Märchensommer 2019

Das Märchensommer Rallye Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer Rallye" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Dies ist eine Station der Märchensommer Märchenrallye von PoiSonPaiNter, den Anfang dieser Runde findest du hier: Waldeingang.

Ich hoffe du hast dich nicht im Rallyewald verlaufen. Hier, eine Laterne für dich, damit du deinen Weg wiederfindest. Solltest du ein argloser Wanderer sein und nichts von der Rallye wissen, dann folge diesem Pfad <Link(s abbiegen)> und du wirst wissend und weise.

Nun aber zurück zur Rallye. Nimm dir noch einen Umtrunk, um dich zu stärken und dann verrate ich dir das Geheimnis dieser Station:

Bei mir findest du als Lösungsbuchstben ein R, wie Rosenrot.

Das passt hervorragend zu dem Thema, über das ich für den Märchensommer schreiben möchte.

Seit einiger Zeit, verweise ich auf ein neues Buchprojekt, das ich den Sommer über schreiben werde. Der Arbeitstitel lautet #schneerot. Dabei handelt es sich um eine Märchenadaption von „Schneeweißchen und Rosenrot.“ Das Plotbunny dazu, hat mir Poisonpainter im letzten Märchensommer geschenkt, als ich den Beitrag zum entsprechenden Märchen geschrieben habe.

Schon immer war „Schneeweißchen und Rosenrot“ eines meiner Lieblingsmärchen, weil ich die Beziehung der Schwestern liebte. Außerdem fand ich den Zwerg witzig. Das Einzige, was mich schon immer irritiert, ist der Prinz. Der hätte ein Bär bleiben sollen.

Als ich den Beitrag zum Märchensommer 2018 schrieb, recherchierte ich und fand heraus, dass der Prinz in der ursprünglichen Fabel gar nicht vorkam. Ich dachte darüber nach, den Herren, samt Bruder, der zum Schluss wie ein Schachtelteufelchen auftaucht, damit beide Mädchen unter die Haube kommen, zu streichen. Beim Brainstorming, packte mich der Gedanke die Diskrepanz nicht verschwinden zu lassen, sondern darauf aufmerksam zu machen. Der „Prinz“ bleibt, wird aber zur Nebenfigur, die ständig versucht die Handlung zu bestimmen, die Protagonistin zu retten. Rosenrot regelt ihre Probleme selbst, statt auf den „Prinzen“ zu warten.

Märchenadaptionen sind ein spannendes Themenfeld.
Warum sind Märchen nach wie vor beliebt? Ich denke, das liegt daran, dass das Märchenkonzept ein allgegenwärtiges ist. Zum einen enthalten Märchen reale Bezüge und soziale Zusammenhänge, zum anderen verbinden sie diese mit phantastischen Elementen und der Aussicht darauf, dass alles gut werden wird. Moralische Lehren aus Märchen werden zur pädagogischen Erziehung verwendet, weil sie kurz sind und die lineare Erzählstruktur gut zu verfolgen ist.

Wieso aber werden immer wieder Neufassungen von Märchen geschrieben?
Märchen sind alte Geschichten. Der reale Bezug spiegelt den Status quo der jeweiligen Gesellschaft wieder. Deshalb enthalten sie zum Beispiel überholte Rollenbilder und antiquierte moralische Vorstellungen. Wenn wir Märchen nutzen, um unsere Kindern sozial zu bilden, dann ist es wichtig, dass wir ihnen keine veralteten Vorstellungen von beispielsweise der archaischen Beziehung von Mann und Frau weitergeben, sondern das aktuelle Wissen vermitteln. Dieser Gedanke spornt viele Autoren an, Märchen neu zu verfassen.

In „Schneeweißchen und Rosenrot“ steckt eine Fabel, die ummodeliert wurde, um sie den damals geltenden Vorstellungen von Mann und Frau anzupassen. Jede Heldin braucht einen Prinzen. Aber braucht sie den? Ich denke nicht.

Da ich keine Autorin für Kurzgeschichten bin, wird meine Märchenadaption ein ganzer Roman. Ich hatte schon einige Gespräche mit meinen beiden Hauptfiguren. Rosenrot und Schneeweißchen wissen genau, was sie wollen.
Wie in der Ursprungsfabel gehören sie zur Unterschicht und haben eine große Familie mit vielen Geschwistern. Der Kerngedanke ihrer verständnisvollen Beziehung zueinander, obwohl sie so unterschiedlich sind, wird den ganzen Verlauf der Geschichte bestimmen.

Mir sind dabei zwei Dinge wichtig. Zum einen möchte ich von den selbstverständlichen Rollenbildern wegkommen. Mann liebt Frau und weil es mittlerweile im Trend liegt, kommt ein homosexueller Quotenfreund dazu. Nö. In dieser Geschichte möchte ich jeden Charakter in seiner Identität so facettenreich wie möglich aufbauen.
Rosenrot ist wild und ungebunden. Sie hat Freunde und ist gesellig. Romantik und Sex sind für sie vollkommen uninteressant. Das bringt ihr Kritik innerhalb der Familie und des Bekanntenkreises ein. Doch so fühlt sie sich wohl und hat alles, was sie zum Glücklichsein braucht.
Schneeweißchen ist in einer festen Beziehung. Sie hat allerdings Probleme sich den gesellschaftlichen Konventionen anzupassen. Sie ist direkt und kann die Gefühle anderer schwer einschätzen.
Der zweite Punkt, der mir wichtig ist, ist der Aufbau der Gesellschaft und die Einbeziehung der aktuellen Missstände. Die Welt von Schneeweißchen und Rosenrot wird die Zustände zeichnen, die sich herausgebildet haben, nachdem die fossilen Brennstoffe zu Ende waren. Ob und inwieweit die Klimakatastrophe abwendbar ist, werde ich noch entscheiden müssen.
In jedem Fall wird es zwei Schichten geben, die herrschende Klasse, angelehnt an die venezianische Kultur, und die Unterschicht, die im Sumpf mehr der Natur zugewandt ist und eine Voodokultur pflegt.

#schneerot wird düster und es wird Tote geben. Es gilt ein Geheimnis aufzudecken und dem „Prinzen“ klar zu machen, dass er nicht immer und überall eine Rolle spielt. Die Schwestern werden stets zusammenhalten, was dieses Abenteuer auch für sie bereithalten mag.

Wer rettet Rosenrot in #schneerot?
A. Der Prinz natürlich. Dafür sind Prinzen da.
B. Rettung ist überbewertet. Selbst ist die Frau.
C. Ihre Schwester Schneeweißchen regelt das.