Ihr habt auf eurem Weg durch den sommerlichen Märchenwald diesen Abzweig genommen und seid zu mir gelangt. Wollen wir mal sehen, ob ihr die Spuren richtig gelesen habt und die Lösung für die märchenhafte Rallye herausfindet.
Oder seid ihr ein Wanderer, der zufällig hier vorbeikommt, dann geschwind, begebt euch an den Anfang der Spur des Märchensommers und überwindet Gute Feen und Zauber, heiratet Hexen und Frösche.
Zur Erklärung:
Dies ist eine Station der Märchensommer Märchenrallye von PoiSonPaiNter, den Anfang dieser Runde findet ihr hier: Startfeld
Von dort aus könnt ihr eure magische Reise über verschiedene Blogs beginnen. In jedem Beitrag findet ihr einen Buchstaben. Richtig zusammengesetzt, erhaltet ihr den magischen Zauberspruch, mit dem ihr am Ende eurer Reise die Chance auf einen fantastischen Gewinn erwerbt. Wie ihr den Beiträgen folgen könnt, um die Buchstaben in der richtigen Reihenfolge zu finden, ist simpel. Beginnt bei der Station, die oben verlinkt ist. Lest das Märchen, das euch dort vorgestellt wird (oder folgt einem Link zum Märchentext oder sucht in eurem Browser den Märchentitel), beantwortet die Frage dazu, die euch im Beitrag gestellt wird, in dem ihr auf den passenden Link (drei Antwortmöglichkeiten und drei Links stehen euch bei jeder Station zur Auswahl) unter der Frage klickt und gelangt zur nächsten Station. Dort erwartet euch ein Buchstabe und ein anderes Märchen mit einer neuen Frage und weiteren Wegabzweigungen (Antwortlinks). Wenn ihr dem Pfad aus Fragen und Antworten richtig folgt, dann ergeben eure gesammelten Buchstaben bald einen Sinn, wenn nicht, dann geht nochmal einen Schritt zurück.
Jetzt aber zu meiner Station. Der Buchstabe, den ich euch zu geben habe, ist ein:
Ich habe die Ehre euch mein liebstes aller Märchen vorzustellen.
Im Beitragsverlauf findet ihr erst den Märchentext (eine Variante des Grimm-Märchens), dann die Frage, die euch brennend interessiert, inklusive der möglichen Antworten, um den richtigen Folgebeitrag zu finden. Ganz zum Schluss könnt ihr noch einen Text über den Ursprung des Märchens lesen. Jetzt, wo ich die Fabel von Karoline Stahl kenne, ist mir nämlich endlich klar, was die Sache mit den Reichtümern soll.
Märchentext:
Eine arme Witwe, die lebte einsam in einem Häuschen, und vor dem Häuschen war ein Garten. Darin standen zwei Rosenbäumchen, davon trug das eine weiße, das andere rote Rosen. Sie hatte auch zwei Kinder, die glichen den beiden Rosenbäumchen. Das eine hieß Schneeweißchen, das andere Rosenrot. Sie waren so fromm und gut, so arbeitsam und unverdrossen, wie je zwei Kinder auf der Welt gewesen sind.
Schneeweißchen war stiller und sanfter als Rosenrot. Rosenrot sprang lieber in den Wiesen und Feldern umher, suchte Blumen und fing Sommervögel. Schneeweißchen saß daheim bei der Mutter, half ihr im Haushalt oder las ihr vor, wenn nichts zu tun war. Die beiden Kinder hatten einander so lieb, dass sie sich immer an den Händen fassten, sooft sie zusammen ausgingen.
