Erscheinungszeitraum: 2017
Altersfreigabe:
Gespielt auf: Steam mit Gamepad.
Genre: Action-Adventure
Achtung, sensibler Inhalt! Extreme Gewalt, sexuelle Gewalt
Geschichte und Setting
Wir spielen Bayek einen ägyptischen Beschützer. Seine Introgeschichte ist verwirrend. Ich kann mir ein paar Dinge denken, aber es wird allgemein wenig erzählt und erklärt. Er war wohl weg, hat seine Aufgabe als Beschützer eine Weile ruhen lassen, nachdem er seinen Sohn verloren hat. Jetzt ist er wieder da und sucht nach den Tätern, die seinen Sohn umgebracht haben. Dabei stößt er auf eine neue Machtstruktur, die seine Landsleute geißelt, hilft den Menschen so gut er kann. Hin und wieder fließen geschichtliche Gegebenheiten und Personen ein, wie Cleopatra und Cäsar. Es geht, wie bei den meisten Assasins Creed Spielen wieder viel um männlich definierte Werte. Nach Syndicate ein bedauerlicher Rückschritt, finde ich. Im Mittelpunkt steht der Beschützer der Familie, dem bei Versagen nur die Rache bleibt. Und das alles wird in das Kostüm des gerechten Hüters aller verpackt. Bayek ist ein unsympathischer Vater. Jungs müssen stark und furchtlos sein. Die Enttäuschung in seiner Stimme als sein Sohn eine Klippe nicht hinunter springen kann, ist bezeichnend, der Druck der Eltern auf die Kinder genauso zu werden wie sie hoch. Frauen sind hier und da die mütterlichen Heiler. Mit Bayeks Frau Arya spielen wir nur wenig und unbedeutende Storylines. Erst sehr spät im Spiel kommen die Zusammenhänge zur Gründung der Assassinen und ihrer Feindschaft mit den Templern auf. Für meinen Geschmack ist es sehr wenig. Die einzige greifbare Verbindung in der Handlung ist der Edenapfel, den sie Sphäre nennen. Wir erfahren, wieso in den anderen, zeitlich später angesiedelten Geschichten, der Finger bei der Initiation eines Assassinen abgehakt wird. Bayek hat ihn sich mit der neuen Klingenwaffe versehentlich abgetrennt, weil er im Weg war. Und besonders cool, wir sind bei der Entstehung des Assassinensymbols dabei. Bayek wirft seine Kette mit dem kleinen Schädelknochen in den Sand. Arya hebt ihn auf und im Sand ist ein Abdruck in Form eines A’s. Das sind pfiffige Elemente.
Wir wandeln zwischen wunderschönem altägyptischen Wüstencharme und brutalem Schlachtgemetzel. Schade, dass wir die mystischen Grabmäler plündern, wie ein gemeiner Dieb und Kultschänder. Gerade der gläubige Bayek, dürfte so etwas eigentlich nicht gut heißen. Rätsellösung hätte da besser gepasst, statt Schatzraub. Aber je länger das Spiel läuft, um so mehr bekommt Ägypten eine römische Kolonialherrschaftsprägung. Außerdem ist vom Assassinencharme so gut wie nichts im Spiel enthalten. Die Parcours Elemente sind kaum noch gegeben. Und wenn klettern möglich ist, macht es wenig Sinn, weil das Spiel das Interesse daran nicht unterstützt. Heimlichkeit ist auch kaum von Belang. Der Kampfmodus wird extrem bevorzugt. Dadurch wirkt das Spiel nicht mehr wie ein Assassins Creed, eher wie ein God of War, von der schönen Landschaftsgestaltung abgesehen.
Die Basisgeschichte empfinde ich als dünn. Es gibt eine Vielzahl an weiteren Komponenten, um das auszugleichen. Unsere verborgene Beteiligung an geschichtlichen Ereignissen wie Cäsars Ermordung sind interessant, wenn auch nicht korrekt. Mit Arya fahren wir auf einem Kampfschiff wie bei Black Flag. Es gibt sogar eine Animuskomponente, wenn wir zur Archäologin rausspringen, die Bayeks Erinnerungen abruft. Aber wirklich Plotrelevant ist das alles nicht, wirkt wie zusammenhangloses Intermezzo?
Es sind Unmengen an Nebenquest verfügbar, die Jagd und die Überfälle für Material zur Verbesserung. Die Nebenaufgaben zu erfüllen, hat nur leider keinen Effekt, wie Gebiete freizuschalten. Level 40 (das höchste Level) ist der Spielende lange vor dem Absolvieren der Aufgaben. Dabei dauert es gefühlt ewig effektiv genug zu kämpfen, um Spaß daran zu haben und nicht nur auf die Mütze zu bekommen. Wo liegt der Anreiz die vielen Aufgaben zu bewältigen? Und dann gibt es noch vollkommen leere Gebiete, die entdeckt werden können, aber nichts bieten. Open World ist nett, aber wenn es so planlos wirkt wie in diesem Spiel, wäre ein anderes Konzept definitiv schöner.
