Früher gab es für Autor:innen nur einen Weg ihr Buch groß raus zu bringen, Verlage. Entweder kamen sie bei einem unter oder sie gründeten ihre eigenen, um ihre Bücher zu veröffentlichen. Das ist heutzutage anders, denn unter anderem das Internet hat uns ganz neue Wege ermöglicht. Selfpublishing ist eine echte Alternative.
Was ist Selfpublishing?
Selfpublisher:in ist jemand, der sein Buch selbst veröffentlicht. Als Selfpublisher haben Autor:innen die volle Kontrolle über ihr Produkt, tragen aber auch die vollen Kosten und müssen alle Arbeitsschritte selbst organisieren. Was sonst ein Verlag bezahlt und wofür er teilweise Angestellte beschäftigt, haben Selfpublisher:innen selbst zu bewerkstelligen. Lektorat (fachliche Prüfung und Überarbeitung eines Textes), Korrektorat (Rechtschreibfehler- und Grammatikfehlerkorrektur), Buchsatz (drucktaugliche Textformatierung), Cover (Umschlag) und Marketing (Werbung und Repräsentation) müssen Selbstpublizierende aus eigenen Finanzmitteln bezahlen und die jeweilig Ausführenden eigenständig finden und engagieren. Alles wofür keine freischaffenden Leute hinzugezogen werden, erledigen Selfpublisher:innen selbst. Meist so viel wie möglich, um die Kosten gering zu halten.
Was ist ein Distributor?
Was Selfpublisher:innen nicht übernehmen, sind Produktion und Vertrieb der eignen Werke. Dafür wird ein sogenannter Distributor angeheuert. Ein Distributor übernimmt den Druck von Printexemplaren und stellt die E-Book Dateien zur Verfügung. Unter Umständen bietet der Distributor auch eine ISBN Nummer an, die jedes Werk benötigt und lässt es in der Nationalbibliothek aufnehmen und bringt einen Impressumsservice mit. Das hängt vom Angebot und den Buchungspaketen der jeweiligen Distributoren ab. Der Vertrieb ist die Tätigkeit, die dafür sorgt, dass fertige Produkte auf den Markt gelangen und angeboten werden. Die Bücher werden in Listen aufgenommen, so dass sie in Onlineshops erhältlich sind und ich Buchhandlungen geordert werden können.
Unterschied zum Selbstverleger
Selpublisher heißt übersetzt Selbstverlag. Im Deutschen besteht aber zwischen einem Selfpublisher und einem Selbstverleger ein Unterschied. Selbstverleger:innen organisieren und finanzieren nämlich Druck und Vertrieb ihres Buches selbst, was für Selfpublisher:innen der Distributor übernimmt. Da sie in größeren Mengen drucken lassen müssen und nicht auf Nachfrage einzeln drucken können, müssen sie sich zusätzlich um die Lagerung gedruckter Bücher kümmern.
Allerdings können sie einen Vertreiber wie zum Beispiel Nova MD bezahlen, der beim Lieferbarmachen, der ISBN Nummer und unter Umständen auch bei der Lagerung hilft.
Distributoren im Vergleich
An Distributoren gibt es eine große Auswahl. Außerdem hat jeder Distributor auch verschiedene Angebotspakete, je nachdem was der Selfpublisher zusätzlich zu Produktion und Vertrieb noch für Angebote in Anspruch nehmen möchte. Außerdem ist wichtig, was genau Autor:innen rausbringen möchten, gedruckte Bücher, eventuell Hardcover, E-Books oder anderes. Distributoren zu kombinieren ist auch eine Option. Eventuell bietet es sich an, Printexemplare bei einem anderen Anbieter anfertigen zu lassen als die E-Books.
Wir sehen uns fünf große Anbieter im Preisvergleich an, unter der Annahme, dass wir nur Produktion und Vertrieb buchen wollen. Als Basiswert geben wir ein Buch mit 400 Seiten im Format 12 x 19 ohne Bilder an und gehen vom Listenpreis* aus.
- BoD – Books on Demand
Print und E-Book möglich
Der einmalige Einrichtungspreis beträgt 19,00 €
Listenpreis 12,99 €
Marge Printbuch 1,38 €
Selbstkostenpreis pro Buch bei 25 Stück 0,43 Cent plus Versand - Twentysix
Print und E-Book möglich
Der einmalige Einrichtungspreis beträgt 39,00 €
Listenpreis 12,99 €
Marge Printbuch 1,01 €
Selbstkostenpreis pro Buch bei 25 Stück 0,45 Cent plus Versand - Epubli
Print und E-Book möglich
Es gibt keinen Einrichtungspreis
Listenpreis 12,99 €
Marge Printbuch 1,99 €
Selbstkostenpreis pro Buch bei 25 Stück 0,33 Cent plus Versand - Amazon KPD
Print und E-Book möglich
Es gibt keinen Einrichtungspreis - Tolino
Nur E-Book möglich
Es gibt keinen Einrichtungspreis
*Die Preise sind nicht auf den Cent genau aktuell und enthalten keine Marge für E-Books.
Distributoren bieten auch Extras, die im gebuchten Paket nicht in Zahlen auftauchen. Je nach Distributor kann das eigene Werk zum Beispiel in einem Messestand des Anbieters ausgestellt sein. Oder der Distributor lädt als Mitredner zu einem Talk auf einer Messebühne ein. Ich war mit BoD zum Beispiel schon in Wien auf der Messe.