Wenn Schneeweißchen sagte: „Wir wollen uns nicht verlassen“, so antwortete Rosenrot: „Solange wir leben, nicht.“ Und die Mutter setzte hinzu: „Was das eine hat, soll’s mit dem andern teilen.“
Oft liefen sie alleine im Wald umher und sammelten rote Beeren, aber kein Tier tat ihnen etwas zuleide. Stattdessen kamen sie vertraulich herbei. Das Häschen fraß ein Kohlblatt aus den Händen der Mädchen, das Reh graste an ihrer Seite, der Hirsch sprang ganz lustig vorbei, und die Vögel blieben auf den Ästen sitzen und sangen. Kein Unfall traf sie – wenn sie sich im Wald verspätet hatten und die Nacht sie überraschte, so legten sie sich nebeneinander auf das Moos und schliefen, bis der Morgen kam. Die Mutter wusste das und hatte ihretwegen keine Sorge.
Einmal, als sie im Walde übernachtet hatten und das Morgenrot sie aufweckte, da sahen sie ein schönes Kind in einem weißen, glänzenden Kleid neben ihrem Lager sitzen. Es stand auf und blickte sie ganz freundlich an, sagte aber nichts und ging in den Wald hinein. Als sie sich umsahen, erkannten die, dass sie ganz nahe bei einem Abgrunde geschlafen hatten und gewiss hineingefallen wären, wenn sie in der Dunkelheit noch ein paar Schritte weitergegangen wären. Die Mutter sagte ihnen, das müsste der Engel gewesen sein, der gute Kinder bewache.
Schneeweißchen und Rosenrot hielten das Häuschen der Mutter so ordentlich und sauber, dass es eine Freude war hineinzuschauen. Im Sommer putzte Rosenrot das Haus und stellte der Mutter jeden Morgen, ehe sie aufwachte, einen Blumenstrauß vors Bett, darin war von jedem Bäumchen eine Rose. Im Winter zündete Schneeweißchen das Feuer an und hing den Kessel an den Feuerhaken. Der Kessel war aus Messing, glänzte aber wie Gold, so rein war er gescheuert.
Abends, wenn die Flocken fielen, sagte die Mutter: „Geh, Schneeweißchen, und schieb den Riegel vor.“ Dann setzten sie sich an den Herd, und die Mutter nahm die Brille und las aus einem großen Buche vor. Die beiden Mädchen hörten zu, saßen und spannen. Neben ihnen lag ein Lämmchen auf dem Boden, und hinter ihnen auf einer Stange saß ein weißes Täubchen und hatte seinen Kopf unter den Flügel gesteckt.
Eines Abends, als sie so vertraulich beisammensaßen, klopfte jemand an die Türe, als wollte er eingelassen werden. Die Mutter sprach: „Geschwind, Rosenrot, mach auf, es wird ein Wanderer sein, der Obdach sucht.“ Rosenrot ging und schob den Riegel weg und dachte, es wäre ein armer Mann, aber es war ein Bär, der seinen dicken schwarzen Kopf zur Türe hereinstreckte. Rosenrot schrie laut und sprang zurück. Das Lämmchen blökte, das Täubchen flatterte auf, und Schneeweißchen versteckte sich hinter dem Bett der Mutter.
Der Bär aber fing an zu sprechen und sagte: „Fürchtet euch nicht, ich tue euch nichts zuleid, ich bin halb erfroren und will mich nur ein wenig bei euch wärmen.“
„Du armer Bär“, sprach die Mutter. „Leg dich ans Feuer und gib nur acht, dass dir dein Pelz nicht brennt.“ Dann rief sie: „Schneeweißchen, Rosenrot, kommt hervor, der Bär tut euch nichts, er meint’s ehrlich.“ Da kamen sie beide heran, und nach und nach näherten sich auch das Lämmchen und Täubchen und hatten keine Furcht vor ihm.
