordergrund. Auch Pflanzen sind mittlerweile infiziert und die Welt wird zu einem Ort, an dem die Menschen nicht mehr leben können. Allerdings nicht die ganze. Scheinbar betrifft die Seuch nur einen Teil von Skandinavien. Eine riesige Mauer schließt alle Überlebenden in der sich verändernden Natur ein. Es ist interessant, wie der Druck auf die Protagonisten steigt, wie diese darauf reagieren. Das gefällt mir recht gut.
Die totkranke Sarah, Tochter eines Rebellen, wird Rasmus wichtigste Verbündete. Er möchte selbst über sein Schicksal bestimmen, doch alles was er bringt, scheint der Tod zu sein. Simone will ihren Bruder um jeden Preis retten, aber die Heilung möchte sie auch. Die inneren und äußeren Konflikte sind gut gemacht. Sie führen zu diversen Spannungen und Auseinandersetzungen. Söldner von außerhalb sind ihnen auf den Fersen, die Apollon scharenweise anzuheuern scheint. Die Art und Weise, wie diese Leute motiviert und bei der Stange gehalten werden, sagt viel über die Methoden der Firma aus, finde ich.
Letztendlich kann das Tauziehen um den Jungen nur in einer Katastrophe enden. Das Rasmus irgendwann austickt, ist absehbar.

Staffel 2 enthält einige interessante Aspekte, hat für mich allerdings an Fahrt verloren. Die Zusammenhänge sind teilweise etwas lose gestrickt. Nett anzusehen ist sie aber.

Staffel 3 2020

Enthällt Spoiler zu den vorhergehenden Staffeln. Lies nicht weiter, wenn du Staffel 1 und 2 noch nicht gesehen hast und nicht gespoilert werden möchtest.

Die dritte Staffel ist der Kampf der Geschwister. Simone will die Welt heilen, Rasmus verfällt der Apollon Ideologie, die Welt müsse sich wandeln. Er entwickelt einen richtigen Gottkomplex. Vor allem nachdem die totgeglaubte Sarah als neue Immune aufersteht.
Allgemein wirkt der ganze Plot wie Kids gegen die Firma. Ein seltsames Kräfteverhältnis. Zusätzlich wechseln die Pläne und Bündnisse gefühlt im Minutentakt. Das finde ich anstrengend und nicht durchdacht.
Besondern heftig ist die Erkenntnis, dass die Mauer die Seuche nicht aufgehalten hat. Auch außerhalb verbreitet sich die Krankheit über die Pflanzen. Von den Endzeitinhalten hätte ich gerne mehr gesehen. Leider driften wir in eine merkwürdige und abstruse Welt innerhalb der Mauern ab. In ein paar wenigen Folgen, wird die Story zu ende gebracht und entbehrt dabei sehr viel an Logik und Nachvollziehbarkeit. So ist es für mich absolut rätselhaft, wieso sich Martin von Rasmus infizieren lässt, nur weil er Simone für tot hält. Hängt seine innere Überzeugung dem Virus gegenüber tatsächlich nur von ihrer Existenz ab? Und dann bleibt die Frage, wieso er gegen ihre Intention handelt? Simone ist von der Brücke gesprungen, um Rassmus Einfluss zu entgehen. Ihr Tod sollte Martin eher noch mehr zu ihren Ansichten hinziehen, als zu denen ihres Bruders, dass alle infiziert werden sollten.
Wie kommt die Infizierte Sarah in den Apollon Komplex ohne bemerkt zu werden. Es häufen sich Plotlöcher und Logikfehler.
Richtig abstrus ist auch die Geschichte der Campingfamilie, die

Klar ist, solltest du mal in apokalyptischen Schwierigkeiten stecken, halte dich an die Camper, die sind die Härtesten der Harten. Wären da nicht die overpimpten Guerillakinder mit dem Spielmacher der Hungerspiele als Anführer.
Die Heilpflanze wirkt außerirdisch. Das sie plötzlich kaputt geht, nachdem die Hungergamescrew  von ihr niedergeschossen wurde, ist auch rätselhaft. Aber hey, die finale genial Idee überall
ist toll (Sarkasmus). Ganz bestimmt ungefährlich.

Staffel 3 kann mich nicht überzeugen. Es ist ein überhastetes Finale, bei dem ich nur mit viel Humor zuschauen konnte. Der oft benutzte Weichzeichner und hochgeschraubte Farbkontrast machen den Trip komplett.

Fazit

The Rain ist ein tolles apokalyptisches Szenario. Der Auftakt ist großartig. Leider baut die Handlung immer weiter ab und endet meiner Meinung nach abgehoben und unglaubwürdig.
Ein klassischer Fall von erzwungenem Finale.

The Rain 2018 – 2019