E-Bookpreise und Psychologie
Buchpreise sind ein Thema, über das sich Selfpublisher:innen sehr genau Gedanken machen sollten. Zum einen ist ihre Marge, also ihr Verdienst für ihre Arbeit davon abhängig, zum anderen wirken Zahlen sehr unterschiedlich auf das menschliche Gehirn. Es gibt statistische Erhebungen zu E-Bookpreisen und welche Preise vermehrt gekauft werden. So soll zum Beispiel für 7,99 € besser verkauft werden können als für 6,99 €, obwohl es einen Euro teurer ist.
Natürlich ziehen auch Dumpingaktionen mit Preisen von 0,99 €. Davon halte ich allerdings gar nichts. Die Bücher steigen zwar kurzzeitig in Ranglisten, für Autor:innen bleibt jedoch so gut wie kein Verdienst übrig. Finanziell lohnen sich solche Preisaktionen nicht wirklich. Zusätzlich haben sie einen unvorteilhaften Einfluss auf die Wertigkeit von Schreibarbeit. Mehr dazu in einem anderen Artikel.
Liste der Schritte beim Selfpublishing
Was nimmt ein:e nebenberufliche:r Selfpublisher:in an Geld in die Hand und welche Arbeitsschritte durchläuft man? Das sind durchaus viele und es ist nicht billig. Im Folgenden möchte ich sie grob auflisten (ich habe hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit und nehme den Schritt des Schreibens und Überarbeitens heraus) und einen Mindestpreis ansetzen. Nach oben ist von den Kosten alles offen.
- Lektorat ab 1000 € abhängig von Seitenzahl, den Ungreimtheiten und Berufserfahrung des Lektorierenden.
- Korrektorat ab 200 € abhängig von Seitenzahl, Fehlermenge und Berufserfahrung des Korrigierenden.
- Buchsatz ab 300 €
- Schreibprogramm (Word ca. 135 €, Open Office 0 €, Papyrus Author ca. 179 €, Scrivener ca. 50 €, Scribus 0 €, Vergleich von Autorenwelt)
- Cover ab 200 €
- Marketing (Eigene Webseite, Versandkosten und Verpackung, Goodies, Autorenprofile bei Autorenwelt, Amazon, Lovelybooks, Goodreads, Lesungen, Netzwerke, Messebesuche)
- Künstler Sozialkasse (Abgaben im März einreichen, egal ob selbst Mitglied)
- VG-Wort (Ausschüttung, Wahrnehmungsvertrag)
- Steuer EÜR
Unterm Strich haben Selfpublisher:innen viel zu bedenken und vor allem viel Geld in die Hand zu nehmen. Pro Werk sind es Minimum 2000 €. Es müssen tausende an Büchern verkauft werden, um schwarze Zahlen zu schreiben.
Hauptberuf oder Nebenberuf
Ob wir haupt- oder nebenberuflich Autor:in sind, macht einen großen Unterschied. Abgesehen von der Herstellung und des Vertriebs unseres Werks, gibt es auch eine Reihe an rechtlichen* Dingen zu beachten.
Als nebenberufliche:r Autor:in im Verdienstrahmen eines Kleingewerbes (22.000 € im Jahr) müssen keine Umsatzsteuern gezahlt werden und in den meisten Fällen ist auch keine Anmeldung als Gewerbe erforderlich. Für die Steuer wird nur die EÜR ausgefüllt.
Hauptberufliche Autor:innen müssen Umsatzsteuer entrichten, sich Krankenversichern und eine Einkommenssteuererklärung abgeben.
*Dies ist keine Rechtsberatung. Für gültige verbindliche Aussagen ist ein Anwalt oder Steuerberater zu konsultieren.
Was ich am Selfpublishing mag und was nicht
Ich liebe es mich außerhalb des Mainstream bewegen zu können. Das bedeutet natürlich auch weniger Verkäufe, denn Mainstream bringt, sind wir ehrlich – Kohle. Aber da ich künstlerisch unkonventionell bin, brauche ich Freiheiten. ich kann selbst entscheiden in welche Genres ich meine Geschichte einordne, welche Genres ich schreibe. Beim Cover habe ich die absolute Freiheit. Trends müssen mich nicht interessieren und ich muss auch keine angesagten Elemente in meine Geschichten einbauen, wenn ich das nicht möchte. Trotzdem kann ich mein Buch herausgeben und zwar dann, wenn ich es möchte.
Freiheiten bringen allerdings auch Unsicherheiten und die Last der Verantwortung. Freischaffende Mitwirkende können jederzeit verschwinden, wenn sich Lebensumstände ändern und ich muss selbst für Ersatz sorgen. Ich trage die Last etwaiger Fehler ganz alleine und muss alle Finanzmittel vorstrecken. Das ist hart. Und durch die zusätzliche Arbeit, das Buch herauszubringen und ganz alleine zu bewerben, fehlt es dann natürlich auch an Schreibzeit.
Fazit
Selfpublishing ist anspruchsvolle und eigenverantwortliche Arbeit. Es ist kein Sprungbrett zu einem Verlag, keine Notlösung für zwischendurch, sondern ernsthafte Autor:innentätigkeit. Natürlich kann es vorkommen, dass sich ein selbstverlegtes Buch so gut verkauft, dass ein Verlag es ins Programm übernehmen will. Das ist allerdings nicht die Regel und sollte nicht der Grund sein, sich für Selfpublishing zu entscheiden. Wenn du Selfpublisher:in werden willst, denk daran, es erfordert Disziplin, Organisation und Finanzmittel. Wie du dein Buch herausbringen willst, kannst du für jedes Werk individuell und neu entscheiden.
Mein Video zum Thema Selfpublishing findest du bei YouTube.