Der Bär sagte: „Ihr Kinder, klopft mir den Schnee ein wenig aus dem Pelz.“
Sie holten den Besen und kehrten dem Bären das Fell. Er streckte sich vor dem Feuer aus und brummte ganz vergnügt und behaglich. Nicht lange, so wurden sie ganz vertraut und trieben Mutwillen mit dem unbeholfenen Gast. Sie zausten ihm das Fell mit den Händen, setzten ihre Füße auf seinen Rücken und walgten ihn hin und her, oder sie nahmen eine Haselrute und schlugen auf seinen Pelz. Wenn er brummte, so lachten sie. Der Bär ließ sich’s gerne gefallen, nur wenn sie’s gar zu arg machten, rief er: „Lasst mich am Leben, ihr Kinder. Schneeweißchen, Rosenrot, schlägst dir den Freier tot.“
Als Schlafenszeit war und die andern zu Bett gingen, sagte die Mutter zu dem Bären: „Du kannst da am Herde liegenbleiben, so bist du vor der Kälte und dem bösen Wetter geschützt.“ Sobald der Tag graute, ließen ihn die beiden Kinder hinaus, und er trabte über den Schnee in den Wald hinein. Von nun an kam der Bär jeden Abend zur gleichen Stunde, legte sich an den Herd und erlaubte den Kindern, Kurzweil mit ihm zu treiben, soviel sie wollten. Sie waren so gewöhnt an ihn, dass die Türe nicht eher verriegelt wurde, bis der schwarze Gesell angelangt war.
Als das Frühjahr herangekommen und draußen alles grün war, sagte der Bär eines Morgens zu Schneeweißchen: „Nun muss ich fort und darf den ganzen Sommer nicht wiederkommen.“
„Wo gehst du denn hin, lieber Bär?“, fragte Schneeweißchen.
„Ich muss in den Wald und meine Schätze vor den bösen Zwergen hüten. Im Winter, wenn die Erde hartgefroren ist, müssen sie wohl unten bleiben und können sich nicht durcharbeiten, aber jetzt, wenn die Sonne die Erde aufgetaut und erwärmt hat, da brechen sie durch, steigen herauf, suchen und stehlen. Was einmal in ihren Händen ist und in ihren Höhlen liegt, das kommt so leicht nicht wieder an das Tageslicht.“
Schneeweißchen war ganz traurig über den Abschied. Als es ihm die Türe aufriegelte und der Bär sich hinausdrängte, blieb er an dem Türhaken hängen, und ein Stück seiner Haut riss auf. Da war es Schneeweißchen, als hätte es Gold durchschimmern gesehen; aber es war seiner Sache nicht gewiss. Der Bär lief eilig fort und war bald hinter den Bäumen verschwunden.
Nach einiger Zeit schickte die Mutter die Kinder in den Wald, Reisig zu sammeln. Da fanden sie draußen einen großen Baum, der lag gefällt auf dem Boden. An dem Stamm sprang zwischen dem Gras etwas auf und ab, sie konnten aber nicht unterscheiden, was es war. Als sie näherkamen, sahen sie einen Zwerg mit einem alten, verwelkten Gesicht und einem ellenlangen, schneeweißen Bart. Das Ende des Bartes war in eine Spalte des Baums eingeklemmt, und der Kleine sprang hin und her wie ein Hündchen an einem Seil und wusste nicht, wie er sich helfen sollte. Er glotzte die Mädchen mit seinen roten feurigen Augen an und schrie. „Was steht ihr da! Könnt ihr nicht herbeigehen und mir Beistand leisten?“
„Was hast du angefangen, kleines Männchen?“ fragte Rosenrot.
„Dumme, neugierige Gans“, antwortete der Zwerg. „Den Baum habe ich mir spalten wollen, um kleines Holz in der Küche zu haben. Bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das bisschen Speise, das unsereiner braucht, der nicht so viel hinunterschlingt als ihr grobes, gieriges Volk. Ich hatte den Keil schon glücklich hineingetrieben, und es wäre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwünschte Holz war zu glatt und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, dass ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte. Nun steckt er drin, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! Pfui, was seid ihr garstig!“
Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht herausziehen, er steckte zu fest. „Ich will laufen und Leute herbeiholen“, sagte Rosenrot.
