Hörbuchrezension – Das Lied der Krähen

Das Lied der Krähen: Glory or Grave 1 von Leigh Bardugo

Klappentext: Ein Dieb mit der Begabung, aus jeder Falle zu entkommen. Eine Spionin, die nur „das Phantom“ genannt wird. Ein Verurteilter mit einem unstillbaren Verlangen nach Rache. Eine Magierin, die ihre Kräfte nutzt, um in den Slums zu überleben. Ein Scharfschütze, der keiner Wette widerstehen kann. Ein Ausreißer aus gutem Hause mit einem Händchen für Sprengstoff. Höchst unterschiedliche Motive treiben die sechs Außenseiter an, die einen gefährlichen Magier aus dem bestgesicherten Gefängnis der Welt befreien sollen. Kaz Brekker, Meisterdieb und Mastermind, ist nicht der Einzige, der Geheimnisse vor den anderen verbirgt – und natürlich steckt weitaus mehr hinter dem Auftrag, als die sechs „Krähen“ ahnen können…

Achtung, sensibler Inhalt! Extreme Gewalt, sexuelle Gewalt, Sklaverei

Genre: Fantasy, historische Fantasy

An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei all den Leuten bedanken, die Arbeit und Mühe in dieses Hörbuch gesteckt haben. Unabhängig davon, wie ich das Hörbuch persönlich bewerte, verdienen die künstlerischen Ambitionen Anerkennung. Dankeschön.

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Ich mag das Cover sehr. Die Farbwahl passt wundervoll zum Titel, die Art der Schrift verspricht eine aufregende und vielfältige Geschichte. Farbe und Form zeigen deutlich, dass es Fantasy ist mit düsterem Touch. Die Optik spricht mich an und sorgt dafür, dass ich näher hinsehe.

Inhalt

Kerch ist eine Stadt von Dieben, Händlern und Seefahrern. Es gibt nichts, was es dort nicht zu kaufen gäbe. Kaz, ein begabter Krimineller einer der großen Diebesbanden von Kerch, führt seine bunt gemischte Mannschaft aus der Stadt raus, in ein Land, in dem ganz andere Sitten herrschen, als in der Kaufmannsstadt. Sie haben einen Auftrag, wollen in ein Gefängnis einbrechen, um herauszufinden, woher die Droge stammt, die Magiern unsagbare Kräfte beschert und das Kräfteverhältnis der Reiche verschiebt.

Perspektive und Sprecher

Die Geschichte wird klassisch aus der Dritten Person im Präteritum erzählt.

Wir schlüpfen immer mal in die Haut eines anderen Charakters.

Es liest nur ein Sprecher.

Gedanken beim Hören

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Hörbuch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Die Geschichte brauchte bei mir etwas Anlauf, um ihren Charme zu entfalten. Der Beginn ist für mich verwirrend, weil die Einführung nicht mit den Hauptcharakteren stattfindet und dadurch eine ganze Weile lose wirkt.

Der Weltenbau ist eine harmonische Symbiose aus bekannten Elementen und einer anderen Welt. Das gefällt mir sehr gut. Kerch ist wie die Reeperbahn von Hamburg in einer Fantasywelt. Ich mag die Banditenstimmung.

Die Eiswelt wirkt dagegen eher steril, aber wir sehen davon eigentlich auch nur das Gefängnis und die Extremisten.

Die Charaktere sind individuell. Ihre Überzeugungen und Lebensumstände formen sie. Vom Banditenboss, über die Magierin, den unbedarften reichen Jungen bis zum religiösen Eiferer ist alles dabei. Hat ein bisschen was von RPG Charakteren, von allem was dabei.

Die Geschichte ist ein Abenteuer, das durch die Hintergrundinformationen der Figuren abgerundet wird. Fühlt sich auch etwas nach RPG an, macht die Story aber deshalb nicht mau. Es ist pfiffig, wie sich die Ereignisse thrillerartig zusammenfügen. Nicht alle Details sind gleich bekannt, enthüllen erst Später was eigentlich passiert ist.

Die Annäherung der beiden Figuren, die aus unterschiedlichen Kulturen stammen und sich unter gegenseitigen Vorurteilen hassen, ist ein komplexes Gebilde, das hervorragend für Tolleranz und Überwindung von kulturellem Hass spricht.

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als üblich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Hörbuch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Ich liebe die Stimmung, die durch das Setting der Fantasy Reeperbahn und dem Banditenflair entsteht.

Fazit: Die Geschichte ist spannend, wenn auch die Charaktere und die Handlung ab und an wie eine Rollenspielmatritze wirken. Ich brauchte etwas Geduld, damit sich die losen Fäden zusammenfügen, aber dann kam der ganze Charme der Hafenstadt und ihrer Bewohner hervor. Das Hörbuch lohnt sich.

Weitere Meinungen zu „Das Lied der Krähen“ findet ihr bei:
Queerbuch
Bücherbrise
DasBambusblatt

Der zweite Teil heißt „Das Gold der Krähen“.