Buchrezension – Die Auserwählten – Phase Null

Die Auserwählten – Phase Null von James Dashner

Klappentext:

Sie sind die Auserwählten. Dazu erkoren, eine Welt zu retten, die längst verloren scheint. Sie sind die Zukunft der Menschheit und ihre einzige Hoffnung. Das glauben sie zumindest. Denn noch ahnen sie nichts von geheimen Allianzen, schockierenden Geheimnissen und unverzeihlichen Lügen.
Sie wissen nur, dass sie von ANGST auf die erste Phase des Experiments vorbereitet werden.
Das macht die Auserwählten zu Freunden – und damit beginnt der Verrat an Thomas.

Genre: Mystery, Science Fiction, Dystopie

Achtung, sensibler Inhalt! Folter, Gefangenschaft, extreme Gewalt.

An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei all den Leuten bedanken, die Arbeit und Mühe in das Buch gesteckt haben. Unabhängig davon, wie ich das Buch persönlich bewerte, verdienen die künstlerischen Ambitionen Anerkennung. Dankeschön.

Cover

Da ich zu den Coverkäufern zähle, beschäftige ich mich auch mit der Frage, ob mich Cover ansprechen würden und zum Kauf verleiten.

Der futuristisch wirkende Korridor, die rennende Schattengestalt und die Art der Schrift passen gut zusammen. Die Komposition, auch mit der kalten Farbe, vermitteln den Inhalt des Buches und regen mich – als Science-Fiction-Leserin – dazu an, das Buch in die Hand zu nehmen.

Inhalt

Die Krankheit „Der Brand“ hat die Menschheit befallen. Immune Kinder wie Thomas und Teresa sind die ganze Hoffnung der übrig gebliebenen Regierungen. In einem Labor werden sie fortwährend untersucht und Prüfungen unterzogen, um herauszufinden, wie ihre Immunität auch anderen gegen den Brand helfen kann. Die vertretbaren Grenzen für die Wissenschaft, wenn der Untergang der Menschheit kurz bevorsteht, verschwimmen.

Gedanken beim Lesen

Diese Kritik hat nur am Rande etwas mit meinem Gesamturteil über das Buch zu tun. Es sind spontane Emotionen und Eindrücke.

Phase Null wartet mit dem gewohnt guten Unterhaltungsfaktor auf. Das Buch ist leicht, spannend und meist vergnüglich zu lesen.

Die Figuren sind alle bakannt, wenn man Phase Null als Prequell nach der Maze Runner Trilogie liest. Das macht einen Teil des Charmes aus, weil einige Hintergründe aufgedeckt werden, die Leser der vorhergehenden Geschichte brennend interessieren. Newt wurde nur zufällig mitgenommen, was sein Schicksal umso trauriger macht und die Willkür unterstreicht, mit der von ANGST (oder wie sich dir Firma auch immer vorher abkürzt) gearbeitet wird. Wie hießen manche der Kinder (vor allem Thomas) wirklich?
Thomas tritt schon als fünfjähriger in Erscheinung. Allerdings finde ich seine Sprachwahl und seine Gedanken nicht altersgerecht. Er denkt von Beginn an wie ein Erwachsener.
Auch wieso Minho sich mehr als die anderen vor den Griewern fürchtet, ist ein interessantes Puzzelteil. Und es gibt noch mehr Einzelheiten und tolle Kleinigkeiten zu entdecken.
Ein kleiner Fehler hat sich bei George eingeschlichen. Alby ersticht ihn, dabei ist er laut MazeRunner 1 angeblich im Schacht zerteilt worden.

