Märchensommer Rallye

Das Märchensommer Rallye Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer Rallye" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Willkommen Märchenwandernde:r. Du bist auf der Suche nach einem magischen Buchstaben bei mir gelandet.

Hier findest du das Leerzeichen.

Ich hoffe du hast dich nicht im Rallyewald verlaufen und bist falsch abgebogen. Hier, eine Laterne für dich, damit du deinen Weg wiederfindest. Solltest du ein argloser Wanderer und zufällig hier gelandet sein? Weißt du noch gar nichts von einem Märchen, einer Rallye? Dann folge dem Link zum Startbeitrag dieser Runde von PoiSonPaiNter: Wie alles begann.

Das Märchen, auf das ich dich aus meinem Knusperhäuschenfenster hinweise, durch das du weiterkommst, ist Hänsel und Gretel.

Das magische Buch liegt aufgeschlagen auf dem Tisch. Setz dich nur und lies.

Falls du es lieber erzählt haben möchtest statt selber lesen, hier ein Video.

Rallyefrage:

Was antworten Hänsel und Gretel auf die Frage: „Knusper, knusper, Kneischen, Wer knuspert an meinem Häuschen?“
a)    „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!“ – https://christinaloew.de/maerchensommer-2021-maerchenrallye/ – Christina Löwe
b)    Gar nichts, weil sie viel zu verwirrt sind. – https://www.randompoison.com/2021/06/07/rallye-21/  – Anne Zandt
c)    „Geschwind, geschwind, es ist nur der Wind!“ – https://www.jennyvoelker.com/maerchen-rallye-2021/ – Jenny Völker

Warum gerade dieses Märchen? Gute Frage, es zählt nicht gerade zu meinen Lieblingen. Die Rollenbilder und das Ende finde ich gruselig. Was ich an Hänsel und Gretel allerdings spannend finde, ist ist die beispielhafte Möglichkeit zu zeigen, wie sich Ansichten und Betrachtungsweisen verschieben lassen.

Reden wir einmal über die Rollen, wie sie in diesem Märchen konventionell verteilt werden.
Die Mutter oder Stiefmutter, die zuhause die Kinder betreut. Oft ist sie diejenige, die die Kinder loswerden will.
Der Vater, Holzfäller, der schwer arbeitet.
Häsel, der als Junge die guten Ideen hat.
Gretel, die als Mädchen zur Putzkraft gemacht wird.
Die alte Frau im Wald, die arglose Leute mit ihrem verzauberten Haus anlockt und ihnen böses will.
Die Rollenbilder, sind, wie bei Märchen üblich, Stereotype, die auf wenige Eigenschaften reduziert werden. Bei diesem Märchen ist es eine Sichtweise, die sehr christlich beeibflusst ist, wie viele der Märchen, die zu ähnlicher Zeit aufgeschrieben wurden. Vor allem die Geschlechter sind klar bestimmten Vehaltensweisen zugeordnet, die Frauen als gehässige und sündige Charaktere darstellen.

Überlegen wir mal, aus welcher Perspektive wir die Geschichte alternativ betrachten könnten.
Stellen wir uns vor, der Vater wäre die treibende Kraft, die darauf besteht die Kinder loszuwerden, die er eh nie haben wollte. Als Familienpatriarch hat er das Recht darüber zu bestimmen, was mit den Kindern geschieht und kann die Frau zwingen, die Kinder abzugeben. Die Frau im Wald ist die Hausmutter eines Kinderheims. Die Kinder fühlen sich zu Recht verlassen und projezieren ihre Wut auf die Frau, machen ihr das Leben so schwer wie möglich.
Vielleicht sind die Kinder auch garstige Wüstlinge, machen das Leben der armen Eltern zur Hölle. Sie jagen sie aus dem Haus. Per Zufall finden die Kinder eine Frau, die alleine im Wald lebt. Die Fremde nimmt sie auf und verlangt für Kost und Logie Hilfe in Haushalt und Garten. Das Haus gefällt den Kindern und sie beschließen es zu übernehmen, bringen die Besitzerin um und verbrennen ihre Überreste im Ofen, damit sie tun und lassen können, was sie wollen.
Oder was wäre, wenn die beiden Kinder durch ihre Eltern und die Dorfbewohner ständig von einer alten Frau hören würden, die alleine draußen im Wald lebt? Alle reden davon, wie seltsam sie ist und dass etwas Böses in ihr stecken muss. Die Eltern der Kinder sind arm, sie müssen viel entbehren. Immer wieder wird davon gesprochen, dass die alte Frau mehr als genug hätte, geizig auf ihrem Reichtum sitz. Also machen sich die Kinder auf, um die Frau zu suchen. Die Einsiedlerin begrüßt sie, wie alle Besucher, gibt ihnen Essen und Trinken. Mit neidischen Augen schauen die Kinder auf alles, was die Frau hat, ihr schönes Haus, der große Ofen, die Ziegen, der Kräutergarten. Sie stoßen die arglose Frau in den Ofen, um sie verbrennen zu lassen und bringen die Güter der Toten heim, überzeugt alles richtig gemacht zu haben, da die alte Frau im Wald ja nach Aussage aller anderen böse war.

Gerade die Betrachtung aus der Sicht der alten Frau im Wald, die dort alles hat, was die braucht, bis die zwei fremden Kinder vorbeikommen und ihre Ruhe stören, finde ich spannend. Fällt dir auch eine Variante ein?

Ein Gedanke zu „Märchensommer Rallye“

  1. Pingback: Märchensommer – Saskia Dreßler

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