Rezension – Die Farbe Lila

Die Farbe Lila von Alice Walker

Klappentext:
„Lieber Gott, ich bin vierzehn. Ich war immer brav. Vielleicht kannst Du mir ein Zeichen geben und mir sagen, was mit mir vorgeht …“ Celie, vergewaltigt von dem Mann, den sie Vater nannte, wird in eine schlimme Ehe gedrängt. Niemand, mit dem sie sprechen kann, außer mit Gott. Aber dann lernt sie Shug Avery kennen, die gewitzte Sängerin, und entdeckt mit Staunen die Kräfte, die in ihr, dem Opfer und häßlichen Entlein, schlummern.

Genre: Briefroman, Drama

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Zu diesem Buch gibt es eine Vielzahl an Covern. Das meines Buches ist schlicht und emotional. Ich finde, dass das kleine Mädchen ein passender Spiegel von Celies Seele ist und ein gutes Gefühl davon vermittelt, um welche Gefühle sich die Geschichte dreht.

Inhalt

Celie ist ein liebes und zuvorkommendes Mädchen aus der armen Bevölkerungsschicht. Von einem gewalttätigen Vater wird sie an einen gewalttätigen Ehemann weitergereicht. Eigentlich spricht alles dafür, dass ihr Leben ein schlimmes Ende nimmt. Doch dann treten Frauen in ihr Leben, die ihr zeigen, dass es auch anders geht.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Der Einstieg ist heftig, wie ein Schlag vor den Kopf.
Es ist eine Art Tagebuchroman. Die Protagonistin spricht mit Gott. Ein ungewohntes Format für mich, aber interessant.
Der Text ist umgangssprachlich, was es manchmal schwer zu lesen macht. Aber diese Sprache wirkt sehr authentisch und schafft – wenn auch manchmal nervig – einen realistischen Bezug zum Leben der Figuren.
Die Männer sind für Celie nur Mr. – – -, austauschbar. Das trifft durchaus zu, denn bislang waren sie allesamt gewalttätig, missbrauchen und benutzen Frauen.
Sofia ist taff, lässt sich nicht schlagen. Ich kann sie gut leiden.
Es ist herzzerreißend, welches Unrecht Celie widerfährt. Die Lehrerin sieht es, die Menschen in der Kirche sehen es, aber die Gesellschaft akzeptiert es als gegeben. Die Frau muss ihrem Mann gehorchen. Und wenn er nicht zufrieden ist, dann kann er sie schlagen und züchtigen, wie er will.
Die Erwähnung, dass Harpo lieber Hausarbeit macht und Sofia lieber den Hof bestellt, ist toll. Es bricht das Rollenbilder auf, zumindest für den Leser. Schon die Wahrnehmung, dass nicht jeder Mann Arbeit bevorzugt, die als „Männerarbeit“ gilt, sondern Tätigkeiten mag, die als „Frauensache“ abgestempelt werden, sorgt für Reflektion, ob die eigene Wahrnehmung von diesen Dingen vielleicht nur gesellschaftsgemacht ist. Schade nur, dass Harpo dadurch als faul gilt. Allerdings auch nicht überraschend, denn immerhin ist die Gesellschaft, in der er lebt, rollenfixiert.
Die Anspielung, dass Cellie Shug sexuell anziehend findet, ist in mehrererlei Hinsicht interessant. Zum einen ist ihre Beziehung so natürlich geschildert (daran können sich viele Autoren ein Beispiel nehmen), zum anderen zeigt es, wie früh diverse Lebensweisen Einzug in die Literatur fanden. Der Fortschritt bis heute ist dadurch deutlich als langsam und gering zu indentifizieren, finde ich.
Celies naive, ungebildete Betrachtung der Welt ist manchmal schockierend, manchmal erfrischend, aber meist traurig. Ich habe das Gefühl, dass auch ihr Mangel an Erfahrung und Bildung dazu beiträgt, sie in unerträglichen Verhältnissen zu halten.
Die Beschreibungen von Sex und den Sexualorganen ist recht unverblümt. Über den Knopf muss ich lachen. Als wäre die Scheide ein Gerät.
Ich mag dieses Zitat „Die Welt wandelt sich, sage ich. Es ist keine Welt mehr nur für Jungen oder Männer.“ Erschreckend, wie langsam so ein Wandel abläuft.
Sophias Unglück scheint die Charaktere zusammenrücken zu lassen. Es ist sehr interessant zu beobachten, wie sich der Umgang miteinander ändert. Gerade auch der Umstand, dass manche Männer Namen bekommen und nicht mehr nur Mr. — sind. Das verdeutlicht Celies innere Veränderung, aber auch, wie Aspekte von Personen zutage treten, die bis dahin nur bestimmte Seiten an sich gezeigt haben.

Ich habe große Freude an Celies wachsendem Verständnis für Zusammenhänge.
„Jedenfalls, sag ich, is der Gott, zu dem ich gebetet und dem ich geschrieben hab, ein Mann. Und er benimmt sich genau wie die ganzen anderen Männer, die ich kenn. Liederlich, vergeßlich und gemein.“
Der letzte Teil der Geschichte ist ein humorvoller, subtiler Spaß. Ein wundervoller Ausgleich für den derben Beginn. Und besonders schön finde ich, wie Celie nicht nur sich selbst wachsen lässt, sondern auch andere um sich herum.

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als üblich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Für den zarten und herrlichen Humor

Fazit:
Die Farbe Lila ist eine schmerzhafte und wundervolle Geschichte.

Weitere Meinungen zu „Titel“ findet ihr bei:
Wissenstagebuch
Bücherjäger

Die Farbe Lila las ich im Zusammenhang mit der Nornennetzchallenge zum Schuber #HiddenPowers. Hier der Link zu den Kurzmeinungen einiger Nornen.

Die nächste Rezension zu bedeutender Literatur von Autorinnen ist zu „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen.

Ein Gedanke zu „Rezension – Die Farbe Lila“

  1. Pingback: Rezension – Ronja Räubertochter – Dystopische Autorin

Kommentare sind geschlossen.