Ich liebe den Weltenbau bei Maze Runner. Das dystopische Setting ist in jeder Geschichte klasse. Hier befinden wir uns vornehmlich in einer Laborsituation. Den Bau des Labyrinths können wir hautnah mitverfolgen und auch den Verfall der verbliebenen Regierung.
Allerdings mangelt es hier an einer Begründung durch den Autor dafür, wieso ANGST die Jugendlichen in den Bau der Labyrinthe mit einbeziehen sollte. „Sie gehören zu Elite und sind mehr als schlau“ reicht mir nicht als Begründung und wirklich smart kommen die Jugendlichen in keinem Buch rüber. Und wie schon in den anderen Teilen gibt es keine wirkliche Erklärung, wie die Experimente tatsächlich helfen sollen eine Heilung zu finden. Es gibt einen Masterplan, es gibt Szenarios, aber nichts handfestes, das die Art der Forschung rechtfertigen würde. Es wirkt wie unbeholfenes Gestocher in der menschlichen Psyche auf gut Glück.
Den Wahnwitz von Wissenschaftlern wie Dr. Paige, die meinen, es wäre das Recht der Überlebenden unmenschlich zu sein, weil sie grausames erlebt haben oder von Dr. Leavitt sie wären extrem effektiv, obwohl nichts vorwärtsgeht, finde ich durchaus gut dargestellt. Es ist verständlich, dass man sich irgendwann in einer Idee verliert, wenn es keine Hoffnung gibt. Aber es mangelt mir tatsächlich am fundierten Kerngedanken zurechnungsfähiger Forscher. Das kommt auch noch einmal sehr deutlich rüber, als erwähnt wird, die genauen Schritte stünden auf dem Bildschirm, aber bevor Thomas sie lesen kann, schaltet Dr, Paige den Bildschirm leider ab. Das wirkt so, als wolle oder könne der Autor nicht mit vernünftigen Basisdaten aufwarten. Eine logische Kausalkette bezüglich der Experimente fehlt auch weiterhin. Die ganzen Experimente scheinen bloßer Aktionismus aus Verzweiflung zu sein.

Wie die Kinder aufwachsen, unterrichtete werden, mit welchen Methoden sie gefügig gemacht und manipuliert werden, ist sehr eindrucksvoll dargestellt. Der militärische Drill, der immer gleiche Tagesablauf ohne Highlights und die vollkommene Isolation sind spürbar. Es ist wirklich genial, wie präzise die Abhängigkeit der Kinder von der Firma aufgebaut wird.

Der Anfang des Buches enthält wenige der Schwächen, die mich bei den ersten Teilen im Subtext gestört haben. Es wird keine künstliche Konkurrenz zwischen der Mädchen- und der Jugengruppe forciert, als wäre das ein Geschlechterkampf. Doch leider kommen einige der unguten Rollendarstellungen gegen Ende wieder durch. Kaum tritt Brenda auf den Plan, geht der Catfight um Thomas los, obwohl er bisher gar nicht über romantische Gefühle zu Teresa nachgedacht hat und gar nicht genug Zeit hatte Brenda kennenzulernen. Außerdem werden Thomas Depressionen als Protestverhalten aus Überlegenheit forciert und Teresas Arbeitswut – die lediglich ihr individuelles Kompensationsverhalten in ihrer ausweglosen Situation ist – als blinder Gehorsam und Unmenschlichkeit dargestellt. Beide tun, was die Firma möchte, aber nur Teresa ist letztendlich „die Verräterin“.

Résumé

Abgesehen von meinem Fazit, werde ich Punkte vergeben. Das wird allerdings anders aussehen, als üblich. Bei mir gibt es nämlich keine Sterne. Ich vergebe an meine Lektüre Federn und Tintenkleckse. Das Prinzip funktioniert ganz einfach. Für Aspekte, die mir besonders gut gefallen, gibt es eine Feder, für Schnitzer, über die ich nicht hinwegsehen kann, gibt es einen Klecks. So kann es durchaus passieren, dass ein Buch auch mal weder eine Feder noch einen Klecks bekommt.

Die psychologischen Komponeneten sind wirklich sehr gut ausgearbeitet.

Es bleiben ein paar lose Enden zurück, die nicht zusammenpassen.

Fazit:

Phase Null ist der beste Teil der Maze Runner Saga, finde ich. Die Welt und die Figuren sind wieder wunderbar in Szene gesetzt. Leider ist deutlich zu merken, dass die Geschichte abseits der anderen Teile entstanden ist, weil einige Fehler auftreten und Lücken bleiben, die verhindern, dass sich ein harmonisches Gesamtbild ergibt. Aber davon abgesehen ist die Geschichte unterhaltsam, enthält viele Details zu den Charakteren und ist gut zu lesen.

Weitere Meinungen zu „Phase Null“ findet ihr bei:
Geschichtentänzer
Bookishhearts
Bücherfantasie

Meine Rezensionen zu
Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth
Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste
Maze Runner – Die Auserwählten in der Todeszone
Die Auserwählten – Kill Order

Die nächste Station auf der #Dystopiereise ist das futuristische Chicago aus der Welt von „Die Bestimmung“.

Ein Gedanke zu „Buchrezension – Die Auserwählten – Phase Null“

  1. Pingback: Buchrezension – Maze Runner 3 – Dystopische Autorin

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