„Wahnsinnige Schafsköpfe“, schnarrte der Zwerg. „Wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seid mir schon um zwei zu viel. Fällt euch nicht Besseres ein?“
„Sei nur nicht ungeduldig“, sagte Schneeweißchen. „Ich will schon Rat schaffen.“ Es holte sein Scherchen aus der Tasche und schnitt das Ende des Bartes ab. Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte und mit Gold gefüllt war, hob ihn heraus und brummte vor sich hin: „Ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab! Lohn’s euch der Kuckuck!“ Damit schwang er seinen Sack auf den Rücken und ging fort, ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen.
Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenrot Fische angeln. Als sie nahe beim Bach waren, sahen sie, dass etwas wie eine große Heuschrecke im seichten Wasser hüpfte, als wollte es hineinspringen. Sie liefen heran und erkannten den Zwerg.
„Wo willst du hin?“, fragte Rosenrot. „Du willst doch nicht ins Wasser?“
„Solch ein Narr bin ich nicht“, schrie der Zwerg. „Seht ihr nicht, der verwünschte Fisch will mich hineinziehen?“
Der Kleine hatte dagesessen und geangelt, und unglücklicherweise hatte der Wind seinen Bart mit der Angelschnur verflochten. Als gleich darauf ein großer Fisch anbiss, fehlten dem schwachen Geschöpf die Kräfte, ihn herauszuziehen. Der Fisch behielt die Oberhand und riss den Zwerg zu sich hin. Zwar hielt er sich an allen Halmen und Binsen fest, aber das half nicht viel, er musste den Bewegungen des Fisches folgen und war in beständiger Gefahr, ins Wasser gezogen zu werden. Die Mädchen kamen gerade zur rechten Zeit, hielten ihn fest und versuchten, den Bart von der Schnur loszumachen, aber vergebens, Bart und Schnur waren fest ineinander verwirrt. Es blieb nichts übrig, als das Scherchen hervorzuholen und den Bart abzuschneiden, wobei ein kleiner Teil desselben verlorenging. Als der Zwerg das sah, schrie er sie an.
„Ist das Manier, ihr Lorche, einem das Gesicht zu schänden? Nicht genug, dass ihr mir den Bart unten abgestutzt habt, jetzt schneidet ihr mir den besten Teil davon ab. Ich darf mich vor den Meinigen gar nicht sehen lassen. Dass ihr laufen müsstet und die Schuhsohlen verloren hättet!“ Dann holte er einen Sack Perlen, der im Schilf lag, und ohne ein Wort weiter zu sagen, schleppte er ihn fort und verschwand hinter einem Stein.
Bald danach schickte die Mutter die beiden Mädchen in die Stadt, Zwirn, Nadeln, Schnüre und Bänder einzukaufen. Der Weg führte sie über eine Heide, auf der hier und da mächtige Felsenstücke zerstreut lagen. Da sahen sie einen großen Vogel in der Luft schweben, der langsam über ihnen kreiste, sich immer tiefer herabsenkte und nicht weit bei einem Felsen niederstieß. Gleich darauf hörten sie einen durchdringenden, jämmerlichen Schrei. Sie liefen hin und sahen mit Schrecken, dass der Adler ihren alten Bekannten, den Zwerg, gepackt hatte und ihn forttragen wollte. Die mitleidigen Kinder hielten gleich das Männchen fest und zerrten so lange mit dem Adler herum, bis er seine Beute losließ. Als der Zwerg sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, schrie er mit einer kreischenden Stimme: „Konntet ihr nicht säuberlicher mit mir umgehen? Gerissen habt ihr an meinem dünnen Röckchen, dass es überall zerfetzt und durchlöchert ist, unbeholfenes und läppisches Gesindel, das ihr seid!“ Dann nahm er einen Sack mit Edelsteinen und schlüpfte wieder unter den Felsen in seine Höhle. Die Mädchen waren an seinen Undank schon gewöhnt, setzten ihren Weg fort und verrichteten ihr Geschäft in der Stadt. Als sie beim Heimweg wieder auf die Heide kamen, überraschten sie den Zwerg, der auf einem reinlichen Plätzchen seinen Sack mit Edelsteinen ausgeschüttet und nicht gedacht hatte, dass so spät noch jemand vorbeikommen würde. Die Abendsonne schien über die glänzenden Steine, sie schimmerten und leuchteten so prächtig in allen Farben, dass die Kinder stehenblieben und sie betrachteten.
