Patreon oder von Luft und Liebe leben

Ich war mir erst nicht sicher, ob ich tatsächlich bei Patreon einsteigen möchte.

Grund 1: Es ist ein weiterer Kanal, der bespielt werden will. Und wenn ich etwas in Angriff nehme, möchte ich, dass es gut wird. Das kostet Zeit und Energie, die ich weiter aufteilen muss.

Auch dieser Kanal braucht ein Konzept, das für einen selbst und den Konsumenten funktioniert. (Mehr dazu auch in meinem Artikel: Social Mania – Zwischen Zeitmangel und Konzeptionierung). Trickreich an dem Konzept von Patreon ist – das betrifft den folgenden Grund 2 – dass Eigenwerbung gemacht werden muss und der Verkauf der eigenen Person im Fokus steht. Anpreisen und Herausstellen sind essentiell, um bei Patreon erfolgreich zu werden. In diesen Punkten habe ich in den letzten Jahren schon viel gelernt, doch Unterstützung zu erbitten, ist noch immer eine Überwindung.

Hier einige Punkte, die einen weiterbringen, um die eigene Kampagne zu pushen.

  • Wer eine eigene Community mitbringt, ist klar im Vorteil. Durch Patreon wird man eher selten bekannt, das muss man an anderer Stelle erreichen. Passend dazu der nächste Punkt.
  • Die eigene Kampagne möchte beworben werden. Dabei sollten die Vorteile herausgestrichen werden. Es ist keine Belästigung auf spezielle Zusatzleistungen aufmerksam zu machen, sondern eine Erweiterung des Angebots.
  • Einzigartigkeit hilft weiter. Inhalte, die sich von denen der anderen Anbieter unterscheiden sind wichtig.
  • Produziert exklusiv für Patreon Sonderfolgen von öffentlich einsehbaren Inhalten.
  • Meilensteine motivieren Leute zu unterstützen, weil sie sehen, wofür sie sich einsetzen und wie nahe das Ziel schon ist.
  • Wenige, gut durchdachte Reward-Stufen schaffen Anreize. Die 5 Dollar Stufe ist bei den niedrigen Beträgen beliebt. Es sollte auch eine hohe Stufe verfügbar sein, die limitierte Boni beinhaltet.

Nicht alle dieser Empfehlungen habe ich schon umgesetzt. Aber ich bin fest entschlossen, noch mehr aus den Möglichkeiten bei Patreon zu machen. Ein erstes Ziel habe ich mir schon gesetzt. Neben dem Abschluss meiner Gefesselt Trilogie würde ich nächstes Jahr gerne meine Voodoo- Clockpunk- Märchenadaption #Schneerot herausbringen. Mit Unterstützung, ist das zu schaffen. Für die Werbung der Kampagne werde ich mir auch noch etwas einfallen lassen. Aber am Wichtigsten sind natürlich die exklusiven Inhalte. Ich will auf Patreon nicht nur früher ansagen, was sich bei mir tut, ich möchte eigene Inhalte schaffen, Arbeit, die ihren Wert hat. Dazu gehören zum Beispiel unveröffentlichte Szenen aus „Infiziert“ und Zeichenvideos.

Grund 2: Sich unterstützen zu lassen, ist eine Hürde. Ich mache Dinge gerne selber und würde meine Bücher auch kostenfrei anbieten, wenn ich von Luft und Liebe leben könnte. Da das aber nicht geht, ist es wichtig und richtig, dass meine Arbeit ihren Preis hat. Aber was ist denn an Patreon Arbeit, die Geld wert ist? Dürfen Autoren das denn überhaupt? Ihre Bücher kosten ja schon Geld.

Es gibt tatsächlich Diskussionen, in denen angeprangert wird, die Suche nach Unterstützern via Patreon wäre reine Geldmacherei. Man würde seinen Kunden zusätzlich zu den Buchkosten noch weiteres Geld aus der Tasche ziehen. Einige Leute ärgert es so sehr, dass sie nicht einmal mehr die Bücher der Autoren kaufen wollen, die bei Patreon sind. Das macht es natürlich noch schwerer, die Hürde zu überwinden, sich unterstützen zu lassen.

Dabei bieten Accountschöpfer Inhalte, die extra für den Kanal geschaffen werden. Es sind Angebote der eigenen Arbeit, die durch finanzielle Unterstützung wertgeschätzt werden können. Offenbar sorgt aber das Prinzip von Patreon dafür, dass die Unterstützung bei manchen ein Gefühl von Spende gegen Ramsch erzeugt. Es ist aber die Entlohnung für Arbeit.

Außerdem ist Patreon eine neue Möglichkeit für mehr. Früher gelangte man nur an Extras von Autoren, indem Sondereditionen oder Hefte von den Verlagen verkauft wurden. Vieles, wie unveröffentlichte Szenen oder persönliche Einblicke, gab es gar nicht. Jetzt ist es mit ein paar Klicks für kleines Geld möglich all die Extras zu bekommen.

Der Vorteil für die Autoren ist das Ausbleiben von Kosten. Die Inhalte, die sie anbieten können, fordern natürlich Arbeitszeit und Hingabe, aber meist kommt man ohne eine Vorfinanzierung aus. Dadurch können die Autoren die Bezahlung im Ganzen für neue Projekte nutzen, die Kosten verursachen, wie ihre Bücher. Viel bleibt von den Einnahmen ihrer Werke ja leider nicht bei ihnen hängen.

Das sind alles Argumente, die mich davon überzeugt haben, Patreon eine Chance zu geben. Und wenn ihr noch zögert Patron zu werden, weil euch die monatliche Unterstützung erscheint, als würdet ihr einen Vertrag eingehen, der euch auf längere Zeit bindet – es ist jederzeit möglich auszusteigen, wenn man gerade pausieren möchte.