Altersfreigabe:
Worum geht es?
1940 reisen die Schwestern Eva und Carolina mit einem Luxusschiff von Spanien nach Brazilien. Plötzlich kommt es zu Morden an Bord des Schiffes. Ihre Familie scheint involviert und alte Geheimnisse kommen ans Licht.
Achtung, sensibler Inhalt! Mord, Massenmord.
Welches Genre?
An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei all den Leuten bedanken, die Arbeit und Mühe in die Serie gesteckt haben. Unabhängig davon, wie ich die Serie persönlich bewerte, verdienen die künstlerischen Ambitionen Anerkennung. Dankeschön.
Wie ich die Serie finde?
Staffel 1 2019
Die Aufbruchstimmung, der Zeitgeist und das Kennenlernen an Bord haben sehr viel Titaniccharme. Das gefällt mir gut. Wir lernen immer mehr Personen und ihre Hintergründe kennen. Dabei ist die klaffende Lücke zwischen Reich und Arm präsent, allerdings nie wirklich relevant.
Die Handlung enthält leicht gruselige, mystische Elemente. Der Seefahreraberglaube kommt dadurch auch hin und wieder zum Tragen. Schade, dass diese Aspekte dann verpuffen. Sie spiegeln sich ausschließlich in der psychischen Verfassung der Reisenden wider. Die Beziehungen untereinander, die Geheimnisse, Lügen sind zentral in der ganzen Handlung. Einige der Ereignisse sind absehbar, manche Entwicklungen überraschen aber auch.
Wie im Krimi üblich wechseln die Verdächtigen der Morde immer wieder. Das macht die Handlung spannend. Allerdings sind einige Ereignisse etwas albern. In die Krimihandlung spielen viele persönliche Interessen und Intrigen mit hinein. Die Romanze zwischen Eva und Nicolás mag ich sehr.
Staffel 1 ist eine Mischung aus einem klassischen Krimi und auch ein wenig Telenovela. Mir gefällt die Konstellation sehr gut, ich mag die Charaktere und die Elemente der Rätsellösung wer wen wie umgebracht hat. Großen Tiefgang kann der Zuschauer aber nicht erwarten.
Staffel 2 2019
Enthällt Spoiler zur vorhergehenden Staffel. Lies nicht weiter, wenn du Staffel 1 noch nicht gesehen hast und nicht gespoilert werden möchtest.
Wir befinden uns noch immer auf See. Die Morde aus Staffel 1 sind geklärt, doch der Täter – Evas und Carolinas Vater – ist auf der Flucht. Zusätzlich zu dieser Gefahr in dem geschlossenen Raum des Schiffes, werden neue Passagiere aufgenommen. Es sind Schiffbrüchige. Wieder kommt der Charme von Geistergeschichten auf, was mir sehr gefallen hat. Aber es bleibt bei sehr müden Gruselversuchen. Hauptsächlich geht es wieder um die persönlichen Befindlichkeiten der Charaktere und ihre Verhältnisse zueinander. Die sind allerdings sehr künstlich. Was soll das mit Nicolás verschollener Frau? Die Kriminalgeschichte ist meiner Empfindung nach deutlich weniger präsent und wird gegen Ende schnell abgehandelt. Aber immerhin erreichen sie endlich ihren Zielort.
Staffel 2 ist wieder eine Kombination aus Krimi und Telenovela. Der Krimiteil ist etwas schwach auf der Brust, aber unterhaltsam ist die Staffel ohne all zu große Ansprüche durchaus.
Staffel 3 2020
Enthällt Spoiler zu den vorhergehenden Staffeln. Lies nicht weiter, wenn du Staffel 1 und 2 noch nicht gesehen hast und nicht gespoilert werden möchtest.
Die finale Staffel beginnt so konstruiert, wie die letzte geendet hat. Irgendwie müssen wir die gleichen Leute ja wieder auf das gleich Schiff bringen. So erscheint ein fremder Mann mit geheimnisvoller Botschaft bei Eva. In die einsame Gasse würde ich auch unbedingt nachts gehen, um herauszufinden, was der Unbekannte denn will. Der entpuppt sich als britischer Spion Fabio. Er engagiert Eva um einen Schurken auf dem Schiff festzusetzen, bevor er mit seinem Virus den Hafen verlassen kann. Das ist ein unglaubwürdiges Konstrukt.
Der persönliche Diener ist jetzt Bordpersonal, damit er auch wieder dabei ist. Das grandiose Geschäft für das er zwei Staffeln lang gekämpft hat, ist halt leider nichts geworden.
Der Titaniccharme ist gänzlich dahin, das Traumschiff läuft ohne ihn aus.
Ein paar neue Charaktere gibt es auch noch. Nikolas Ehefrau ist jetzt Teil der Gruppe, der Trennungsgrund zwischen ihm und Eva. Sie war all die Jahre, in denen man sie für tot hielt bei den Nazis gefangen. Das ist der kümmerliche Bogen zur Geschichte aus Staffel 1.
Nicht zu vergessen, die bandagierte Tochter, die nur so tut als könne sie nicht sprechen, wenn jemand dabei ist. Sie gehört zu Team zwei, neben dem britischen Spion, das den deutschen Killervirologen zu fassen bekommen will. Wieso nur
Ja, überraschend war die Handlung wenig.
Obwohl alle Charaktere wieder dabei sind, sinkt das Niveau auf pure Soap Opera. Tote die mit fadenscheiniger Hintergrundgeschichte auftauchen, um Konflikte zu füttern, die logisch nicht zu begründen wären.
Der private Arzt ist
auch wenn ich noch nicht weiß, zu welcher Fraktion die Mumienfrauen gehören. Die Geheimniskrämerei ist schlecht gemacht, denn es ist nichts geheim.
Die Charaktere stellen sich alle an wie Anfänger. Was für ein mieser Spion. Lässt sich niederschlagen wie ein Anfänger. Und lässt sein Folterinstrumentarium rumliegen.
Eva stellt sich beim Testen, ob Carol sich erinnert, sehr plump an. Und wieso coachen die Mumienleute die Doppelgängerin nicht gescheit, wenn sie Carols Geschichte doch kennen.
Dann bricht natürlich
Die Liebesgeschichte wird auch endgültig stranguliert.
Aber da steht ja schon der neue in den Startlöchern. Als ginge es nicht ohne Kerl.
Sie hätten es besser bei zwei Staffeln belassen sollen. Die dritte war eine pure Telenovela mit all den charakteristischen Tiefen und ohne jegliche Spur von Krimicharme.
Fazit
Die Serie ist insgesammt nicht sehr Gehaltvoll. Zu Beginn wartet sie allerdings mit etwas Charme auf, der sie durchaus sehenswert macht. Die Kombination von Krimi, Telenovela, Geistergeschichte und Titaniccharme ist nett. Die Finale Staffel kann ich nicht empfehlen.