„Was steht ihr da und habt Maulaffen feil!“, schrie der Zwerg, und sein aschgraues Gesicht war zinnoberrot vor Zorn. Er wollte mit seinem Schimpfen fortfahren, als sich ein lautes Brummen hören ließ und ein schwarzer Bär aus dem Wald herbeitrabte. Erschrocken sprang der Zwerg auf, aber er konnte nicht mehr zu seinem Schlupfwinkel gelangen, der Bär war schon in seiner Nähe. Da rief er in Herzensangst: „Lieber Herr Bär, verschont mich, ich will Euch alle meine Schätze geben. Seht, die schönen Edelsteine, die da liegen. Schenkt mir das Leben, was habt Ihr an mir kleinen, schmächtigen Kerl? Ihr spürt mich nicht zwischen den Zähnen. Da, die beiden gottlosen Mädchen, das sind für Euch zarte Bissen, fett wie junge Wachteln, die fresst in Gottes Namen.“ Der Bär kümmerte sich nicht um seine Worte, gab dem boshaften Geschöpf einen einzigen Schlag mit der Tatze, und es regte sich nicht mehr.
Die Mädchen waren fortgesprungen, aber der Bär rief ihnen nach: „Schneeweißchen und Rosenrot, fürchtet euch nicht, wartet, ich will mit euch gehen.“ Da erkannten sie seine Stimme und blieben stehen, und als der Bär bei ihnen war, fiel plötzlich die Bärenhaut ab, und er stand da als ein schöner Mann und war ganz in Gold gekleidet. „Ich bin eines Königs Sohn“, sprach er, „und war von dem gottlosen Zwerg, der mir meine Schätze gestohlen hatte, verwünscht, als ein wilder Bär in dem Walde zu laufen, bis ich durch seinen Tod erlöst würde. Jetzt hat er seine wohlverdiente Strafe empfangen.“
Schneeweißchen vermählte sich mit dem Prinzen und Rosenrot mit seinem Bruder, und sie teilten die großen Schätze miteinander, die der Zwerg in seiner Höhle zusammengetragen hatte. Die alte Mutter lebte noch lange Jahre ruhig und glücklich bei ihren Kindern. Die zwei Rosenbäumchen nahm sie mit, und sie standen vor ihrem Fenster und trugen jedes Jahr die schönsten Rosen, weiß und rot.
Frage:
Wen heiratet eigentlich Rosenrot, wenn Schneeweißchen ihren Bärenprinzen bekommt?
A. Seinen Cousin
B. Seinen Bruder
C. Niemanden
Ein Vergleich zwischen der Fabel und dem Märchen:
Das weltbekannte Märchen von Schneeweißchen und Rosenrot ist eine überarbeitete Version der Fabel „Der undankbare Zwerg“ der Erzieherin und Jugendschriftstellerin Karoline Stahl von 1818. Auch in ihm geht es um fleißige, mitfühlende Mädchen, die trotz der typischen Schwesternkonstellation keine Konkurrenz untereinander empfinden. Allerdings sind Schneeweißchen und Rosenrot zwei Kinder unter vielen und sie haben in der ursprünglichen Version noch beide Eltern. Der Fokus liegt in der Erzählung auf dem guten Wesen der Mädchen und dem schlechten Verhalten des Zwerges, der zum Ende von einem Bären gefressen wird. Die Mädchen finden, als gerechten Lohn für ihre guten Taten, die Schätze des undankbaren Zwerges und ihre Familie ist von ihrer Armut befreit. Es gibt keinen verzauberten Prinzen, der zum Schluss geheiratet werden muss. Es gibt keine übergeordnete göttliche Macht, die über die Kinder wacht, sondern nur ihre Entscheidungen und die des Zwerges, die den Ausgang der Geschichte herbeiführen.
