Seit einem halben Jahr teste ich Papyrus für meine Schreibprojekte. Begleitend dazu plane ich drei Erfahrungsberichte. Dieser erste befasst sich mit dem groben ersten Eindruck. Die Folgeartikel werden Statusupdates. Artikel zwei: „Wie arbeitet es sich mit mehr Erfahrung“. Dabei werde ich auch vermehrt die Zusatzfunktionen zum Plotten und Planen unter die Lupe nehmen. Artikel drei wird „Das Abschlussurteil“.
Hier im ersten Teil geht es um die ersten Schritte bei der Nutzung der Hauptfunktion, dem Schreibprogramm. Vergleichswerte sind Word und Open Office, mit denen ich zuvor gearbeitet habe.
Das Programm zu installieren war kein großer Aufwand und ich persönlich finde die Nutzeroberfläche ansprechend. Natürlich sind die Einstellungen nicht alle am gleichen Ort, wie bei den bereits bekannten Programmen. Das irritiert, wie bei jedem Wechsel auf ein anderes Programm.
Der Unterschied ist aber zum einen nicht so eklatant, so dass ich das Meiste doch auf Anhieb finden konnte. Ich empfinde Papyrus als intuitiv gut nutzbares Programm. Wenn ich eine Einstellung gar nicht finden konnte, half es, per Websuche danach zu fragen.
Mit dem Schreiben konnte ich problemlos loslegen und auch das Reinkopieren in Papyrusdokumente funktioniert einwandfrei. Besonders nützlich finde ich die unkomplizierte Möglichkeit das Dokument auf Normseiten umzustellen und die frontal platzierten Exporticons zu e-pub und PDF. Wie es sich mit der Umwandlung von Grafiken im Dokument verhält, wenn ich Texte zu PDF umwandle, muss ich noch testen. Das wird ein Punkt auf meiner Liste des zweiten Artikels sein. Das ist mir wichtig, weil ich für jedes meiner Bücher eine eigene Zeichnung anfertige, die auf den Schmutzseiten für meine Leser platziert wird. Mit Word hatte ich bei der PDF Umwandlung große Schwierigkeiten, weil es nur begrenzte Möglichkeiten gibt, die DPI einzustellen. Dafür musste ich zu Open Office wechseln, damit meine Grafiken in druckbarem Zustand abgebildet wurden. Ich bin schon sehr gespannt, wie das bei Papyrus funktioniert. Auch die Umwandlung zu e-pub will noch getestet werden.
Die Normseitenfunktion finde ich sehr praktisch und einfach zu handhaben. Es bedarf nur eines Klicks und Papyrus öffnet ein neues Tab und formatiert die Datei eigenständig um, ohne dass ich Seitenbreiten und Zeilenabstände einzeln vorgeben muss.
In Bezug auf Rechtschreibkorrektur und Grammatikprüfung, finde ich, dass Papyrus viel zu bieten hat. An der Stelle merkt man, dass dieses Programm für Autoren gemacht ist. Alleine die Prüfung für die Kommasetzung will ich nicht mehr missen. Es war, als würde mir Papyrus sagen: „Du kannst Kommasetzung nicht, aber hey, ich kümmere mich für dich darum.“ Und noch dazu helfen mir die Kommentare der Autokorrektur, wieso sie denkt, dass da ein Komma fehlt, dazuzulernen.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich das Programm zwischendurch auch als penetrant empfand. Bei jedem Tippfehler blinkte und pingte es. Das ist in meiner Schreibphase störend, weil es meine Konzentration unterbricht und den Schreibfluss beeinträchtigt. Mir reicht es aus, wenn das Programm den Fehler markier, damit ich in der Überarbeitungsphase alle korrekturbedürftigen Stellen wiederfinde. Das Problem war leicht zu beheben. Ich habe die Duden Korrektur in der unteren Leiste einfach angeklickt, um sie zu deaktivieren. Aber auch an anderer Stelle ploppen Infofenster auf, weil das Programm meint, ich müsse Backups erstellen oder anderes. Nett gemeint, aber doch ab und an übermotiviert. Die Möglichkeiten solche Hinweise abzustellen, muss ich noch prüfen.
