Rezension – Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren

Klappentext:
„In der Nacht, als Ronja geboren wurde, rollte der Donner über die Berge. Ja, es war eine Gewitternacht, dass sich selbst alle Unholde, die im Mattiswald hausten, erschrocken verkrochen …“

Mitten im Wald, zwischen Räubern, Graugnomen und Wilddruden, wächst Ronja, die Tochter des Räuberhauptmanns Mattis, auf. Eines Tages trifft sie auf ihren Streifzügen Birk, den Räubersohn aus der verfeindeten Sippe von Borka. Und als die Eltern den beiden verbieten, Freunde zu sein, fliehen Ronja und Birk in die Wälder …

Genre: Kinder- und Jugendbuch, Abenteuer

Cover

Da ich zu den Coverläufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Das Cover spiegelt den Inhalt recht gut wieder. Die Hauptperson ist ein Kind, das viel in den Wäldern herumstreift. Pfeil und Bogen sind dabei wohl eher Attribute, die bei Spiel in Wald und Wiese als passend empfunden wurden oder den räuberischen Aspekt verbildlichen sollen. In der Geschichte ist Ronja nicht bewaffnet. Aber das spielt keine große Rolle, die Darstellung passt in ihrer Gesamtheit und farblich gut.
Das schöne, aussagekräftige Bild hätte mich zum Kauf verleitet, wenn ich nach so einem Genre Ausschau gehalten hätte. Es passt zur Zielgruppe.

Inhalt

Ronja weiß nicht viel über die Gefahren der Welt und was ein Räuber macht. Doch während sie größer wird, lernt sie, dass sie vieles anders machen möchte, als ihre Eltern. Die Wälder um die heimatliche Räuberburg und die Natur sind ihr am liebsten. Und der Sohn der feindlichen Räuberbande. Doch damit sind die erwachsenen Räuber gar nicht einverstanden.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.
Ich genoss es, die Geschichte zu lesen. Ronja sticht als Freigeist heraus und das, obwohl die wenigen anderen weiblichen Figuren sehr klassische Mutterrollen einnehmen. Das mochte ich als Kind schon gerne, weil es mir gezeigt hat, dass es sehr wohl okay ist, wenn ich gerne auf Bäume klettere und tobe, auch wenn mir immer wieder gesagt wurde, dass Mädchen sowas doch bitte nicht machen.
Das es sonst keine Frauenfiguren gibt, zum Beispiel unter den „richtigen“ Räubern, bedaure ich sehr, aber das Buch wurde zu einer Zeit geschrieben, als Rollenverteilung noch viel konservativer und rückwärtsgewandt war.
Die Naturbezogenheit von Ronja und ihre offene Freude über alles, was es im Wald zu entdecken gibt, mag ich sehr. Es erinnert mich an meine eigenen Kindertage, wenn ich in den Ferien mit den Freunden herumgestrichen bin.
Zwei Kindern, die die Feindschaft ihrer Familien überwinden, ist kein neues Konzept. Doch in diesem Buch wird es mit solcher klaren Einfachheit dargestellt, dass es eine meiner liebsten Versionen dieser Art Geschichte ist. Ronja und Birk sind Geschwister und ignorieren alte Lasten ihrer Eltern einfach. Gerade die Beschreibung, wie die beiden über ihre Eltern hinauswachsen, wenn sie älter werden und sich ihre eigenen Meinung bilden, ist ein feines Beispiel für junge Leser, dass es richtig ist, Dinge in Frage zu stellen und anders zu handeln als die Eltern. Das mag ich gerne.
Ein besonderer Aspekt der Geschichte sind die Wesen, die neben den Räubern den Wald bewohnen. Es sind fantastische Geschöpfe, großteils gruselig und garstig. Aber auch wenn ich mich als Kind vor den Druden und Graugnomen gefürchtet habe, hat es sehr viel Freude bereitet, Ronja dabei zuzusehen, wie sie allen Gefahren trotzt. Die Rumpelwichte finde ich nach wie vor putzig. Durch die fantastischen Wesen bekommt das Buch einen Märchencharakter, den ich ungemein charmant finde.
Letztendlich steht Ronja dem sonstigen Frauenbild im Buch gegenüber und wählt ihre eigene Zukunft.

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als üblich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Die Fabelwesen halte ich für eine charmante Bereicherung der Welt.

Ronjas Freude über den Frühling und ihr bewusster Umgang mit ihrer Umgebung sind schön zu lesen.

Außer Müttern und Räubern, die auch mal um sich schlagen, gibt es keine anderen Charaktertypen, von den Kindern einmal abgesehen.

Fazit

Eine Leseempfehlung für ältere Kinder. Für ganz Kleinen ist es mitunter doch zu gruselig, die etwas Größeren werden viel Vergnügen auf den Streifzügen mit Ronja haben. Allerdings bedürfen manch überholten Weltanschauungen, die durchschimmern einer reflektierten Lesebegleitung.

Weitere Meinungen zu „Ronja Räubertochter“ findet ihr bei:
ReadBooksAndFallInLove
Buchexe
Lesezauber

Ronja Räubertochter las ich im Zusammenhang mit der Nornennetzchallenge zum Schuber #HiddenPowers. Hier der Link zu den Kurzmeinungen einiger Nornen.

Die nächste Rezension zu bedeutender Literatur von Autorinnen ist zu „Die Farbe Lila“ von Alice Walker.

2 Gedanken zu „Rezension – Ronja Räubertochter“

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