Ich finde die ursprüngliche Version der Geschichte sehr ansprechend. Die Teile des Märchens, die es zu meinem Lieblingsmärchen gemacht haben, sind genau die Stellen, die aus „Der undankbare Zwerg“ stammen. Ich mag die Dynamik zwischen den Schwestern, die so unterschiedlich sind und sich trotzdem vertragen. Das ist so erfrischend. Der Zwerg und seine dreiste Art hat mich als Kind immer zum Lachen gebracht. Die Dialoge mit ihm, die mich erheiterten, stammen allerdings aus dem Grimm-Märchen, da die Fabel von Karoline Stahl beinahe ohne Sprachtexte geschrieben ist.
Durch das lesen der Ursprungsgeschichte hat sich bei mir ein Rätsel gelöst, denn ich fragte mich immer, welchen Sinn eigentlich die Reichtümer im Grimm-Märchen hatten. Mit dem Fluch hatten sie nicht wirklich was zu tun und da zum Schluss auch noch ein Prinzenbruder auftauchte, der scheinbar von keinem Fluch befallen war, fragte ich mich immer, was das Horten von Reichtümern auf beiden Seiten mir eigentlich sagen soll. Drang der Zwerg in die königliche Schatzkammer ein? Ist das Königreich pleite, wenn der Zwerg all ihre Reichtümer hat? Ist es ein verstoßender Prinz, der ohne die Schätze nicht mehr heimkommen darf? Hat ihn der Zwerg verzaubert, damit er das Gold und die Perlen nicht mehr schützen kann? Schön blöd, denn ein Bär ist wohl gefährlicher als ein Prinz in goldenen Strumpfhosen. Wo kommt also die Idee her, dass der verwunschene Prinz irgendwelche Klunker bewachen muss?
In der Fabel ist der Zwerg einfach ein gieriger, garstiger Kerl, der Geschmeide hortet. Trotz übermäßigen Reichtums gibt er den bettelarmen Mädchen keinen Lohn für ihre Hilfe. Sie machen sich nichts daraus. Die gute Tat ist ihnen Lohn genug. Zum Schluss will er noch seine eigene Haut retten, indem er die Mädchen an den Bären verfüttern möchte. Gerechter Weise ignoriert ihn das Tier und als der Zwerg gefressen ist, bleibt sein ganzer Reichtum übrig. Den haben sich die Mädchen mit ihrem altruistischen Wesen und ihren guten Taten verdient. Sie nehmen ihn mit nach Hause und ihre ganze Familie ist dadurch von der ständigen Bedrohung verhungern zu müssen erlöst. Das macht Sinn.
Warum die Reichtümer für das Grimm-Märchen erhalten geblieben sind und wieso der Bär den Sommer über versuchen muss sie zu beschützen, hat bei mir nur Fragen aufgeworfen. Zumal die Mutter und ihre Töchter eigentlich ein schönes Leben in ihrem Häuschen hatten und durch den plötzlichen Reichtum, den sie nicht mit armen Leuten, sondern mit zwei schmucken Prinzen teilen, nicht wirklich etwas bewirkt wird. Aber das bringt so ein Umbau einer Geschichte wahrscheinlich mit sich, wenn der gerechte Lohn plötzlich nicht mehr das sorglose Leben mit der Familie ist, sondern die Heirat mit einem feschen Prinzen.
Juhu, Ihr habt meinen ganzen Beitrag gelesen. Das freut mich ungemein und ich hoffe Euch hat der Beitrag ebenso erfreut. Nun bleibt mir nichts mehr, als Euch viel Glück auf Eurer weiteren Reise zu wünschen. Gehabt Euch wohl und nehmt noch ein Lächeln mit auf den Weg. Den Pleiteprinzen könnt ihr hierlassen.
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