Abgezockt – Assassins Creed Syndicate

Erscheinungszeitraum: 2015

Altersfreigabe:

Gespielt auf: PC über Steam mit Gamepad

Genre: Action- Adventure

Achtung, sensibler Inhalt! Extreme Gewalt, Mord und Totschlag

Geschichte und Setting

Wir spielen ein Geschwisterpaar, Evie und Jacob Frye, im viktorianischen Zeitalter. Sie gehören zu den Assassinen und kämpfen gegen die Templer, die Kontrolle über den freien Willen erlangen wollen. Ohne konkrete Anweisung begeben sich die beiden nach London, um es von der Kontrolle durch ihre Gegner zu befreien. Dabei verfolgen die beiden unterschiedliche Wege, um ihr Ziel zu erreichen. Evie sucht das Gerät (den Edenapfel) mit dem die Templer ihren teuflischen Plan umsetzen wollen und Jacob schart den Pöbel als Gang um sich.

Zu Beginn gleich meine erste Freude: Das Spiel hat ein in die Geschichte eingebautes, vernünftiges Tutorial, das die ganze Steuerung erklärt, ohne nervig zu sein. Danke dafür.

Es ist erfrischend zwischen zwei Charakteren wechseln zu können und endlich auch mal eine Frau als Primärassassine in einem der Hauptteile zu spielen.
Mich nervt allerdings zwischendurch der klischeehafte Geschlechterkampf der Geschwister. Auch wenn sie unterschiedliche Wege verfolgen, hätte es die Hänseleien nicht gebraucht. Geschwister, die trotz Unterschieden gut klar kommen, das wäre mal was anderes.

Was leider nicht aufgeklärt wird, ist die Trophäensammlerei der Geschwister. Wenn sie jemanden töten, wischen sie mit einem Taschentuch über die blutige Kehle und stecken es ein. Mich interessiert, wieso sie das machen.

Manchmal nervt mich die eingeschränkte Wahlmöglichkeit. Beispiel beim Hypnotiseur. Es hängt nichts von meinen Entscheidungen ab, das Spiel nimmt seinen Lauf, auch wenn ich den Schaden kommen sehe und mich anders entschieden hätte. So muss Jacob der dumme Strunk bleiben, der auf die Templer:in reinfällt und Evie gehen alle Erfolge flöten, weil sie nicht vorausschauend handeln darf.

Richtig nostalgisch waren die Anspielungen auf Vorgängerteile, vor allem zu Edwars Kennway. Diese Brücken zu anderen Spielen fehlen mir oft in den Teilen, deswegen habe ich die Umsetzung in diesem Spiel sehr gefeiert.
Dazu gehört auch die vernünftige Verknüpfung zur Gegenwart. Meist bleibt es ein liebloses Detail, das wir als Spieler:innen eigentlich in einem Animus liegen und die Vergangenheit von Vorfahren durchleben. Nicht so in Syndicate, hier schlagen die Macher endlich wieder einen Bogen zur Geschichte mit Abstergo. Der Einbau von Shawn und Rebecca als Trägercharaktere einer spielübergreifenden Storyline ist eine schöne Brücke.

Wie immer haftet dem Spiel ein ganz bestimmter epochaler und regionaler Charme an. Die Zeit der beginnenden Industrialisierung wird realistisch in Szene gesetzt. Die Bandenkämpfe, Kinderarbeit und Straßenkinder passen sehr gut zum zeitlichen Charakter.
Gerade die Bandenaktivitäten mit Messerkämpfen und den Boxeinlagen sind charmant, wenn auch mitunter etwas brutal und blutig.

Große Klasse ist die Geschlechtermischung im Spiel. Endlich sind auch weiblich wahrgenommene Personen unter den Akteuren dabei. Die Schurken sind nicht alles Männer. Sogar ein als trans Mann lesbarer Charakter ist als Figur dabei. Von dieser selbstverständlichen Mischung würde ich gerne viel mehr sehen.