Der Realismusfaktor wurde erhöht, was meiner Meinung nach das Spielerlebnis erschwert. Sperrgebiete sind nicht angezeigt und gerade zu Beginn läuft der Spielende schnell in zu schwere Zonen und ist tot.
Grafik und Sound
Wie in jedem Assassins Creed ist die Landschaft wundervoll anzusehen, steckt voller Details, wie die Boote aus Schilf, die Kamelritte. Durch Ägypten zu ziehen, die Natur und Architektur zu sehen, ist großartig. Die Optik und Stimmung sind Episch.
Auch die Musik passt gut, ist harmonisch mit dem Spielgeschehen und nicht aufdringlich.
Filmsequenzen sind typisch für das Spiel, kurz und sehr passend. Sie sind wichtig, um der Handlung Tiefe zu verleihen, in diesem Teil besonders, finde ich, weil wir sonst wenig von der Vorgeschichte erklärt wird. Außerdem sind die Sequenzen ein Element, das die Motivation und die Vorstellung von Templern und Assassinen widerspiegelt. Allerdings fehlt ihnen in diesem Spiel der Rituscharakter, der in den Vorgängerteilen aufgebaut wurde. Das stört nicht, da wir ein Prequel spielen und geformte Riten nicht erwarten.
Steuerung
Die Steuerung hat ihre Höhen und ganz klar Tiefen. Sie ist ganz anders als bei den Vorgängerteilen, lehnt sich an die Steuerung bei kampffokussierteren Spielen an. Ich empfinde das als sehr ungünstig, wenn von einem Vorgänger Assassins Creed Spiel umgestiegen wird. Es ist extrem ungewohnt.
Es gibt kein vernünftiges Tutorial, das die Menüs und Handhabung erklärt. Ein schneller Schaukampf und mehr scheint es nicht zu wissen zu geben.
Im Menü wurde die Maussteuerung für Gamepads nicht gut angepasst. Das macht die Auswahl unschön.
Der Kamerafokus liegt nicht auf dem Charakter. Zeitweise sehe ich gar nicht wo ich Kämpfe sondern viel Wand. Bayek schlägt in die falsche Richtung, weicht aus aber wird trotzdem getroffen. Das macht das kampflastige Spiel teilweise zu einem Frusterlebnis.
Die Questführung ist unübersichtlich. Wo muss ich hin? Bin ich hier richtig? Mehrere Quests annehmen zu können ist klasse, aber die Auswahl der Aktiven bestätigen zu müssen gewöhnungsbedürftig. Wenigstens eine könnte „einrasten“. zusätzlich ist schwer zu erkennen, welche Gebiete zu anspruchsvoll sind, was sich wirklich lohnt.
Mir fehlt die Minikarte. Sie ist ein wichtiges und wertvolles Instrument. Der Adlerblick funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Wir fliegen wirklich mit einem Adler statt eigene Wahrnehmung zu nutzen. Das macht es realistischer und gewährt einen Blick über die eigene Perspektive hinaus. Aber es ist auch gewöhnungsbedürftig. Gegner sind nicht mehr so gut sichtbar.
Der Kopfschuss ist zu Beginn nicht tödlich. Es gibt kein Runterziehen über Brüstungen, keine Möglichkeiten für einen Hinterhalt, keine Gefangennahme statt Hinrichtung, alles ist auf den Frontalangriff ausgerichtet. Mir fehlen die Assassinentricks sehr. Mit zunehmender Aufrüstung ist ein weniger mehr Raffinesse machbar. Doch es bleibt bei den Schnetzelquests.
Ein paar Verbesserungen sind die Glitzersäckchen, die nach dem Kampf zum Plündern herumliegen. Vom Rücke eines Kamels oder Pferdes aus kämpfen zu können, ist eine gute Option. Das automatische Navi, um der Straße zu folgen erleichtert die langen Laufwege. Der Tag Nacht Wechsel ist eine schöne Ergänzung, sowohl optisch als auch spielerisch. Die Wachen schlafen teilweise in der Nacht schlafen, so dass zumindest dann etwas Heimlichtuerei machbar ist.
Einen Mehrspielermodus gibt es nicht.
Fazit
Ich liebe das Setting und die wundervolle Darstellung. Aber ein Assassins Creed ist dieses Spiel eigentlich nicht mehr. Die typischen Elemente fehlen. Das beraubt das Spiel meiner Meinung nach seiner Einzigartigkeit. Klar, die wunderschöne Landschaft ist noch da, aber der individuelle Aktionscharme ist weg. Es ist in der Hinsicht wie jedes andere Kampfspiel auch. Für Spielende wie mich, die das Parcourelement und die Heimlichkeitsaktionen gut finden, hat Assassins Creed den Reiz verloren.
Weitere Meinungen zu „AC Origins“ findet ihr bei:
GameStar
PCGames
GamePro
Eurogamer