Die drei Icons (Buch, Feder, Auge) in der unteren Leiste finde ich großartig. Papyrus bietet nicht nur die Autokorrektur von Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Mittels der Feder kann eine Stilanalyse durchgeführt werden. Für Liebhaber von Füllwörtern, ob gewollt oder nicht, eine Goldgrube, will ich meinen. Die Nutzung dieses Features finde ich sehr lehrreich. Selbst falls ich die Hinweise nicht umzusetzen gedenke, kann ich doch viel über meine Art zu Schreiben erfahren, wenn ich mich durch die Stilanalyse prüfe.
Das dritte Icon, das Auge, kontrolliert den Text auf Lesbarkeit. Diese Möglichkeit finde ich spannend. Für den zweiten Artikel zu Papyrus möchte ich mehr über die Kriterien herausfinden, nach denen die Lesbarkeit eingestuft wird.
Auch sehr praktisch finde ich die Einstellungsvarianten, welche Teile des Textes sichtbar sein sollen, wie etwa wörtliche Rede. Das erleichtert die Kontrolle und Überarbeitung von spezifischen Stellen ungemein.
Die recht umfangreiche Korrektur von Fehlern ersetzt allerdings weder ein Lektorat noch ein Korrektorat. Zum einen übersieht auch das beste Korrekturprogramm Fehler, zum anderen ist der Austausch mit einem Lektor und einem Korrektor von einer anderen Qualität, als das Feedback eines automatisierten Programms.
Soweit so gut. Das erste Arbeiten mit Papyrus lief gut, ich war ungemein zufrieden. Das Schreiben an sich kann ich mit dem Programm nur empfehlen.
Als Nächstes schickte ich mein Manuskript an meine Lektorin. Natürlich im pap Format, immerhin wollte ich testen, welche Vorteile mir Papyrus im Vergleich zu meinen anderen Programmen in dieser Sparte bietet. Was zurückkam, war leider alles andere als beglückend.
Zum einen waren die Korrekturen in der Farbe lila. Diese Farbe hebt sich vom schwarzen Text kaum ab. Da es am Rand des Textes auch keine Fehlerstriche gab, war es schwierig, kleine Korrekturen, wie Kommas, überhaupt zu finden.
Meine eigenen Korrekturen werden in Grün angezeigt. Bislang habe ich noch keine Stelle gefunden, an der ich Korrekturmarkierungen am Textrand einschalten oder die Korrekturfarbe ändern könnte. Nachforschungsergebnisse zu diesem Punkt, werden in Artikel zwei folgen. Beim Schnell-Checkup ist das Urteil: Nicht augenfreundlich.
Textänderungen finde ich ungünstig gehandhabt. Der gestrichene Text steht außerhalb im Kommentar, statt im Text neben der neuen Änderung, so dass Vergleichen anstrengend ist.
Außerdem musste ich sowohl die Streichung als auch den Ersatztext einzeln bestätigen, statt einmal zu sagen: „Änderung übernehmen.“ Das macht doppelte Arbeit beim Klicken.
Das größte Problem war allerdings, das irgendetwas bei der Übertragung der Datei von meinem Papyrus zum Papyrus der Lektorin schief gegangen ist. Sah mein Manuskript bei mir noch einwandfrei aus, wurden beim Öffnen in ihrem Programm mehrere Sätze übereinandergeschoben, so dass sie nicht mehr lesbar waren. Das ganze Dokument ließ sich nicht mehr in einem abspeichern sondern nur noch in Teilstücken und bei der Rückübertragung gingen Teile der Änderungen und Anmerkungen verloren oder wurden nicht angezeigt. Ob das an unterschiedlichen Versionen von Papyrus lag, können wir bis heute nicht sagen.
Das Fazit des ersten Tests für Änderungen durch Dritte fällt demnach denkbar schlecht aus. Bei den Änderungen, der Verfolgung dieser und deren Bestätigung ist Papyrus im ersten Versuch durchgefallen. Ob sich daran noch etwas ändert, werden wir im zweiten Artikel sehen.
Was euch im nächsten Teil erwartet:
- Ich werde meine groben Ergebnisse zum ersten Arbeiten mit Papyrus noch einmal prüfen. Lag ich mit meiner Einschätzung richtig und wenn nicht, wieso?
- Erste Schritte mit weiteren Programmangeboten wie: Buchsatz, Umwandlung in PDF (mit Grafiken), Umwandlung in e-pub.
- Erweiterte Arbeit mit der Stilprüfung und der Lesbarkeitsprüfung (Kriterien für die Einschätzung).
- Erster Test der Plottfunktionen Figuren-Datenbank, Zeitstrahl, Denkbrett.
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