Neben dem gewohnt tollen Setting, den charakteristischen Details, ist die Vielfältigkeit und Dynamik des Spiels großartig.
Überall fahren Kutschen herum, die in mehr als einer Hinsicht benutzt werden können. Die Assassinen können sich oder Geiseln darin verstecken, sie können selbst fahren, mitfahren, sich dranhängen, drüberspringen. Das gilt auch für die Schiffe auf der Themse und die Züge, die durch ganz London fahren. Dadurch rennen Spieler:innen nicht nur durch Straßen und klettern über schöne Fassaden. Die Stadt lebt und wir können uns überall und auf vielfältige Weise in ihr bewegen.
Hinsichtlich des einheitlichen und zeitlich atmosphärischen Zusammenhangs gefällt mir auch das Zugversteck sehr gut.
Zugegeben, manchmal nervt die Dynamik auch, wenn der Charakter mal wieder nicht aus dem Wasser kommt, der Tresor im Zug voll ist, ich aber nicht in den Bezirk will, in dem das Versteck gerade herumfährt. Alles in allem gefielen mir die beweglichen Möglichkeiten allerdings sehr gut.
Abgesehen von den mobilen Gefährten feiere ich den Seilhaken, der wieder eingeführt wurde. Endlich muss ich nicht mehr stundenlang jeden Fries auf Kirchtürmen erklimmen und kann mich in einem Rutsch hochziehen. Außerdem ist das Seil auch noch für Überquerungen von Straßenschluchten nützlich. Ich liebe dieses Gimmick und will es nicht missen.
Wie in den meisten Teilen unterscheiden sich die Aufgaben von Gebiet zu Gebiet nicht. Hier wen töten, da wen befragen, dort wen befreien und das mit viel Kletterei. Durch die vielen Bewegungsmöglichkeiten kam es mir allerdings nicht so eintönig vor, wie in manchem Vorgängerteil. Es gibt jede Menge Nebenquests mit historischen Charakteren. Die historischen Charaktere sind geschichtlich zwar nicht korrekt eingebaut, aber trotzdem nette Extras. Auch die Sympathisanten haben mir gut gefallen. Vor allem die Möglichkeit Leute auch als Geisel nehmen zu können und mich so zu tarnen, hat mir sehr gut gefallen. Zusätzlich gibt es Boxclubs und Kutschenrennen. Bei den Hauptquests gibt es zudem Gelegenheiten, die Einfluss auf die Quests haben, begrenzt zwar, aber das ist ein guter Ansatz. Auch die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten sind super und bieten mehr Wahlmöglichkeiten.
Fässer fallen lassen zu können ist ein weiterer toller Zusatz. Solche Umgebungsgegebenheiten nutzen zu können ist ein Fortschritt, der unbedingt beibehalten werden sollte.

Ich fand es schade, dass ich viele Leute überfahren habe. Oft laufen die Passanten vor die Kutsche, obwohl sie mich kommen sehen. Besseres Ausweichen von Unschuldigen wäre schon gut. Zumindest wurden einem die Toten nicht negativ angerechnet.
Zusätzlich hätte ich gerne die Pferde ausgeschirrt, wenn ich Kutschen in die Luft jagen muss. Die unnötigen toten Tiere haben mir sauer aufgestoßen.

Grafik und Sound

Die Grafik war wie immer großartig. Londons Straßen und Häuser sahen perfekt aus, Wetter- und Lichtbedingungen schaffen zusätzliches Flair.
Beim Synchronisieren der Stadtbereiche werden die Fundsachen mit angezeigt. Das ist schade, weil es den Genuss der Stadtlandschaft irgendwie stört. In dem Moment will ich eigentlich nur die Landschaft genießen und der Arbeit der Macher Respekt zollen.

Die Musik war auffälliger als bei anderen Teilen, finde ich, hat aber meist sehr gut zur Zeit und der Stimmung gepasst. Nur die eine Arie hat mich immer wieder verwirrt, weil sie so tragisch klang und manchmal gespielt wurde, wenn es gar nicht tragisch war.
Manche Texte von Gegnern sind gut durchdacht. So sagen sie nicht immer das gleiche, zumindest seltener als früher. Davon würde ich mir mehr wünschen. Das macht das Spielerlebnis authentischer und interessant.
Stimmig fand ich auch die Bobbies. Das Geräusch ihrer Knüppel war drollig.

Wie immer strotzt das Spiel vor Videosequenzen. Sie passen hervorragend und machen das Spielen erst zu einer Geschichte. Richtig gut hat mir auch gefallen, dass die Opfer neben ihren Leichen stehen und noch mit den Assassinen reden. Das ist zwar nicht sehr authentisch, aber irgendwie charmant. Immerhin hat ja die ganze Animus Abstergo Sache den Clue, dass nichts wirklich vergeht und weg ist.

Steuerung

Adlerauge funktioniert im Rennen nicht mehr. Das finde ich nervig. Dafür ist es so lange aktiv, wie der Charakter nicht rennt oder klettert. Das ist sehr praktisch, wenn ich hinter einer Ecke lauere und Gegner beobachte.
Das Menü gefällt mir richtig gut. Nicht nur, dass Evie und Jacob einen übersichtlichen Talentbaum haben, der zeigt wann Fähigkeiten aktiv werden, auch die eigene Gang kann verbessert werden. Das hat sehr viel Spaß gemacht.
Schade nur, dass die Ausrichtung der Talente festgelegt war. So waren die Pistole und das Boxen für Jacob, Messerwerfen und schleichen ist Evies Part.
Sehr hilfreich war die Anzeige des Todessprunges. So wusste ich immer, wann er geht und wann nicht.

Fazit

AC Syndicate zählt zu meinen Lieblingsteilen von Assassins Creed. Es ist charismatisch, abwechslungsreich, dynamisch und enthält viele tolle Details. Das Parcour-Laufen, die Assassinenelemente und die Charakterdarstellung haben mit vielen Möglichkeiten aufgewartet, die mir vorher oft fehlten.

Weitere Meinungen zu „AC Syndicate“ findest du bei:
Geekgeflüster
Gamestar

Assassins Creed Syndicate ist der neunte Teil der Reihe. Es ist meiner Meinung nach eines der besten AC-Spiele.

Meine Rezension zum Vorgängerteil AC Unity.
Meine Rezension zum Nachfolgeteil AC Origins.

Ein Gedanke zu „Abgezockt – Assassins Creed Syndicate“

  1. Pingback: Abgezockt – Assassins Creed Unity – Dystopische Autorin

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