Buchrezension – Kassandra

Kassandra von Christa Wolf

Klappentext: In Kassandra greift Christa Wolf auf einen Mythos des abendländischen Patriarchats zurück, den Trojanischen Krieg. Während Kassandra, die Seherin, auf dem Beutewagen des Agamemnon sitzt, überdenkt sie noch einmal ihr Leben. Mit ihrem Ringen um Autonomie legt sie Zeugnis ab von weiblicher Erfahrung in der Geschichte.

Genre: Drama, historische Fantasy

Achtung, sensibler Inhalt! Extreme Gewalt, sexuelle Gewalt, Krieg

An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei all den Leuten bedanken, die Arbeit und Mühe in das Buch gesteckt haben. Unabhängig davon, wie ich das Buch persönlich bewerte, verdienen die künstlerischen Ambitionen Anerkennung. Dankeschön.

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Dem Bild nach hätte ich den Inhalt für eine Biografie gehalten oder eine Reportage, wie die Autorin ihr Buch geschrieben hat. Für Fantastiklesende halte ich es für nicht ansprechend. Für Biographiesuchende ist es eventuell irritierend.

Ich persönlich hätte das Buch mit diesem Cover nicht gekauft.

Inhalt

Kassandra aus Troja erzählt nach Kriegsende wie ihre Stadt gefallen ist.

Perspektive

Personaler Erzähler aus der Sicht von Cassandra.

Erste Person, Präsens und Präteritum, da sie im Jetzt von damals redet.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Es ist ein bisschen als würden wir im Kopf von Kassandra stecken und ihr beim unsortierten Denken zuhören. Es gibt keine richtige Struktur. Sie springt immer wieder in ihren Gedanken, redet teilweise zusammenhanglos und wirr. Das passt wahrscheinlich ganz gut zu ihrer aktuellen Situation, denn sie steckt als Gefangene, nach dem Untergang ihrer Stadt, als eine der letzten Überlebenden, in einem Wagen und wird nach Griechenland gekarrt. Eventuell ist sie dehydriert, vor allem aber traumatisiert. Leider lässt sich die Geschichte dadurch schwerer lesen, es tauchen plötzlich Ereignisse oder Personen auf, die zuvor nie erwähnt wurden, verschwinden manchmal genauso sang und klanglos.

Die Formulierungen empfand ich ab und an unfreiwillig lustig. Priamos, König von Troja sagt irgendwann einmal „schlimm, schlimm“. Das passte so wenig zur dramatischen Situation.

Der skurrile Mix aus unaussprechlichen Taten und Markttagen mit dem Feind ist sehr interessant. Das konnte ich mir recht gut vorstellen.

Auch sehr spannend, war der politische Aufstieg von Eumelos, der plötzlich was zu sagen hatte. Seine Ansichten, seine Handlungen haben die Entwicklungen immer mehr beeinflusst. Diese Darstellung hat mir gut gefallen, weil es sinnbildlich dafür steht, wie Fanatiker eine ungünstige Lage noch verschärfen und die eigentlichen Machthaber dadurch unter Druck geraten oder fehlgeleitet werden.

Ohne Geschichtskenntnisse könnte das Buch durchaus noch verwirrender aufgenommen werden, da die Geschichte durchaus voraussetzt, dass Lesende bestimmte Charaktere im trojanischen Krieg kennen. Wirklich vorgestellt werden sehr wenige. Allerdings sehen wir diejenigen, die vorkommen, aus einer sehr persönlichen Warte. Neben den vielen epischen Darstellungen eine schöne Abwechslung.

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als üblich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Der chaotische Verlauf der Erzählung hat mir nicht gefallen. Es enstehen dadurch viele Lücken und macht den Text schwer lesbar.

Fazit:

Die Geschichte an sich war durchaus interessant. Dadurch, dass sie kurz ist, kam ich bis zum Schluss. Der Stil ist allerdings so gar nicht meins.

Weitere Meinungen zu „Kassandra“ findet ihr bei:
Dieter Wunderlich
Literaturzeitschrift

„Kassandra“ las ich im Zusammenhang mit der Nornennetzchallenge zum Schuber #HiddenFantastik im März. Hier der Link zu den Kurzmeinungen einiger Nornen.

„Circre“ ist das Buch für den April. Hier die Rezension.

Worum es bei dem Schuber geht, welche Bücher wir in diesem Jahr lesen und bei welcher Challenge du mitmachen kannst, erfährst du hier.

Wenn du dir den Schuber #HiddenPowers vom letzten Jahr ansehen möchtest, „Ronja Räubertochter“ war das Buch im März. Über den Beitrag kommst du auch auf die Übersichtsseite.

Ein Gedanke zu „Buchrezension – Kassandra“

  1. Pingback: Buchrezension – Circe – Dystopische Autorin

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